Weiche Matten statt planbefestigt oder Spalten? Diese Frage stellen sich viele Milchkuhhalter, wenn es um die Sanierung ihrer Laufgänge geht. Auch in Neubauten werden zum Wohl der Kühe Gummimatten eingebaut. Doch machen sie immer Sinn? Was muss beachtet werden?
Aus Sicht der Kuh sind Gummiböden zu empfehlen, denn die Tiere sind Weichbodengänger mit unterschiedlicher Zehenlänge der beiden Klauen. Nur wenn die Klauen um etwa zwei bis drei Millimeter in den Untergrund einsinken können, wird die...
Weiche Matten statt planbefestigt oder Spalten? Diese Frage stellen sich viele Milchkuhhalter, wenn es um die Sanierung ihrer Laufgänge geht. Auch in Neubauten werden zum Wohl der Kühe Gummimatten eingebaut. Doch machen sie immer Sinn? Was muss beachtet werden?
Aus Sicht der Kuh sind Gummiböden zu empfehlen, denn die Tiere sind Weichbodengänger mit unterschiedlicher Zehenlänge der beiden Klauen. Nur wenn die Klauen um etwa zwei bis drei Millimeter in den Untergrund einsinken können, wird die Last gleichmäßig auf Außen- und Innenklaue verteilt. Durch dieses Einsinken der Klauen gewähren Gummimatten außerdem eine gewisse Rutschsicherheit. Zudem bereiten sie in den Laufgängen bei Frost in der Regel weniger Probleme als Betonflächen. Auch können sie mit Entmistungsschieber und Saugroboter sauberer geräumt werden. Bei Spaltenrobotern ist dies allerdings nicht immer der Fall.
Sauberkeit bei Spalten
In der Regel wird der Kotdurchtritt durch die Spalten durch die höhere Aktivität der Tiere auf Gummi besser. Das ist nachgewiesen. Bei nachgerüsteten Spaltenmatten kommt es in der Praxis allerdings auch vor, dass der Kot schlechter hindurch fällt. Manche Dübel zur Befestigung der Matten verkleinern den Schlitzanteil der Spalten darüber hinaus noch. Bei Harnableitung und guter Lüftung besteht zudem das Risiko, dass die Spalten eher „Zuschmieren“ oder es auf der gesamten Fläche zu Schmierschichten kommt. Um das zu verhindern, ist es ratsam, eine Befeuchtungseinrichtung bereits zu integrieren, zum Beispiel in der Kotschwelle oder der Kante eines Fressstandes. Die Kosten von ungefähr 50 bis 130 €/m² (Herstellerangaben) für Gummimatten sind nicht unerheblich, können sich aber durch eine verbesserte Klauengesundheit wieder amortisieren.
Aufrauen ist nicht besser
Angesichts der Kosten und der möglichen Probleme, die gerade beim Nachrüsten von Spaltenböden auftreten können, stellt sich die Frage, ob ein Aufrauen der Beton-Laufflächen nicht mehr Sinn macht. Diesem Argument erteilt Prof. Barbara Benz, Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen, jedoch eine Absage. Aufrauen oder Einfräsen von Rillen ist nach ihrer Meinung potenziell klauenschädigend, da die Klaue mit dem Tragrand an einer Betonkante gebremst wird. So können Scherkräfte entstehen, die womöglich zu Defekten der weißen Linie und damit zu Wandläsionen führen.
Aufrauen ist meines Erachtens nur auf wenig frequentierten Flächen ein sinnvoller Lösungsansatz.
Prof. Babara Benz
„Aufrauen ist meines Erachtens nur auf wenig frequentierten Flächen ein sinnvoller Lösungsansatz und wenn darauf geachtet wird, dass nicht zu viele Kanten entstehen und diese nicht zu scharfkantig sind. In Fressgängen sollte darauf verzichtet werden“, erklärt Prof. Barbara Benz.
Welche Voraussetzungen?
Das Nachrüsten von Gummimatten halten die Experten deshalb für lohnend, vor allem in Hinblick auf die Klauengesundheit. Aber, es müssen einige Punkt vorab erfüllt sein, damit der Einbau auch wirklich einen Nutzen bringt.
Nur, wenn die Liegeboxen top gemanagt sind, die Fressplätze und das Klima passen, sollte man über Gummimatten nachdenken.
Anton Huber
Haltungsberater Anton Huber vom LKV Bayern, fasst die wichtigsten Kriterien zusammen: „Nur, wenn die Liegeboxen top gemanagt sind, die Fressplätze und das Klima im Stall passen, sollte man über Gummimatten nachdenken.“ Denn wenn die Liegeboxen optimal auf die Bedürfnisse der Kühe zugeschnitten seien, stehen sie weniger. Damit werde das Thema Gummimatten für die Klauengesundheit unwichtiger. Bei guten Liegeboxen lasse sich auch darüber nachdenken, ob Gummiböden im gesamten Stall Sinn machen oder ob nur einzelne Bereiche mit Gummi ausgelegt werden sollten. Soll nicht der gesamte Stall mit Gummimatten ausgestattet werden, z. B. aus ökonomischen Gründen, macht es Sinn zumindest im Fressgang Gummibeläge einzubauen. Außerdem sind die Quergänge wichtig, weil dort Tränken und Kuhbürsten verbaut sind und viel Kuhverkehr herrscht. Gerade hier kann es zu Scherkräften an den Klauen kommen, wenn Kühe zum Beispiel um Kurven gehen, ausweichen müssen oder verdrängt werden.
Die Nackenrohre in den Liegeboxen vieler Milchkuhbetriebe müssen in der Höhe angepasst werden. Welche Erhöhung passt und wie am besten umgebaut werden kann.
Vorwarteräume vor einem automatischen Melksystem sind hoch frequentiert, weshalb sich auch hier die Investition lohnt. In Melkständen können Gummimatten ebenfalls sinnvoll sein. Bei einer Teilausstattung der Laufgänge muss man aber damit rechnen, dass sich brünstige Kühe vermehrt in diesen Bereichen aufhalten.
Rillenmatten: Einfaches Nachrüsten
Ist die Entscheidung für den Einbau von Gummibelägen gefallen, sollte man auf Folgendes bei der Auswahl der Gummiböden achten:
- Die Matten sollten sich verformen können (Einsinken der Klauen wie auf dem Naturboden), um eine gewisse Rutschsicherheit garantieren zu können.
- Die neueren Mattengenerationen sind mit leichten Oberflächenprofilierungen ausgeführt, teils mit Korundkörnchen (Mineralien, fördern natürlichen Klauenabrieb) bestückt, sodass die Rutschsicherheit in der Regel gewährleistet ist. Sie müssen aber gut zu reinigen sein. Tipp: Aufgrund der hohen Investitionskosten sollte man sich Matten vorab auf anderen Betrieben ansehen.
- Für das Nachrüsten auf Spalten sollten nur individuell maßgefertigte Matten (Originalmuster der Spalten kann nachgeschnitten werden) ausgesucht werden.
- Rillenmatten lassen sich einfach nachrüsten.
- Ist ein Schieber vorhanden, sind Puzzlematten vorteilhaft. Sie sind auch grundsätzlich flexibler einzusetzen.
- Bahnenware kann sich ausdehnen, daher wird sie auf Zug gelegt. In der Regel funktioniert das problemlos.
- Wenn möglich, emissionsminderne Matten (Harnableitung zur reduzierten Ammoniak-Freisetzung) einbauen.
- Die ersten Langzeiterfahrungen mit Matten mit Gefälle (Ableitung von Urin) sind laut Prof. Barbara Benz gut.
Der Dreh- und Angelpunkt beim Einsatz von Gummimatten bleibt die Entmistungstechnik. Sie muss auf den Einsatz auf Gummibelägen angepasst werden. Es dürfen keine Höhenunterschiede im Bodenniveau entstehen. Denn sowohl stationäre Schieber als auch Robotersysteme können keine Stufen oder Absätze reinigen. Dies sollte bei der Entscheidung, welche Bereiche man nachrüstet, beachtet werden. Außerdem ist zu berücksichtigen, dass die Entmistungstechnik keine scharfen Kanten aufweist. Einmal im Jahr sollte sie überprüft und scharfe Kanten gegebenenfalls entschärft werden. Für den Umbau gibt es von den Herstellern der Schieberanlagen in der Regel Umbaukits. Vor dem Einbau sollten auch die Gummiböden-Hersteller nach den Anforderungen an die Entmistung gefragt werden. Eine Gummi-Leiste am Schieber ist in den meisten Fällen für ein besseres Räumergebnis zu empfehlenswert.
Worauf beim Einbau achten?
Der vorhandene Beton (Spalten oder planbefestigt) sollte eine ausreichende Güte bzw. Qualität für die Befestigung der Gummimatten aufweisen. Anton Huber: „Wenn Zweifel an der Betongüte bestehen, kann sie durch Fachfirmen geprüft werden. Dabei wird ein Metallteller aufgeklebt und wieder abgerissen. Erfahrene Praktiker können die ausreichende Güte zum Dübeln aber auch an einer Bohrung beurteilen.“ Da Spaltengummimatten in der Regel Maßanfertigungen sind, können die Matten bei einem späteren Austausch in der Regel nicht weiterverwendet werden. Deshalb ist es besonders wichtig, sich die Beschaffenheit der Spalten vorher anzuschauen.
Bei der Montage von Gummibelägen ist die temperaturabhängige Ausdehnung zu berücksichtigen. Bei niedrigen Temperaturen müssen Puzzlematten beim Einbau an der Verbindung leicht auseinandergezogen werden, sodass ein Spalt (ca. 2 cm) für die natürliche Wärmeausdehnung der Matten bleibt. Rollenware wird ebenso auf Spannung verlegt. Dabei muss man auf den Abstand an den Seiten achten. Nur so hat das Gummi genug Platz.
Beim Verlegen muss man sehr genau arbeiten und sich an die Angaben des Herstellers halten. Eine Gummimatte gleicht keine Fehler des Untergrunds aus! Wichtig: Auf die Höhen achten, denn nur so kann die Entmistung reibungsfrei weiterlaufen. Bei Rollenware sieht man laut Vitus Lenz, Landwirtschaftskammer Oberösterreich, in der Praxis etwas mehr Probleme mit der späteren Entmistung als bei Einzelmatten-Systemen.
Planbefestigte Laufgänge, auf denen Matten installiert werden, sollten keine Löcher oder große Unebenheiten zeigen. Dabei auf die Vorgaben der Hersteller zur Beschaffenheit des Untergrunds achten. Nach einer Reinigung können Laufgänge problemlos mit Matten nachgerüstet werden. Bei Spaltenböden müssen Urinstein und Ablagerungen in den Spalten entfernt werden, damit die Befestigungselemente gut klemmen können.
Was die Matten-Hersteller empfehlen
Kraiburg: Gummimatten können in jedem Stall installiert werden. Da Spaltenböden individuell sind, werden die Matten maßgefertigt. Für planbefestigte Böden gibt es unterschiedliche Produkt- lösungen, abhängig davon, ob der Boden mit oder ohne Gefälle betoniert ist und welches Entmistungssystem vorhanden ist. Besonders gefragt sind Gummi- matten mit Gefälle, die es für planbefestigte Böden, aber auch für Spaltenböden gibt. Sie sorgen für ein schnelles Ablaufen von Urin.
Huber Technik: Die Wege vom Liege- zum Fressbereich sowie der Weg zum Melken sollten mit Matten ausgelegt werden. Ebenso schmale Fress- und Laufgänge. Nach einer Reinigung können alte Laufgänge problemlos mit Rollenware nachgerüstet werden. Endlos produzierte Rollenware hat unter anderem folgende Vorteile: Schnellere Verlegung, keine Stöße, an denen Probleme mit der Entmistung entstehen können.
Bioret Agri: Selbstentwässernde Bodenbeläge sorgen für eine trockene Lauffläche, auf der sich kein Urinstein festsetzen kann. Gummimatten mit glatter Oberfläche eignen sich für planbefestigte und Spaltenböden. Bei Rillenböden gilt es, die Tiefe der Rille zu beachten. So werden im Laufgangbereich tiefere Rillen (Dicke = 25 mm) benötigt als bei Übertrieben und Spalten (Dicke = 16 mm). Bahnenware sollte man von Fachfirmen einbauen lassen.
Förderung nutzen
Aktuell gibt es in manchen Regionen Förderung für emissionsmindernde Matten, z. B. in Baden-Württemberg und Österreich. Aus diesem Grund kann es sinnvoll sein, bei absehbar rutschigen Böden eine Investition vorzuziehen.
In Zusammenarbeit mit: Prof. Barbara Benz (HfWU), Anton Huber (LKV Bayern), Vitus Lenz (LWK Oberösterreich)
Wie lässt sich ein bestehender Fressplatz so optimieren, dass eine laktierende Kuh möglichst viel Futter aufnimmt? Das gilt es zu beachten!
Die Auslegung konventioneller Melkplätze ist sehr herstellerspezifisch. Milcherzeuger sollten auf die nötige Individualität achten, damit sich ihre Melker und Kühe wohlfühlen.