Unterwegs

Mit weniger Protein zu gesünderen Kühen

Das Ziel der Agrargenossenschaft Memmendorf in Sachsen ist eine gesunde und unkomplizierte Herde. Seit elf Jahren wird proteinreduziert gefüttert.

Betriebsspiegel

- 820 Milchkühe plus Nachzucht an einem Standort
- Herdenschnitt 2021: 11.500 kg, 40.000 kg Lebensleistung
- 1.370 ha 
- 10 AK in der Milchproduktion
- 15 Melkroboter

Alter Typenstall mit viel Komfort

Drei parallel errichtete Schiffe, grauer Beton, rostige Belüftungsschächte auf dem flachen Dach: Eine klassische Milchviehanlage, erbaut im Jahr 1983. Anderswo stehen die alten Stallanlagen aus DDR Zeiten bereits leer und verfallen. Doch bei der Agrargenossenschaft Memmendorf hat sich in dem fast vierzig Jahre alten Stallgebäude in den letzten Jahren viel getan. 
Große Ventilatoren sorgen für ein frisches Stallklima trotz niedrigen Decken. Neue Gummi-Matratzen und in Teilen moderne Wasserbetten schaffen in den alten Hochboxen eine bequeme Liegefläche. Alle Sackgassen im Stall sind verschwunden, neue Tränken installiert. Über das Futterband wird dreimal am Tag eine frische Ration für die laktierende Herde vorgelegt. Am Kopfende des Stalls reihen sich die Roboter für das automatische Melken der Kühe. Ursprünglich war der Stall für über 1.000 Kühe ausgelegt. Heute stehen hier nur noch 820 Kühe, die Zahl wurde an die landwirtschaftlichen Flächen angepasst. Sonst sieht alles genauso aus wie vor 40 Jahren. 

Der klassichen 1930er Typenstall wurde 1983 gebaut. Durch die Modernisierung kann die alte Anlage noch heute ohne Abstriche beim Kuhkomfort genutzt werden.  (Bildquelle: Thiemann)

Proteinreduzierte Fütterung für gesunde Kühe

Bereichsleiter der Tierproduktion ist Martin Vogel. Er arbeitet hier bereits seit 25 Jahren und hat sich intensiv mit der Fütterung der schwarzbunten Herde auseinandergesetzt. Das Ziel sind gesunde Kühe mit vielen Laktationen. Um dem Ziel näher zu kommen, hat das Team in der Tierproduktion die Ration vor elf Jahren angepasst: angepeilt ist jetzt ein Rohproteingehalt von 13,5 bis 14,5 % mit 7 MJ NEL und ausreichend Rohfaser. In einer üblichen Milchkuhration liegt der Rohproteingehalt mit 16 bis 17 % meist weit darüber. 
Ziel ist nicht die hohe Leistung, sondern gesunde Kühe mit vielen Laktationen!
Martin Vogel

In kleinen Etappen zum Erfolg

„Zuerst haben wir in kleinen Schritten den Rohproteingehalt in der Ration reduziert“, erinnert sich Martin Vogel. Nach jeder prozentualen Anpassung schaute der Bereichsleiter, wie die Herde darauf reagierte. „Im ersten Jahr nach der Umstellung konnten wir beobachten, dass sich die Milchleistung verringerte. Dafür verbesserte sich aber die Fruchtbarkeit der Herde. Wir hatten weniger lahme Kühe, die Zellzahl ging runter und der Stoffwechsel ist allgemein stabiler geworden“, zählt Martin Vogel die Veränderungen auf. Die Tierarztkosten sind dadurch deutlich zurückgegangen.
Einige Zeit nach der Umstellung auf die proteinreduzierte Fütterung wurde Prof. Dr. Olaf Steinhöfel, der am Lehr- und Versuchsgut Köllitsch forscht, auf den Betrieb aufmerksam. In den darauffolgenden Jahren führten seine Studierenden wissenschaftliche Versuche zu der Fütterung in der Agrargenossenschaft durch. Seither tauschen sie sich regelmäßig aus. Ziel ist es...


Mehr zu dem Thema