Kurz und knapp:
I Der Fressplatz sollte bei Holstein-Kühen 70 bis 75 cm breit sein.
I Um den natürlichen Weideschritt nachahmen zu können, ist das obere Rohr des Fressgitters in einem 15 bis 20˚ Winkel zum unteren Rohr anzubringen.
I Einfache Nackenriegelrohre und flexible Fressgitter bieten mehr Freiheit beim Fressen.
I Ein erhöhter Fressplatz mit Fressplatz-Teilern sorgt für eine ungestörte Futteraufnahme.
Ständig verdrängen sich die Kühe gegenseitig am Futtertisch, die Maße passen nicht (mehr), bei einigen Kühen sind sogar Technopathien im Nacken- oder Schulterbereich oder am Buggelenk zu erkennen- ein Bild, das häufig in älteren Milchkuhställen oder bei falsch eingestelltem Fressplatz-Einrichtungen zu sehen ist. Kühe möchten ausreichend Futter fressen, können es aber nicht. Wir haben deshalb Stallbau-Berater gefragt, wie Milcherzeuger den Fressplatz optimieren können.
Erste Hürde: Laufgang
Damit eine Kuh ungestört am Futtertisch fressen kann, muss sie den Fressplatz über den Laufgang leicht erreichen können: Dieser sollte mindestens 4 m (im Neubau auch 4,50 m) breit und rutschfest sein. Sinnvoll ist es, den Fressgang mit Gummimatten weicher zu gestalten als die Laufgänge zwischen den Liegeboxen. So werden die Kühe automatisch zum Futtertisch gelenkt.
Podest für Kühe
Am Futtertisch angekommen, werden die Kühe beim Fressen oft durch die automatische Schieberentmistung oder den Spaltenroboter gestört. Mithilfe eines erhöhten Fressplatzes können Milcherzeuger diesem Problem entgegensteuern. Eine Fressplatz-Erhöhung sollte
- 160 bis 180 cm lang (bei Fleckvieh- und Braunviehkühen 150 bis 165 cm) sein;
- Ein Gefälle von 2 bis 3 % zum Fressgang aufweisen;
- Mindestens 10 cm hoch sein (in Abhängigkeit von der Höhe der Schieberentmistung).
Wichtig ist es dabei, dass im Falle einer Nachrüstung, eine Laufgangbreite von 2,50 m weiterhin bestehen bleibt, damit sich mindestens zwei Kühe stressfrei begegnen können und eine vollständige Entmistung sowie die maschinelle Zugänglichkeit möglich sind. Dabei sollten in Neubauten auch die Kriterien für eine Förderung beachten werden.
Tipp: Mit fertigen modularen Podesten aus Beton oder Kunststoff können Milchkuhhalter eine Fressplatz-Erhöhung auch in Altställen einfach nachrüsten. Sind die Abmessungen des Fressganges zu schmal, sollte die Fressplatz-Erhöhung verkürzt und das Fressgitter weiter Richtung Futtertisch geneigt werden.
Fressplätze abtrennen?
Damit die Kühe beim Fressen auf der Erhöhung nicht kreuz und quer laufen, eignen sich Fressplatzteiler. Diese sind als starres und flexibles System erhältlich. Ihre Vorteile sind:
- Die Kühe können sich nicht gegenseitig verdrängen.
- Sie stehen sauber und trocken.
- Die Trennbügel können ohne Probleme in vorhandenen Ställen nachgerüstet werden.
Ohne Fressplatz-Teiler laufen die Kühe auf der Erhöhung kreuz und quer.
Ramona Hesse
Es gilt zu beachten, dass unabhängig von der durchschnittlichen Größe der eigenen Herde
- mindestens nach jedem zweiten Fressplatz
- und spätestens nach 1,60 m Breite eine Abtrennung montiert werden muss.
Vor allem Färsen profitieren von einer solchen Abtrennung, denn so können ranghöhere Kühe sie nicht verdrängen und es kann eine optimale Futteraufnahme gewährleistet werden.
Feeding Step
Der Hersteller Bioret Agri hat unter dem Namen „Feeding Step“ ein Podest aus modularen Kunststoffblöcken entwickelt, der sich nachträglich in Altgebäuden sowohl auf planbefestigtem Boden als auch Spaltenboden nachrüsten lässt. Die Erhöhung wird mit einem Gefälle von 3 % vor das Fressgitter inklusive Gummimatte montiert. Es sind keine Trocknungszeiten für Beton notwendig, sodass die Fressplatzerhöhung schon am selben Tag einsatzbereit ist. Bei Herden mit durchschnittlich eher kleineren Kühen kann die Erhöhung in Schritten von 5 cm verkürzt werden. Speziell für den Feeding Step wurde außerdem eine Fressplatzabtrennung entwickelt, die sich ebenfalls in jedem Stall nachrüsten lässt. Dabei werden die Fressplatzteiler an das bestehende Fressgitter oder an (vorhandenen) Pfosten montiert.
Welche Fressgitter-Art?
Neben dem Einbau einer Fressplatzerhöhung und Fressplatz-Teilern ist es sinnvoll, die Maße des vorhandenen Fressgitters zu überprüfen. Erfüllt es noch seinen Zweck oder ist die Kuh mittlerweile zu groß für das Fressgitter? Ob überhaupt ein Fressgitter vorhanden sein muss, hängt dabei stark von den Stallbereichen ab. Im Selektions- und Behandlungsbereich sind beispielsweise Sicherheits-Selbstfang-Fressgitter unumgänglich. Doch im „Laufbereich“ des Stalles kann darauf verzichtet werden.
Flexible Fressgitter erlauben es den Kühen, sich nach vorne zu beugen, ohne sich dabei selbst zu verletzen. Denn diese Art von Fressgitter kann sowohl nach links und rechts als auch nach vorne und hinten bewegt werden. Sie passt sich der Körperform der Kuh an. Im Vergleich zu einem Selbstfang-Fressgitter ist außerdem kein oberes Rohr vorhanden. Die Kuh kann also ihren Kopf viel stärker seitlich hin- und herbewegen sowie noch höher heben. Daraus resultiert ein verbessertes Abschlucken des Futters und somit eine erhöhte Futteraufnahme.
Bei einem einfachen Nackenriegelrohr, welches in der Regel 130 bis 140 cm über dem Standniveau angebracht werden sollte, haben Kühe mehr seitliche Freiheit.
Tipp: Laut Stallbau-Berater Clemens Mauch kann die Höhe des Nackenriegelrohres für die eigene Herde ganz leicht mit der Formel: 0,9 x die durchschnittliche Widerristhöhe errechnet werden. Forschungsergebnisse zeigen sogar, dass Kühe deutlich weniger aggressiv gegenüber anderen Kühen sind. Dennoch können dominante Kühe rangniedrigere Kühe hier leicht verdrängen.
0,9 x durchschnittliche Widerristhöhe = Höhe des Nackenriegelrohres
Clemens Mauch
Fressplatz: 70 bis 75 cm
Egal ob ein Selbstfang- oder flexibles Fressgitter oder ein einfaches Nackenriegelrohr: Es ist ein Tier-Fressplatz-Verhältnis von 1 : 1 anzustreben. Noch wichtiger ist die Breite der einzelnen Fressplätze. Dabei sollten sich Milcherzeuger zunächst an der durchschnittlichen Größe der eigenen Herde orientieren.
Laut Richtwerten gilt es, den Fressplatz bei laktierenden Holstein-Kühen mit 70 bis 75 cm Breite zu planen. Bei behornten Kühen und Bio-Betrieben wird je nach Bundesland mit Mindestmaßen von 85 cm pro Fressplatz kalkuliert. Bei enthornten oder hornlosen mittel- und großrahmigen Fleckvieh- und Braunviehkühen sollte der Fressplatz laut Berater Wolfgang Müller 80 bis 85 cm breit sein. Entscheidet man sich für ein einfaches Nackenriegelrohr, ist eine Fressplatzbreite von 1,0 m anzustreben. So verdrängen sich die Kühe weniger stark.
Die Fressplatzbreite bei Fleckvieh und Braunvieh beträgt 80-85cm.
Wolfgang Müller
Nicht nur die Breite des Fressplatzes ist wichtig, sondern auch der Höhenunterschied zwischen Futtertisch und Standfläche der Kühe. Der Futtertisch sollte 15 bis 25 cm höher gelegen sein als die Standfläche.
Der Betonsockel oder auch Barrenwand genannt, zwischen Standfläche der Kühe und unterem Rohr des Fressgitters, wenn vorhanden, sollte 65 bis 80 cm hoch sein (siehe Übersicht). Wichtig ist es, dass die Barrenwand so hoch ist, dass die Kühe so wenig wie möglich Futter auf den Fressgang bzw. den erhöhten Fressplatz ziehen.
Deshalb sollte nach Angaben von Stallbau-Beraterin Ramona Hesse, der Betonsockel bei Holstein-Kühen mindestens 65 cm hoch sein. Bei Fleckvieh- und Braunviehkühen empfiehlt Stallbau-Berater Wolfgang Müller wegen der geringeren Widerristhöhe allerdings einen Betonsockel von maximal 60 cm Höhe.
15 - 20 ˚ Winkel
Im Stall können Kühe beim Fressen nicht den natürlichen Weideschritt machen. Deshalb sollte das obere Rohr des Fressgitters zum unteren Rohr bzw. Beton-Sockel 10 bis 15 cm weiter nach vorne raus stehen (gekippt). Das Fressgitter sollte in einem 15 bis 20°-Winkel geneigt sein. So werden Druckstellen und Technopathien vermieden.
Letzte Hürde: Futtertisch
Zuletzt ist die Futteraufnahme von der Beschaffenheit des Futtertisches abhängig. Saniert werden sollte dieser immer dann, wenn er nicht mehr leicht zu reinigen ist. Für eine Nachrüstung ist eine Kunststoffbeschichtung die beste und schnellste Lösung. In neuen Ställen empfehlen die Stallbau-Berater, beispielsweise mit Harzen oder auch Granulat zu arbeiten. Dabei ist die Breite der Beschichtung stark von der Fütterungsfrequenz abhängig: Bei mehrmals täglicher automatischer Fütterung reicht eine Breite von 80 bis 100 cm aus. Bei einmaliger Futtervorlage sollte die Beschichtung 120 bis 150 cm breit sein.
Kompromiss finden
Tipp: Betrachten Sie immer die eigene Kuhherde. Sind die Kühe eher klein, ist beispielsweise eine Fressplatzbreite von 70 statt 80 cm ausreichend. Bevor Sie den Fressplatz im eigenen Stall optimieren, müssen Sie zunächst die Schwachstellen analysieren. Dann kann geschaut werden, was baulich möglich ist. Am Ende zahlen sich Kompromissbereitschaft und ein paar Zentimeter aus!
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