Es kommt immer mal wieder vor, dass Kühe in der Trockenstehzeit eine klinische Mastitis bekommen. Das ist mehr als ärgerlich. Warum kommt es dazu? Schließlich sollte der Strichkanal in dieser Zeit doch für Mastitiserreger fest verschlossen sein? Letztendlich gibt es drei Mechanismen, die eine Rolle spielen.
1. Fehlender Spüleffekt
Nach jedem Melken bildet sich in der Zitze eine natürliche Keratinauskleidung. Diese verschließt nicht nur den Strichkanal, sondern bindet auch Bakterien....
Es kommt immer mal wieder vor, dass Kühe in der Trockenstehzeit eine klinische Mastitis bekommen. Das ist mehr als ärgerlich. Warum kommt es dazu? Schließlich sollte der Strichkanal in dieser Zeit doch für Mastitiserreger fest verschlossen sein? Letztendlich gibt es drei Mechanismen, die eine Rolle spielen.
1. Fehlender Spüleffekt
Nach jedem Melken bildet sich in der Zitze eine natürliche Keratinauskleidung. Diese verschließt nicht nur den Strichkanal, sondern bindet auch Bakterien. Beim zweimal täglichen Melken wird das Keratin mit den anhaftenden Erregern gelöst und ausgespült. Das ist eine entscheidende körpereigene Prophylaxemaßnahme, die mit dem Unterbrechen des täglichen Melkens plötzlich wegfällt. Die Bakterien verbleiben im Strichkanal und können sich dort weiter vermehren. „Wie genau sie von dem Strichkanal in das Euter gelangen, ist allerdings noch nicht ganz geklärt“, sagt Dr. Martin Spohr vom Eutergesundheitsdienst Baden-Württemberg. Aber es ist möglich und kann dann zu einer Mastitis kurz nach dem Trockenstellen führen.
2. Ungenügende Barriere
Nach dem Trockenstellen braucht der Keratinpfropf ein bis zwei Wochen, bis er den Strichkanal richtig fest verschließt. Außerdem lockert sich der Pfropf ein bis zwei Wochen vor dem Kalben mit zunehmendem Euterdruck. In dieser Zeit besteht eine ungenügende Barriere und somit ein erhöhtes Infektionsrisiko.
3. Fehlerquelle Mensch
Der dritte Punkt ist die Arbeit des Menschen, welche eine erhebliche Fehlerquelle darstellt. Denn beim Trockenstellen kann er Erreger mit der Kanülenspitze in das Euter einbringen. Bei klassischen antibiotischen Trockenstellern ist das nicht so ein großes Problem, da das Antibiotikum im Trockensteher mögliche Bakterien abtöten kann. Wer nur mit internen Zitzenversieglern arbeitet, wird für unsauberes Arbeiten hemmungslos bestraft.
Ein Punkt kann auch sein, dass die Kuh bereits mit einer subklinischen Mastitis in die Trockenstehzeit geht. Sehr, sehr selten kann sich die zu einer klinischen Mastitis entwickeln und starke Schwellungen verursachen. Hauptsächlich machen aber Neuinfektionen in dieser Zeit Probleme. Wie kann man diese verhindern?
Beim Trockenstellen aufpassen
- In einer sauberen Umgebung die Kühe trockenstellen. Insbesondere bei Melkroboterbetrieben ist das einfache Fangen im Fressgitter zum Trockenstellen keine gute Idee, da man dort nicht ruhig und sauber arbeiten kann. Besser: Die Kühe in einen Behandlungsstand treiben oder im Klauenstand fixieren.
- Die Eutertuben aufrecht lagern und im Winter niemals im warmen Wasser erwärmen. Denn dabei kann Wasser mit möglicherweise enthaltenen Erregern an die Injektorspitze und damit ins Euter gelangen.
- Zum Trockenstellen saubere Handschuhe tragen und diese nach jeder Kuh desinfizieren oder, wenn sie sichtlich verdreckt sind, austauschen.
- Zitzenkuppe desinfizieren: Es ist nicht notwendig, die ganze Zitze zu desinfizieren, sondern es reicht, die Zitzenkuppe zu reinigen. Denn sonst verteilen sich womöglich noch die Erreger, die vorher an der Zitze waren, auch auf die Zitzenspitze.
- Dippen: Nach dem Eingeben der Tube die Zitzen mit einem gut haftenden, desinfizierenden Mittel dippen.
Tipp: Anstelle der mitgelieferten Desinfektionstücher ein mit Alkohol getränktes tropfnasses Tuch verwenden. Dazu benötigt man eine Rolle Küchenpapier und 70% igen Alkohol. Diesen kann man z.B. günstig selbst mischen, indem man Brennspiritus kauft, die Flasche zu einem Drittel leert und mit Wasser auffüllt.
Quelle: Prof. Dr. Volker Krömker
Externe Zitzenversiegler nutzen?
Das Verwenden von externen Zitzenversieglern war früher ein Thema und diese haben ihre Wirksamkeit auch in Studien bewiesen. Der große Vorteil: Es besteht im Vergleich zu internen Zitzenversieglern kein Risiko für Neuinfektionen. Allerdings halten die Versiegler nur drei bis fünf Tage und müssen dann erneuert werden. Das ist mit einem hohen Arbeitsaufwand verbunden, weshalb sich externe Zitzenversiegler nicht auf dem Markt durchgesetzt haben.
Kontrolle während der Trockenstehzeit
- Die ersten zwei Wochen nach dem Trockenstellen und die letzten drei Wochen vor der Kalbung die Kühe genau beobachten. Das ist die kritischste Zeit.
- Kranke Kühe und Trockensteher nicht zusammenhalten.
- Hygienisch einwandfreies Futter geben!
- Tiefstreuställe sind für Kühe rutschsicher und bequem. Aber sie haben ein enormes Hygienerisiko. Damit man das minimiert, braucht es viel Stroh und eine passende Belegungsdichte. Faustregel in einem Zweiraumstall: 5 m2 Liegefläche und 5 kg Stroh pro Kuh und Tag. Im Abkalbebereich doppelt so viel: 10 m2 Liegefläche und 10 kg Stroh.
Notfalls wieder melken
Bekommt eine trockene Kuh eine klinische Mastitis, muss sie wieder gemolken werden – über mehrere Tage und zwar so lange, bis die klinische Mastitis vorüber ist. Wichtig ist eine bakteriologische Untersuchung, um die Erreger festzustellen und die Behandlung daran anzupassen.
In der Trockenstehzeit sind es vor allem umweltassoziierte Erreger, die Probleme verursachen, wie etwa S. uberis und E. coli. Auch Prototheken und Trueperella können eine Rolle spielen. Trueperella verursachen ein übelriechendes Sekret, das ein sicheres Indiz für seine Anwesenheit ist. Je nach Erreger sollte dann ein entsprechendes Medikament für die Behandlung gewählt werden.
Je nachdem wann die Mastitis auftritt, geht man nach der Behandlung unterschiedlich mit dem Tier um. Ist der Kalbetermin in den folgenden zwei Wochen, sollte man die Kuh bis zur Kalbung durchmelken. Bei so einer Kuh ist es wichtig, dass man das Kolostrum einer anderen Kuh bereithält (Kolostrumbank), da die erkrankte Kuh keine Biestmilch in ausreichender Qualität geben wird.
Tritt die klinische Mastitis in den ersten zwei Wochen nach dem Trockenstellen auf, sollte man die Kuh nach der Therapie mit einem kurzwirkenden Trockensteller wieder trockenstellen.
Fazit: Treten bei den Trockenstehern gehäuft Mastitiden auf, sollte das Trockenstehmanagement kontrolliert werden und die Hygiene im Trockensteherbereich. Jede Mastitis ist eine zu viel.
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