Eine standardmäßige Eisengabe bei neugeborenen Kälbern ist bisher noch nicht üblich. Dabei ist eine häufige Eisenunterversorgung bei Kälbern bereits bekannt. Der Anteil der betroffenen Kälber ist betriebsindividuell unterschiedlich und kann zwischen 33 bis 75 % variieren. Das zeigen bisher veröffentlichte Studien.
Schwere Folgen bei Eisenmangel
Ein Eisenmangel bei Kälbern kann schwerwiegende Folgen haben. Eisen ist essenziell für die Bildung von roten Blutkörperchen und...
Eine standardmäßige Eisengabe bei neugeborenen Kälbern ist bisher noch nicht üblich. Dabei ist eine häufige Eisenunterversorgung bei Kälbern bereits bekannt. Der Anteil der betroffenen Kälber ist betriebsindividuell unterschiedlich und kann zwischen 33 bis 75 % variieren. Das zeigen bisher veröffentlichte Studien.
Schwere Folgen bei Eisenmangel
Ein Eisenmangel bei Kälbern kann schwerwiegende Folgen haben. Eisen ist essenziell für die Bildung von roten Blutkörperchen und somit für die Sauerstoffversorgung und ein zentrales Element für die Immunabwehr. Bekannte Symptome und Folgen des Eisenmangels sind:
- gestörte Blutbildung (Anämie)
- erhöhte Infektionsanfälligkeit
- verringerte Futteraufnahme
- Wachstumsverzögerung
- erhöhtes Sterberisiko
Ist eine prophylaktische Eisengabe sinnvoll?
Die Forscher der Fachhochschule Südwestfalen stellten sich die Frage, welche Auswirkungen eine prophylaktische Eisengabe nach der Geburt auf die Gesundheit und Gewichtsentwicklung hat. Insgesamt wurden 76 Kälber auf acht landwirtschaftlichen Betrieben in den Regionen Süd- und Ostwestfalen untersucht. Die Versuchskälber wurden in zwei Gruppen eingeteilt. Während eine Gruppe eine prophylaktische Injektion mit 800 mg Eisen-Dextran nach der Geburt erhielt, bekam die Vergleichsgruppe keine Eisengabe.
In einem Zeitraum von vier Wochen nach der Geburt wurde der Gesundheitszustand der Kälber, die Mortalitätsrate sowie das Gewicht am zweiten, 14. und 28. Lebenstag erfasst und zwischen den Gruppen verglichen. Für den Vergleich der Gewichtszunahmen wurden pro Betrieb einzelne Kälber gleichen Geschlechts und mit ähnlichem Geburtsgewicht gewählt, um andere Umwelteinflüsse auf die Gewichtszunahmen auszuschließen.
Ergebnis: Gesundere Kälber und höhere Tageszunahmen
Der prozentuale Anteil erkrankter Kälber bis zum 28. Lebenstag lag in der Gruppe ohne Eisengabe bei 80 %. Bei den Kälbern die eine prophylaktische Eisengabe erhielten erkrankten lediglich 37 % der Kälber. Auch die Mortalitätsrate lag bei den prophylaktisch mit Eisen injizierten Kälbern mit 9 % deutlich geringer als in der unbehandelten Vergleichsgruppe, in welcher 22 % verstarben.
Die durchschnittlichen Tageszunahmen bei der unbehandelten Vergleichsgruppe lagen bei 618 g pro Tag in den ersten zwei Lebenswochen in Einzelhaltung. Die prophylaktisch mit Eisen behandelten Kälber hatten eine signifikant bessere Gewichtsentwicklung mit durchschnittlichen Tageszunahmen von 794 g pro Tag in diesem Zeitraum. Zwischen der zweiten bis zur vierten Lebenswoche und nach der Umstallung der Kälber in die Gruppe lagen die Tageszunahmen pro Tag insgesamt höher. Die Differenz zwischen den zwei Gruppen zeichnete sich nicht mehr so stark ab. Die Tageszunahmen der mit Eisen behandelten Gruppe blieb dennoch signifikant höher.
Fazit: Durchschnittlich 176 g höhere Tageszunahmen pro Tag in den ersten zwei Lebenswochen, 43 % weniger erkrankte Kälber und 13 % geringere Mortalitätsrate in den ersten vier Lebenswochen konnten in der Studie durch eine prophylaktische Eiseninjektion nach der Geburt erreicht werden.
Milcherzeuger sollten als Teil der Erstversorgung daher unbedingt eine prophylaktische Eisengabe in Erwägung ziehen.
Quelle: Fachhochschule Südwestfalen, Fachbereich Agrarwirtschaft (M. Freitag, G. Kesting, A. Drolshagen)
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