Der immer knapper bemessene Zeitraum für die Ausbringung, die bodennahe Ablage und Dürrephasen lassen das Interesse an dünner, feststoffarmer Gülle steigen, denn:
- sie infiltriert schnell in den Boden, sodass sie insbesondere in niederschlagsarmer Zeit effektiver wirkt als feststoffreiche Gülle (weniger gasförmige N-Verluste, einsickernde Flüssigkeit führt Nährstoffe direkt zur Pflanze).
- sie fließt leicht auseinander und von den Pflanzen ab, sodass sie keine Feststoffstreifen...
Der immer knapper bemessene Zeitraum für die Ausbringung, die bodennahe Ablage und Dürrephasen lassen das Interesse an dünner, feststoffarmer Gülle steigen, denn:
- sie infiltriert schnell in den Boden, sodass sie insbesondere in niederschlagsarmer Zeit effektiver wirkt als feststoffreiche Gülle (weniger gasförmige N-Verluste, einsickernde Flüssigkeit führt Nährstoffe direkt zur Pflanze).
- sie fließt leicht auseinander und von den Pflanzen ab, sodass sie keine Feststoffstreifen („Güllewürste”) im Grünland hinterlässt. Auch ohne Regen sind damit eine gute Futterhygiene sowie Gasaustausch am Boden gegeben.
Milchkuhbetriebe haben jedoch ein Problem: Rindergülle verfügt über hohe Feststoff-Gehalte (organische, insbesondere Pflanzenfasern und mineralische, z. B. Kalk aus Einstreu). Je länger die Faserpartikel in der Gülle sind, desto geringer ist ihre Fließfähigkeit. Besonders „dick“ ist sie also, wenn Tiefboxen mit Stroh vorhanden sind und rohfaserreich gefüttert wird.
Wie lässt sich „dünne“ Rindergülle überhaupt charakterisieren? Problematisch ist hierbei, dass sich die „Dicke“ einer Gülle nicht einfach messen lässt. Der Trockensubstanz (TS)-Gehalt einer Gülle erlaubt zwar einen groben Anhaltspunkt, er kann jedoch auch durch mineralische Anteile (Sand, Kalk) deutlich erhöht sein. Und auch der organische Anteil der Trockensubstanz sagt nichts über das Aussehen der faserhaltigen Partikel aus.
In der Praxis kann man sich selbst einen objektiveren Eindruck vom Faseranteil einer Gülle verschaffen, indem man eine Probe durch ein Haushaltssieb laufen lässt (ähnlich der Kotbeurteilung). Daraus lässt sich, bezogen auf die Frischmasse, auch einfach ein grober Masseanteil bestimmen. Auch eine Fließprobe auf glattem Untergrund gibt Aufschluss.
Als Ideal an Dünnflüssigkeit einer Gülle lässt sich die flüssige Phase aus der Separierung heranziehen. Einfache Praxismessungen verschiedener Proben zeigen, dass in ihr ein Grobfaseranteil unter 1 % verbleibt. Und, dass sich die TS-Gehalte ganz unabhängig davon verhalten.
Separieren ist die verlässlichste Methode
Das Separieren von Gülle ist die sicherste Methode, um ihren Fasergehalt zu reduzieren. Eine natürliche Sedimentation ist schwer umsetz- und kalkulierbar und ein Verdünnen mit Wasser nicht nur wegen der Ausbringungskosten für Gülle (je nach Hof-Feld-Entfernung und Technik 2 bis 5 €/m³) fraglich! Das Separieren mit Pressschneckenseparatoren kostet im überbetrieblichen Einsatz, je nach Auslastung und Durchsatz, 1,50 bis 2,50 €/m³. Betriebseigene, stationäre Anlagen können günstiger separieren.
Gülleseparierung kann durch Nährstoff-Abgabe und eine optimierte Grünland-Düngung dazu verhelfen, die Stickstoff- und Phosphat-Bilanz im Betrieb zu verbessern.
Ob sich das Separieren lohnt, nur um dünne Gülle zu erhalten, lässt sich pauschal nicht beantworten, so Dr. Fabian Lichti. Neben der nachweislich besseren Düngewirkung der Flüssigphase sind schließlich der Umgang mit den Feststoffen und ihre Verwendung zu planen und durchzurechnen. Je nach Rohgülle und Separationstechnik fallen ca. 10 bis 20 % Feststoff an. Zu beachten ist, dass
- die Güllefeststoffe einen AwSV-konformen Lagerplatz benötigen und den Sperrfristen für Gülle unterliegen.
- offen gelagerter Feststoff erhebliche Emissionen (NH₃, CO₂) verursachen kann. Praxisversuche zeigen, dass sich der Ammonium (NH₄)-N-Gehalt in 14 Tagen in der oberen Schicht um ca. 60 % reduziert. Durch ein Verdichten des Substrats (Andrücken mit Frontlader) und ein Abdecken (Unterzieh- plus Silofolie) lässt sich der Verlust auf ca. 10 % senken. Dennoch sollte man die Feststoffe zügig ausbringen (und einarbeiten!), denn auch im abgedeckten Haufen wird weiter Kohlenstoff und NH₄-N abgebaut.
- die Separierung die Rohgülle in zwei verschiedene Dünger trennt. Der überwiegende Anteil an Phosphor (sowie Magnesium, Kalzium, Kohlenstoff und viele organische Stoffe) findet sich in der Festphase wieder. Ammonium-N wird tendenziell mehr in die Flüssigphase abgeschieden, wobei auch in der Festphase noch ca. 50 % des Gesamtstickstoffs als NH₄-N vorliegen. Kalium teilt sich aufgrund dessen hoher Löslichkeit gleichmäßig auf. Aufgrund des veränderten C/N-Verhältnisses wird somit ein flüssiger NK-Dünger (enges C/N-Verhältnis) und ein fester Humus- und P-Dünger (mit weitem C/N-Verhältnis; wie Mist ein „Bodenverbesserer”) produziert. Eine Nährstoffanalyse sollte also immer für beide Fraktionen erfolgen.
Güllezusätze wirken sehr individuell
Wie im Pansen zersetzen auch in der Gülle Mikroorganismen die Fasern. Allerdings langsamer, da die beschleunigende Wärme in normalen Güllelagern fehlt. Die Fließfähigkeit einer Gülle steigt also mit der Lagerdauer. Die mikrobiellen Prozesse können jedoch auch in unerwünschte Richtung verlaufen, zu Fäulnis und Nährstoffverlusten.
Ähnlich wie zur Silierung werden daher Präparate angeboten, die die gewünschten mikrobiellen Stoffwechselprozesse, wie den Faserabbau, in der Gülle fördern sollen.
Zum „Beleben der Gülle“ kommen Mikroorganismen, Gesteinsmehle, Pflanzenkohle oder Kombinationen zum Einsatz. Die Feinstvermahlung von Gestein und Kohle vergrößert ihre Bindungsoberfläche für Nährstoffe und Mikroben. Die Kosten einer Behandlung orientieren sich um 1,0 bis 2,50 €/m3 Gülle und mehr. Der Haken: „Die Wirkung dieser Produkte ist wissenschaftlich nicht eindeutig nachgewiesen. Sie beruht auf Praxiserfahrungen, die nicht 1 : 1 auf andere Betriebe übertragbar sind“, erklärt Jörg Messner.
Das Problem ist, dass Gülle u. a. bezüglich Inhaltsstoffen, Lagerung und Mikrobiologie ein sehr komplexes Substrat ist, dessen Fermentation sich schwer gezielt steuern lässt. So traten in Güllezusatzmittelprüfungen selbst beim Einsatz eines standardisierten Zusatzes in Gülle aus dem gleichen Betrieb in verschiedenen Jahren unterschiedliche Effekte auf die Fließfähigkeit auf. Zuverlässig und zügig lösen lässt sich das Faserproblem mit derartigen Produkten nicht. Wenn, dann brauchen sie Zeit. „Kaputt machen“ kann man mit ihnen jedoch auch nichts, im Gegensatz zum Einsatz von chemischen Zusatzstoffen, deren Einfluss auf das Mikrobiom von Gülle und Boden umstritten sind.
Fazit: Der Aufwand für Gülleaufbereitung zwecks geringem Fasergehalt lässt sich anteilig, aber nie 1 : 1 in Mehrertrag umsetzen. Ob es sich lohnt, ist eine betriebliche Entscheidung, bei der viele Faktoren zu beachten sind.
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