Die Klauenrehe entsteht infolge von Stoffwechsel- und Durchblutungsstörungen. Es kommt dabei zu Störungen beim Nährstoffaustausch zwischen Lederhaut und Hornschicht. In der Folge bildet sich qualitativ schlechteres Horn und es entstehen Bluteinschlüsse und Horndeformationen. Außerdem gehören Sohlengeschwüre und Weiße-Linie-Defekte zu den sogenannten Rehe-assoziierten Erkrankungen.
In Zusammenarbeit mit Dr. Jörg Willig, Rindergesundheitsdienst Niedersachsen
Symptome
Subakute Klauenrehe:...
Die Klauenrehe entsteht infolge von Stoffwechsel- und Durchblutungsstörungen. Es kommt dabei zu Störungen beim Nährstoffaustausch zwischen Lederhaut und Hornschicht. In der Folge bildet sich qualitativ schlechteres Horn und es entstehen Bluteinschlüsse und Horndeformationen. Außerdem gehören Sohlengeschwüre und Weiße-Linie-Defekte zu den sogenannten Rehe-assoziierten Erkrankungen.
In Zusammenarbeit mit Dr. Jörg Willig, Rindergesundheitsdienst Niedersachsen
Symptome
Subakute Klauenrehe: Die Kühe gehen steif, oft ist ein Großteil der Herde leicht lahm. Dadurch wird die Lahmheit häufig nicht mehr wahrgenommen. Erst nach vier bis sechs Wochen sind flächige, diffuse Sohlenblutungen in Form von hellroten Punkten an der Sohlenfläche zu sehen. Bleibt dies unbemerkt, entwickelt sich nach einigen Wochen die chronische Rehe. Schwerere Lahmheiten entstehen vor allem durch Folgeschäden wie z. B. Bildung einer Doppelsohle, Weiße-Linie-Defekte oder Sohlengeschwüre.
Akute Klauenrehe: Sie tritt eher selten, dann aber plötzlich auf. Die Kühe sind schwer lahm, stehen viel oder liegen fest. Meist treten die Folgen der akuten Rehe an allen vier Gliedmaßen auf, entsprechend stehen die Tiere breitbeinig („Sägebockhaltung“), um die sehr schmerzhaften Klauen so gut es geht zu entlasten. Der Hornschuh kann sich in der Folge komplett von der Lederhaut lösen („Ausschuhen“).
Chronische Klauenrehe: Werden die Faktoren für eine subakute/akute Rehe nicht abgestellt, kann sich als Folge die Form des Hornschuhes langfristig verändern. Die Dorsalwand der Klaue nimmt eine konkave Form („Konkave Vorderwand“, KV) an. Das Klauenbein sinkt im Hornschuh ab und drückt an die Lederhaut. Abgegrenzte und flächige Einblutungen in der Sohle (z. B. die Steingalle, STG) zeigen diese Druckstellen an. Die Wachstumsringe (Reheringe) verlaufen nicht mehr parallel zum Kronsaum, sondern in Richtung des Ballens auseinander, die Weiße Linie ist verbreitert.
Ursachen
An der Entstehung der Klauenrehe sind vielfältige Faktoren beteiligt. Sie tritt auf bei einer zu starken Belastung der Klauen durch unnötig lange Stehzeiten (Liegeboxen, Überbelegung, harte oder rutschige Laufflächen). Weitere Faktoren sind entzündliche Vorgänge wie Mastitis, Gebärmutterentzündungen oder die Folgen einer Labmagenverlagerung, die gehäuft in der Transitperiode auftreten.
Schon zu Beginn eines Klauenproblems verändern Kühe ihr Verhalten. Das früh zu erkennen, ist möglich - und gar nicht so aufwendig wie gedacht!
Daneben können Veränderungen in der Fütterung, wie z. B. eine erhöhte Zufuhr leicht verdaulicher Kohlenhydrate oder der Mangel an strukturierter Rohfaser, die Ursache sein. Sind viele Kühe frisch betroffen, ist die Fütterung die wahrscheinlichste Ursache. Dann gilt es sich die MLP-Daten anzuschauen. Besonders bei einer Ketose, Azidose oder Eiweißüberversorgung können Rehen auftreten. Ein Mangel an Schwefel, Zink, Kupfer, Selen oder dem Vitamin Biotin kann zusätzlich zu minderwertigem Klauenhorn führen.
Sofort handeln!
Die wichtigste Maßnahme bei Klauenrehe ist die Ursachen zu suchen. Die Aufstallung auf weichem Untergrund in einer Tiefstreubox und eine Schmerzmittelgabe hilft dem akut lahmenden Einzeltier. Eine zeitnahe Kontrolle mit Klauenpflege ist bei Problemen immer angezeigt.
Therapie
Bei der subakuten Rehe werden zusätzlich auftretende Begleiterkrankungen versorgt. Sind bereits Trennungen entlang der Weißen Linie, doppelte Sohlen oder Sohlengeschwüre entstanden, müssen diese entlastet werden. Eine Entlastungshilfe („Klotz“) auf der gesunde Partnerklaue oder Polsterverbände helfen, eine Entlastung zu erreichen.
Bei einer akuten Klauenrehe muss die Kuh direkt dem Tierarzt vorgestellt werden. Je nach Ursache kann die Übertragung von Pansensaft gesunder Tiere und die Gabe von Schmerzmitteln und gegebenenfalls Infusionen, weiterhelfen. Eine weiche Aufstallung und Polsterverbände können eine Erleichterung bringen. Wichtig: Immer schnell handeln!
Klauenbeinsenkungen bei der chronischen Klauenrehe können nicht rückgängig gemacht werden. Betroffene Kühe sollten als Problemtiere angesehen werden. Sie benötigen häufiger eine funktionelle Klauenpflege, um Folgeprobleme zu vermeiden. Es ist darauf zu achten, dass die Sohle nicht zu dünn geschnitten wird, was durch die Absenkung des Klauenbeins schneller eintritt als bei gesunden Klauen.
Prophylaxe
Ketosen, Azidosen, Nachgeburtsverhaltungen, Gebärmutterentzündungen etc. müssen behandelt und langfristig durch geeignete Maßnahmen vermieden werden. Die Ration ist auf ihren Rohfaser-, Protein- und Kohlenhydratgehalt zu kontrollieren.
Ställe nicht überbelegen, Liegeboxen optimal gestalten und lange Wartezeiten z. B. im Wartebereich vermeiden. Nach schwerwiegenden Erkrankungen (Mastitis, Labmagenverlagerung) sollten die Klauen häufiger kontrolliert werden. Es bietet sich an, die prophylaktische Bestandsklauenpflege nicht als Herdenschnitt, sondern in Abhängigkeit vom Laktationsstadium durchzuführen. Es werden u. a. die Tiere gepflegt, die zum Trockenstellen anstehen. So können sie mit gesunden Füßen in die kritische Phase um die Abkalbung starten.
Wer die Klauen seiner Kühe selber ausschneidet, sollte immer erst die 5 Schritte zur funktionellen Klauenpflege abarbeiten. Und zwar auch dann, wenn akute Probleme ins Auge fallen.
Wer die Klauenpflege seiner Kühe in Eigenleistung durchführen möchte, sollte nicht am Klauenpflegestand und der weiteren Ausrüstung sparen. Tipps zur Anschaffung.