Im Elite Brennpunkt stellen wir regelmäßig drei Milcherzeuger/innen Fragen zu einem Thema, dass die Milchbranche aktuell beschäftigt.
Wie ist die tierärztliche Versorgung bei Ihnen im Betrieb organisiert? Gibt es Vor- und Nachteile?
Florian Schmitz: Fütterungsberatung, Fruchtbarkeitsmanagement, Notfälle – unsere Herde wird komplett von einer großen Rinderpraxis betreut. Ein großer Vorteil ist der feste Rhythmus in der Fruchtbarkeitsbetreuung. Aufgrund der...
Im Elite Brennpunkt stellen wir regelmäßig drei Milcherzeuger/innen Fragen zu einem Thema, dass die Milchbranche aktuell beschäftigt.
Wie ist die tierärztliche Versorgung bei Ihnen im Betrieb organisiert? Gibt es Vor- und Nachteile?
Florian Schmitz: Fütterungsberatung, Fruchtbarkeitsmanagement, Notfälle – unsere Herde wird komplett von einer großen Rinderpraxis betreut. Ein großer Vorteil ist der feste Rhythmus in der Fruchtbarkeitsbetreuung. Aufgrund der Größe braucht die Praxis eine gute Tourenplanung. Sprich, um Wartezeit zu vermeiden, müssen wir Arzneibedarf und Notfälle, soweit möglich, früh melden.
Lisa und Julia Berkemeier: Es ist keine große Rinderpraxis in der Nähe, daher arbeiten wir mit drei Praxen: Eine Gemischtpraxis aus dem Ort versorgt Notfälle und verantwortet die Bestandsbetreuung, eine Praxis betreut einzig die Fruchtbarkeit und ein Rindertierarzt mit einer Stunde Anfahrt hilft bei Spezialfällen, z. B. in der Klauenpflege. Ein Vorteil ist, dass wir leicht eine zweite Meinung einholen können.
Sandra Neudorfer: Unser Betrieb liegt in einer intensiven Milchkuhregion, die Versorgung mit Tierärzten ist aktuell noch gut. Wir arbeiten mit einer kleinen Praxis zusammen, die alles – bestandsbetreuende Aufgaben bis Notfälle – übernimmt. Wir mussten noch nie lange warten. Vorteilhaft ist, dass nur drei verschiedene Tierärzte kommen, jeder weiß über aktuelle Behandlungen im Betrieb Bescheid.
In vielen Regionen bekommen Milcherzeuger den Mangel an Tierärzten bereits zu spüren. Praktikable Lösungen gibt es, doch der Berufsstand blockt.
Wie schätzen Sie die zukünftige Versorgung für Ihren Betrieb ein? Was könnte die Situation erleichtern?
Eine Hofapotheke und ihre Anwendung unter Anleitung der betreuenden Praxis kann Vorteile bringen.“
Florian Schmitz
Florian Schmitz: Nicht einfach, auch wegen der Auflagen. Eine Hofapotheke und ihre Anwendung unter Anleitung der betreuenden Praxis, zertifizierte Weiterbildungen, die den erlaubten Handlungsumfang der Landwirte bei Notfällen verbessern sowie ein Austausch von Gesundheitsdaten in Echtzeit könnten Vorteile bei der Notfallversorgung sowie Beobachtung der Genesung bringen.
Die Zahl der Kuhbetriebe in der Region sinkt, sie wird uninteressanter für Tierärzte, die fit im Thema Milchkühe sind.“
Lisa Berkemeier
Lisa und Julia Berkemeier: Schwieriger. Die Zahl der Kuhbetriebe in der Region sinkt, sie wird uninteressanter für Tierärzte, die fit im Thema Milchkühe sind und es durch stetige Praxis bleiben. Unsere Nähe zur Autobahn ist ein Vorteil! Für eine schnelle Erstversorgung in Absprache mit dem betreuenden Tierarzt wäre sicher die Option einer Notfall-Stallapotheke mit Pflicht zum Sachkundenachweis hilfreich.
Der Tierärztemangel sollte zu mehr erlaubter Eigenständigkeit der Landwirte bei Tierbehandlungen führen.“
Sandra Neudorfer
Sandra Neudorfer: Der Tierärztemangel sollte zu mehr erlaubter Eigenständigkeit der Landwirte bei Tierbehandlungen führen. Damit wir aktuell Medikamente bekommen und anwenden dürfen, müssen wir einen Arzneimittel-Anwenderkurs besuchen, hormonelle und intravenöse Behandlungen obliegen trotzdem nur dem Tierarzt. Ein Kurs, um das zu dürfen, würde den Alltag erleichtern.