Die Preise für Proteinfuttermittel sind in unfassbare Höhen unterwegs. Wohl dem, der frühzeitig Kontrakte getätigt hatte. Doch auch für diese Betriebe kann es langfristig sinnvoll sein, alternative Proteinfuttermittel zu suchen, um Raps oder Soja künftig, zumindest in Teilen, ersetzen zu können.
Eine solche Alternative können feuchte Pressschlempen (Getreideschlempen) sein. Sie sind Nebenprodukte aus der Bioethanol-oder Alkohol-Herstellung aus Weizen- oder...
Die Preise für Proteinfuttermittel sind in unfassbare Höhen unterwegs. Wohl dem, der frühzeitig Kontrakte getätigt hatte. Doch auch für diese Betriebe kann es langfristig sinnvoll sein, alternative Proteinfuttermittel zu suchen, um Raps oder Soja künftig, zumindest in Teilen, ersetzen zu können.
Eine solche Alternative können feuchte Pressschlempen (Getreideschlempen) sein. Sie sind Nebenprodukte aus der Bioethanol-oder Alkohol-Herstellung aus Weizen- oder Maisstärke. Hierzu gehören u.a. Produkte wie ProtiWanze, ProtiFerm 25+, SastaPro, Dickschlempe (flüssiges Protigrain) oder Amypro.
Getreideschlempen: Proteingehalte zwischen 25 und 35%
Getreideschlempen weisen, je nach Herstellungsprozess, Trockenmasse-Gehalte von ca. 27 bis 35% und Rohproteingehalte von 25 bis 35% auf.
In der Regel sind die Inhaltsstoffe, gemäß der Deklaration, konstant. Allerdings können die Trockenmasse-Gehalte je nach Abpressungsgrad schwanken. Deshalb sollte man bei der Anlieferung eine Trockenmasse-Bestimmung (trocknen) durchführen.
Eingesetzt werden können diese flüssigen Futtermittel in allen Rationen (Trockensteher, Laktierende) mit einer Einsatzmenge von ca. 5 bis 10kg. Allerdings kann es bei hohen Einsatzmengen zu einer Reduzierung der Futteraufnahme kommen. Ein möglicher Grund: Die Pressschlempen weisen einen hohen Gehalt an Milch- und anderen Säuren auf, wodurch die Kühe bei hohen Mengen azidotisch werden können. Eine verminderte Futteraufnahme kann die Folge sein. Deshalb ist es ratsam, zuerst mit Einsatzmengen von 5 bis 6kg zu starten und sich langsam heranzutasten.
Dementsprechend ist es beim Einsatz der eiweißreichen Schlempen aber notwendig, mindestens einmal wöchentlich die Futteraufnahme zu bestimmen, um einen Rückgang zeitnah erkennen und gegebenenfalls mit einer Reduzierung der Einsatzmenge gegensteuern zu können.
GVO-freie Fütterung möglich
Getreideschlempen sind wie Rapsextraktionsschrote auch GVO-frei und damit VLOG-zertifiziert. Raps hat in der GVO-freien Fütterung jedoch den Nachteil, dass er sehr hohe Gehalte an Phosphor mit sich bringt (ca. 12g P/kg TM). Die Getreideschlempen sind hier nur eine begrenzte Alternative, da sie in der Regel mit 7 bis 8g P/kg TM auch mittlere Gehalte aufweisen. Tipp: Immer die Deklaration beachten.
In trockenen Rationen top
Eiweißreiche Schlempen haben neben hohen Eiweißgehalten außerdem den Vorteil, dass sie viel Feuchtigkeit mitbringen und damit eine Selektion der feinen Futterpartikel verhindern können. In Rationen jedoch, in denen bereits sehr nasse Futtermittel enthalten sind, also z.B. früh gehäckselte Grassilagen (25 bis 28% TM) oder Pressschnitzel, können die Rationen durch die Schlempen zu nass und instabil werden.
Auch mit dem Einsatz der Pressschlempen sollte der TM-Gehalt der Gesamtration bei 35 bis 38% Trockenmasse liegen.
Säurebeständige Lagertanks
Für die Lagerung der Schlempen müssen säurebeständige Lagertanks oder -silos mit Rührwerk vorhanden sein. Viele Futtermittel-Händler bieten zusammen mit den eiweißreichen Schlempen auch Lagermöglichkeiten zur Miete (mindestens für die ersten Monate) an. Für die Investition in einen eigenen Lagertank muss jedoch sicher feststehen, dass das Produkt langfristig eingesetzt werden soll. Denn die Investitionskosten sind mit ca. 25.000 bis 30.000€ vergleichsweise hoch (Baugenehmigung, Fundamente, Tank, Rührwerk, Drehkolbenpumpe, Steigleitung etc.).
Nebenprodukte wie Möhrentrester, Biertreber und Kartoffelpülpe an Milchkühe zu füttern kann interessant sein – wenn Qualität, Preis und Verfügbarkeit passen.
Gut kontrollieren, schnell verfüttern
Getreideschlempen weisen mit 4,0 einen niedrigen pH-Wert auf. Damit sind sie eine gewisse Zeit lang lagerstabil. Sie sollten dennoch innerhalb von zwei, maximal drei Wochen nach der Lieferung verfüttert werden. Da Schlempen in der Regel nur als ganze LKW-Züge verkauft werden, macht diese Komponente deshalb auf Betrieben ab einer Größe von 180 bis 200 Kühen Sinn. Nur dann kann das Futtermittel ausreichend schnell verfüttert werden.
Milcherzeuger, die dieses Nebenprodukt bereits seit längerem einsetzen raten dazu, trotz des niedrigen pH-Wertes, täglich die Qualität zu kontrollieren. Gelegentlich finden sich Schimmelnester, die es großzügig zu entfernen gilt. Tipp: Vor allem am Tankdeckel!
Anschließend sollte die Schlempe vor jeder Fütterung einmal umgerührt werden, um dessen Homogenität sichern zu können. Aufgrund des hohen Feuchtigkeits-Gehaltes sollten diese Nebenprodukte erst dann in den Futtermischwagen geladen werden, wenn sich hier bereits andere Komponenten befinden. Ansonsten wir die TMR nicht homogen gemischt.
Preiswürdigkeit hängt von sonstigen Kontrakten ab
Die Preiswürdigkeit der genannten Nebenprodukte hängt stark von den Preisen ab, die die Betriebe derzeit für Proteinfuttermittel wie Raps- und Sojaschrot bezahlen (abhängig davon, ob z.B. Kontrakte vorliegen). Deshalb muss die Preiswürdigkeit je nach Betrieb, aber auch je nach Inhaltsstoffe der jeweiligen Schlempen berechnet werden. Bei der Berechnung sollten immer die Transportkosten mit einbezogen werden. Derzeit sind in der Regel keine Kontrakte für Getreideschlempen abzuschließen, sondern es wird nach Tagespreis gehandelt.
Inhaltsstoffe der Futtermittel
Hier sind Berechnungen für zwei verschiedene Nebenprodukte. Die Preiswürdigkeit wird im Vergleich zu Weizen und Rapsschrot dargestellt und für verschiedene Preisniveaus berechnet. Anhand der Beispiele lässt sich erkennen, dass die Preiswürdigkeit maßgeblich an die Qualitäten der Nebenprodukte gebunden ist.
Preiswürdigkeitsberechnung für ProtiWanze
Preiswürdigkeit ProtiFerm 25+
Die Zuckerrübenschnitzel sind verdorben, die Milchharnstoff-Werte passen nicht zum eingesetzten Eiweißfutter. Wie kommt man der Ursache auf den Grund?