In der Nähe von Lampenberg im Kanton Basel-Land führt Peter Schwob zusammen mit seiner Frau, seinen Eltern und einem Azubi führt einen Familienbetrieb mit 30 Milchkühen. Im alten Kuhstall mit den Fressliegeboxen liegen die meisten der lakierenden 26 Kühe und käuen wieder, zwei Kühe stehen und schauen herüber. „Das war vor dem Umbau selten so ruhig“, sagt Milcherzeuger Peter Schwob und blickt über die Köpfe seiner Herde.
Seinen alten Anbindestall hat Peter Schwob vor vier Jahren zusammen mit dem Berater Fabian Dettwiler so umgebaut, dass die Kühe viel mehr Platz, Luft und Komfort genießen können. „Anfangs wollte ich nur den Abkalbebereich optimieren. Fabian hat einen Pilotbetrieb für einen Umbau nach Tierwohlkriterien gesucht. So sind wir zusammengekommen“, erinnert sich der Milcherzeuger. Den Umbau bereut er nicht. „Ich würde es wieder genauso machen, aber schon viel früher“, erklärt er überzeugt.
Ich würde den Umbau wieder so machen, aber schon viel früher“
Peter Schwob über den Umbau seines Anbindestalls
Betriebsspiegel
30 Kühe (davon 26 laktierend)
ca. 9.000 kg Milchleistung pro Kuh und Jahr
Fressliegeboxen mit Rohrmelkanlage
50 ha, davon 20 ha Dauergrünland
Familienbetrieb (Mitarbeitende: Ehefrau, Eltern und 1 Auszubildener)
Kanton Basel-Land (Schweiz)
Stehende Kühe mit haarlosen Sprunggelenken
Die Standplätze waren nur 1,10 m breit, erinnert sich Peter Schwob. Die Kühe hatten sich aber auf eine Größe von 1,40 bis 1,50 m entwickelt. „Viele hatten geschwollene haarlose Stellen an den Sprunggelenken, haben viel gestanden und mussten warten, bis die Kuh in der Nachbarbox aufsteht“, erinnert sich Peter Schwob. Die Boxen waren mit Gummimatten ausgestattet, die mit einer dünnen Strohschicht eingestreut waren.
Der Futtertrog vor den Köpfen der Kühe war mit 60 cm sehr kurz. Dazu war dieser noch mit einem Holzbalken vom Liegebereich abgetrennt. „Da war eine 30 cm hohe Kante zwischen Liegebereich und Futtertisch“, sagt Berater Fabian Dettwiler und zeigt auf den Futtertisch, an dem im Beton noch deutlich die alte Troglänge zu erkennen ist. „Das heißt, die Kühe konnten mit dem Kopf keinen Schwung sammeln und sind dann entweder mit sehr viel Kraftaufwand aufgestanden oder haben einen halben Meter zu weit hinten gelegen.“
Auch die Länge der Standplätze passte irgendwann nicht mehr zu den immer größer gewordenen Kühen. „Viele Kühe haben sich wegen des Platzmangels schräg hingelegt und sich an den Eutern verletzt. Viele Kühe waren schmutzig, das hat keine Freude mehr gemacht“, erinnert sich Peter Schwob.
Liegeboxen: Breiter, länger und bequemer!
Deshalb hat der Milcherzeuger die Boxenbreite angepasst. Er hat jetzt zwar weniger Plätze im Kuhstall, diese sind aber für die Kühe sehr viel bequemer. Heute liegen die Kühe auf einer 20 bis 25 cm dicken Kalk-Strohmatratze anstatt wie früher auf einer Gummimatratze.
Zudem hat er den Futtertisch nach vorne in der Länge verdoppelt. Nun ist dieser rund 120 cm tief. Die Kante zwischen Futtertisch und Liegebereich musste ebenfalls weichen. Sie wurde durch einen flexiblen Gummimattelappen ersetzt. Die Liegeboxen sind heute 1,95 m lang. „Die Kühe haben jetzt ausreichend Schwungraum zum Aufstehen“ sagt Fabian Dettwiler.
„Das Herausreißen und Herausbauen haben wir alles selbst gemacht. Die Betonarbeiten haben wir von einem Maurer machen lassen“, sagt Peter Schwob. Die alte Stalleinrichtung verwenden sie teilweise wieder, zum Beispiel Altmetall und die Gummimatten.
Damit das Futter vom Liegebereich getrennt bleibt, hat er die alten Gummimatten, auf denen die Kühe vorher gelegen haben, auseinandergeschnitten und als Begrenzung eingebaut. Die Kühe liegen nun ganz an die Matte heran, weil diese am Aufstehen nachgibt. Wichtig dabei: „Die Kante muss abgerundet sein, damit die Verletzungsgefahr gering bleibt“, gibt Berater Fabian Dettwiler zu bedenken.
Auch das alte Nackenrohr musste weichen. Stattdessen hat er die Kette vom alten Kratzboden gereinigt und aufgehängt. Diese sind mit festen Gummirohren überzogen, damit die Haare der Kühe in den Ketten nicht hängenbleiben. „Die festen Karabiner waren ein Geschenk der örtlichen Feuerwehr“, erinnert sich Peer Schwob. So haben sie einiges an Kosten sparen können.
Wir haben für den Umbau fast nichts neu gekauft.
Peer Schwob, hat seinen Anbindestall 2018 umgebaut
Fenster raus, Ventilator rein!
Geht man durch den Stall, fällt dem Besucher die viele Frischluft auf, die durch das Gebäude strömt. Dafür hat Peter Schwob die Glasfenster an den Seitenwänden herausgenommen. „Wenn es im Winter bei minus 10 Grad und Ostwind richtig kalt wird, setze ich die Fenster wieder ein, weil die Melkanlage nicht frostsicher ist. Aber den Rest des Jahres bleiben die Fensteröffnungen frei“, erklärt er. Das sei die günstigere Variante als in Windnetze zu investieren. „Warum nicht die Scheiben weiterverwenden?“
Zusätzlich steht ein großer Ventilator an einem Ende des Stalls in einem der beiden Tore und verteilt Wind in den Stall. Damit die Lüftung funktioniert, muss das Tor am anderen Ende des Stalls geschlossen sein, sonst zieht die Luft dort einfach wieder hinaus. Wenn das Tor geschlossen ist, bricht sich die Luft und läuft über die Kühe in den Liegeboxen und gegenüber in der Abkalbebox aus den Fenstern heraus. „Das mussten wir aber auch erst lernen“, erinnert sich Peter Schwob. Der Ventilator bleibt im Sommer Tag und Nacht eingeschaltet, wenn die Kühe im Stall sind.
„Im Sommer sind die Kühe nachts draußen auf den umliegenden Weiden, weil die Temperaturen sehr hoch sind“, erklärt der Milcherzeuger. Sonst sind die Kühe nachts im Stall. „Wenn ich sie herausgelassen habe, haben sie sich auf der Weide alle sofort hingelegt“, erzählt er. „Heute ist es umgekehrt, heute legen sie sich hin, sobald sie zurück in den Stall kommen.“
Früher haben sich die Kühe auf der Weide sofort abgelegt, heute legen sie sich lieber in den Stall.
Peter Schwob, Milcherzeuger
Auch die Trockensteher und abkalbenden Kühen haben ein Upgrade bekommen. Die Trockensteher sind in einer alten Maschinenhalle gegenüber vom Kuhstall in einem Kalk-Stroh-Maratzenstall untergebracht. Von dort haben sie direkten Zugang zur Weide. Für die abkalbenden Kühe hat Peter Schwob einen Teilbereich im alten Stall in eine großzügige Kalk-Strohbox umgebaut. Die Box ist zentral gelegen, dass sie auf dem Weg zu vielen Arbeitsschritten liegt und so die kalbenden Kühe häufig und unkompliziert kontrolliert werden können.
Fazit: Viele Vorteile für kleines Geld
Trotz aller Vorteile hat der Umbau dennoch einen Haken. Der umgebaute Stall ist mit 26 Liegeboxen ausgestattet, die Herde zählt insgesamt 30 Köpfe. Die knappe Berechnung führt dazu, dass Kühe nach dem Trockenstehen und Abkalben nicht in ihre vorherige Liegebox zurückkommen können. „Manchmal wird das beim Eintreiben nach dem Weidegang zum Problem, wenn die Kühe sich in ihre Lieblingsboxen ablegen, dann muss man die nochmal neu sortieren“, erklärt der Milcherzeuger.
Dennoch ist er mit dem Umbau sehr zufrieden. „Die Milchleistung hat einen Sprung um 800 bis 1.000 kg gemacht, außerdem sind die Persistenz und auch die Milchinhaltesstoffe besser geworden“, erklärt er. Gekostet hat ihn der Umbau rund 1.650 € pro Kuhplatz (inkl. Umbau des Abkalbebereichs und Trockensteherbereichs). Dabei konnte er auf eine Förderung durch das Kanton Basel-Land zurückgreifen.
Die Milchleistung hat einen Sprung um rund 1.000 kg gemacht.
Peter Schwob
„Das Ziel bei Umbauten ist immer, dass wir das Maximum an Tierwohl für die Kühe wollen und die Landwirte das Beste aus ihrem Stall herausholen können. Und es soll möglichst wenig kosten“ erklärt Fabian Dettwiler. Diese Strategie scheint bei Peter Schwob aufgegangen zu sein.
Neuer Glanz im alten Stall: Oft können vorhandene Ställe mit Anbindehaltung oder Gebäude umgebaut und noch lange weitergenutzt werden.
Familie Budde-Stiepermann hat die Anbindehaltung ihrer Kühe beendet. Den Anbindestall bauten sie zum Fressbereich um, Liegehalle und Melkstand wurden neu gebaut.
Der erste Schritt aus der ganzjährigen Anbindehaltung kann die Kombination von Anbindestall mit Auslauf vor dem Stall oder auf der Weide sein.