Spezialkühe gibt es in jeder Herde, entscheidend ist das richtige Management bezüglich Hygiene, Arbeitsaufwand und Roboterauslastung. Zu dieser Spezial-Gruppe gehören vor allem frisch abgekalbte, lahme, (euter-)kranke oder auffällige Kühe. Denn diese Tiere benötigen eine vermehrte Kontrolle.
In diese Gruppe können auch folgende Kühe eingeordnet werden:
- allgemein Kühe, die zu jedem Melken aus der Gruppe gesucht werden müssen.
- Kühe, die aufgrund ihrer...
Spezialkühe gibt es in jeder Herde, entscheidend ist das richtige Management bezüglich Hygiene, Arbeitsaufwand und Roboterauslastung. Zu dieser Spezial-Gruppe gehören vor allem frisch abgekalbte, lahme, (euter-)kranke oder auffällige Kühe. Denn diese Tiere benötigen eine vermehrte Kontrolle.
In diese Gruppe können auch folgende Kühe eingeordnet werden:
- allgemein Kühe, die zu jedem Melken aus der Gruppe gesucht werden müssen.
- Kühe, die aufgrund ihrer Strichstellung Hilfe beim Melken benötigen.
- Färsen in der Eingewöhnungs-Phase – In dieser Gruppe kann ihnen der Gang in den Roboter über einige Tage antrainiert werden. Frühzeitiges und schonendes Training ist wichtig für eine stabile Leistung und wenig Stress in der ersten Laktation.
Nur ein AMS ausbremsen!
Wer mit zwei oder mehr AMS melkt, sollte nach Möglichkeit eine separate Gruppe einrichten, die getrennt aufgestallt ist. Bei im Schnitt 5 bis 10% nachzutreibenden Kühen in einer Herde wird der Melkroboter für 45 bis 90 Minuten blockiert. Hinzu kommt die Zeit der Reinigung nach gesperrten Tieren. Neben der hohen Arbeitsbelastung kommt es auch zu einer zu langen Blockade des Roboters, was wiederum die Dynamik der Herde stört und zu weniger Laufbereitschaft der Kühe führen kann.
In unserer Herde ist es die beste Lösung, der Spezialgruppe Zugang nur zu einem von mehreren Melkrobotern zu gewähren. Über einen sogenannten Split Entry werden die Kühe im Ausgang zurück in die Spezialgruppe selektiert, das bedeutet, alle Gruppen können frei an diesen Roboter. So wird die Auslastung des Roboters möglichst hochgehalten.
Arbeits- & Melkzeit sind wertvoll
Durch die zusätzlichen Spülungen nach behandelten Kühen und dem erhöhten Zeitaufwand für spezielle Einzeltiere, hat dieses AMS weniger Zeit zum Melken, also produziert dieser weniger Milch pro Tag. In unserem Betrieb melkt dieser Roboter rund 300 bis 600 kg weniger Milch.
Eine Spezialgruppe sollte nicht primär für kranke Tiere eingerichtet werden, sondern vor allem der Einsparung täglicher, teurer Arbeitszeit dienen.
Jan-Hendrik Puckhaber
Die geringere Auslastung des AMS kommt jedoch der Arbeitszeit zugute. Alle Spezialkühe aus der großen Herde zu treiben, würde einen hohen Arbeitsaufwand bedeuten. Zudem wird so die Tierkontrolle vereinfacht. Während dem Nachtreiben und Kontrollieren der Spezialgruppe stehen der restlichen Herde weiterhin die anderen AMS zur Verfügung.
Unterschiede je nach Herdengröße
Wie der Zugang zum Melkroboter für Spezialkühe geregelt wird, hängt auch von der Herdengröße, des AMS-Herstellers und den baulichen Bedingungen im Stall ab. Einen Melkroboter ausschließlich für eine separate Gruppe an Problemkühen oder Frischmelkern zu nutzen, rechnet sich erst ab rund 1.200 Kühen oder mehr. In mittleren Herden ist es wie oben beschrieben sinnvoll, der Spezialgruppe Zugang zu einem AMS zu gewähren, das gleichzeitig auch von der großen Herde genutzt werden kann.
In kleinen Herden mit nur einem AMS kommt es vor allem auf den Hersteller und die Auslastung an. Wie lange dauert es, bis die Anlage nach einer Kuh mit Sperrmilch wieder freigegeben ist? Die Dauer der Spülung variiert je nach Hersteller und Modell zwischen 7 bis 30 Minuten. Je länger der Melkroboter in diesem Fall blockiert ist und je höher die Auslastung generell ist, desto eher lohnt sich der Aufwand, auch in dieser Herdengröße eine Spezialgruppe einzurichten. Diese kann dann beispielsweise nur zweimal täglich zum AMS gelassen bzw. getrieben werden, sodass eine intensive Spülung ebenfalls nur zweimal am Tag Zeit kostet.
Nur ein kurzer „Spezial-Aufenthalt“
Viel Kuhkomfort, eine intensive Versorgung und frühzeitige Behandlung sorgen dafür, dass eine Kuh den Separationsbereich möglichst schnell wieder verlassen kann. Die Trennung von der Herde und ein voll belegter Separationsbereich bedeuten zusätzlichen Stress für die Kuh. In der großen Herde kann ihr Laufverhalten durch den weiterhin freien Zugang zum AMS kontrolliert werden.
Wir versuchen die Kühe aus der Spezialgruppe so schnell wie möglich wieder in die große Herde zu integrieren.
Jan-Hendrik Puckhaber
Tipp: Kühe, die in der großen Gruppe durch eine mangelhafte Wiederkauaktivität oder sonstige Stoffwechselanzeichen auffallen, kommen meistens für ein bis zwei Tage zurück in der Strohgruppe. Bei diesen Kühen geht es hauptsächlich darum, dass sie mehr Ruhe zum Fressen haben und das Heuangebot nutzen können. Der Zeitraum sollte aber möglichst kurz sein. Durch eine frühzeitige und intensive Versorgung und gegebenenfalls Behandlung haben wir damit sehr gute Erfahrungen.
Die erste Melkung im Melkroboter kann für Färse und Milcherzeuger stressig enden. Tipps wie das Anlernen gelingt und worauf geachtet werden sollte.
Mehr Infos und Bilder vom Betrieb der Familie Puckhaber:
Der Milchhof Gut Bandelstorf zeigt, dass es keinen neuen Stall braucht, um erfolgreich Milch zu produzieren, auch mit AMS! Interessante Strategien und eine kuhverrückte Familie.