Die Futteraufnahme, vor allem rund um die Kalbung und in den ersten Laktationswochen, entscheidet maßgeblich über das Auftreten von Erkrankungen wie z.B. Gebärparese, Gebärmutterentzündungen oder Labmagenverlagerungen. Da (schwankende) Futteraufnahmen einen so vielfältigen Einfluss auf die (Stoffwechsel-)Gesundheit haben, stellt sich die Frage, ob auch die Eutergesundheit hiervon beeinflusst wird?
Häufige Futtervorlage
Um diese Frage beantworten zu können, wurde eine Untersuchung*...
Die Futteraufnahme, vor allem rund um die Kalbung und in den ersten Laktationswochen, entscheidet maßgeblich über das Auftreten von Erkrankungen wie z.B. Gebärparese, Gebärmutterentzündungen oder Labmagenverlagerungen. Da (schwankende) Futteraufnahmen einen so vielfältigen Einfluss auf die (Stoffwechsel-)Gesundheit haben, stellt sich die Frage, ob auch die Eutergesundheit hiervon beeinflusst wird?
Häufige Futtervorlage
Um diese Frage beantworten zu können, wurde eine Untersuchung* über einen Zeitraum von 11 Monaten auf zwei Milchkuhbetrieben in Mecklenburg-Vorpommern durchgeführt. In diesen beiden Herden standen 1.000 bzw. 1.200 Kühe, die im Schnitt 11.000 kg bzw. 13.202 kg Energie-korrigierte Milch gaben. Der Tankmilch-Zellgehalt lag zwischen 164.000 und 280.000 pro ml Milch.
Alle Kühe erhielten, ihrer Leistung entsprechend, eine Voll-TMR per Bandfütterung vorgelegt. Dabei wurden sowohl die Frischmelker als auch Hoch- und Niederlaktierende mehrmals täglich mit frischem Futter gefüttert.
Um die Tiere optimal versorgen und sie so wenig wie möglich sozialem Stress auszusetzen, wurden die Kühe in beiden Betrieben ja nach Laktation und Leistungsniveau in separaten Gruppen gehalten.
Außerdem wurden die Kühe auf beiden Milchkuhbetrieben dreimal täglich im Karussell gemolken.
Klinische Mastitiden: Milch bakteriologisch untersucht
Die Trockenmasse (TM)-Aufnahme wurde einmal pro Woche pro Gruppe ermittelt und anschließend für die Einzeltiere kalkuliert. Dazu wurde die Trockenmasse der Rationen gemessen sowie die Restfuttermengen zurückgewogen und daraus die durchschnittliche TM-Aufnahme errechnet. Außerdem wurden die Entwicklungen bzw. Schwankungen der Futteraufnahme von Woche zu Woche erfasst.
Zeitgleich wurden klinische Mastitiden beim Vormelken ermittelt. Dabei ließ man alle auffälligen Vorgemelke bakteriologisch untersuchen.
Das Fütterungsmanagement ist wichtiger als die detaillierte Rationsberechnung mit Nachkommastellen. Wir zeigen die größten Fehlerquellen auf.
Umweltmastitiden treten bei schwankenden Futteraufnahmen häufiger auf
Das Ergebnis der Untersuchung:
- Futteraufnahme: Die Trockenmasse-Aufnahme lag im Schnitt bei 23,6 kg mit einer Abweichung von ± 3,7 kg. Die Hochlaktierenden fraßen im Schnitt 24,2 kg TM, die Niedriglaktierenden 21,9 kg.
- Mastitisfälle: Pro Woche und 100 Kühen (alle Laktationszeiträume) lag die Mastitisinzidenz-Rate im Durchschnitt bei 1,35.
- Pathogene: Bei den meisten klinischen Euterentzündungen waren Umwelterreger die Hauptverursacher mit einem Anteil von 49,4%. Kuhassoziierte Keime wurden bei 4,8% der Mastitisfälle gefunden. Bei 33,2% der Mastitiden konnte kein Erreger nachgewiesen werden.
- Auslöser: Schwankende Trockenmasse-Aufnahmen (über drei Wochen hinweg) beeinflussen signifikant das Auftreten leichter und moderater Umweltmastitiden. Einen Zusammenhang zu Mastitiden, die durch kuhassoziierte Erreger ausgelöst wurden, konnte jedoch nicht nachgewiesen werden.
Fazit
Dass das Laktationsstadium Einfluss auf das Auftreten von Mastitiden hat, ist bekannt. Vor allem rund um die Kalbung sind die Kühe gefährdet. In dieser Studie konnte nachgewiesen werden, dass neben dem Einfluss der Laktation auch die Futteraufnahme bzw. deren Abweichungen einen signifikanten Einfluss auf das Auftreten von Mastitiden hat. Dieser Einfluss konnte bei Umweltmastitiden in jedem Laktationsstadium nachgewiesen werden.
Ein Grund könnte sein: Hochwertige Futtermittel und eine genaue Rationsberechnung sind entscheidend für eine passende TM-Aufnahme. Passt die Trockenmasse der Ration und damit die Aufnahme von Energie-, Protein- und Rohfasergehalt nicht, kann dies z.B. zu einer Überfütterung mit Mineralien, zu viel abbaubarem Eiweiß oder abbaubarer Stärke in der Ration führen. Der Kot wird dünn und kann damit das Euter kontaminieren. Das zeigt, dass eine gleichmäßige Trockenmasse-Aufnahme angestrebt werden sollte und dass eine Überwachung nützlich sein kann, um Krankheitsrisiken zu erkennen.
Einen Zusammenhang mit kuhassoziierten Mastitiserregern zeigte sich in der Studie nicht.
*Quelle: Brennecke et al. 2021 (Universität Hannover), Dr. Ulrike Falkenberg (Rindergesundheitsdienst Mecklenburg-Vorpommern), Prof. Krömker (Universität Kopenhagen)
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