Klauenpflege

Profi-Klauenpflegestand für zu Hause

Wer die Klauenpflege seiner Kühe in Eigenleistung durchführen möchte, sollte nicht am Klauenpflegestand und der weiteren Ausrüstung sparen. Tipps zur Anschaffung.

Milchkuhhalter, die die Klauen ihrer Kühe selbst pflegen und behandeln, brauchen eine Ausrüstung, die eine geringe Arbeitszeit pro Kuh und einen hohen Arbeitskomfort ermöglicht. Sprich, professionelle elektrische oder hydraulische Klauenpflegestände und hochwertige Werkzeuge.
Diese beschleunigen und erleichtern die aufwendige, körperlich anspruchsvolle Arbeit, sodass sie gerne gemacht wird. Und das ist die beste Voraussetzung dafür, dass der präventive Klauenschnitt kontinuierlich und die Lahmheiten umgehend erledigt werden.

Johannes Lütke Entrup

Tierarzt und Klauenpfleger, proagrarVet

Der Bedarf ist schnell erreicht

Um den betriebseigenen Bedarf für einen elektronischen oder hydraulischen Profi-Klauenstand auszuloten, sind drei Faktoren ausschlaggebend:
  • Die Anzahl an Kühen, die pro Jahr über den Klauenpflegestand muss. Annahme dazu sind 3 x Routinepflege/-kontrolle pro Kuh und Jahr plus zusätzliche Behandlungen (Lahmheiten, Verbände und Klötze). Dabei orientiert man sich am Maximum an Kühen, also lieber großzügig rechnen. Selbst bei einer kleinen Herde von 50 Kühen kommt man so schnell auf 170 bis 200 Kühe, die pro Jahr gepflegt werden. Bei durchschnittlich 250 Werktagen pro Jahr liegt man hier bereits bei 0,6 bis 0,8 Kühen pro Tag bzw. 3,5 Kühen pro 5-Tage-Woche.
  • Die Arbeitskapazität und körperliche Konstitution derer, die sich um die Klauenpflege kümmern. Bei wenig Arbeitszeitkapazität sowie Vorbelastungen und großer Körpergröße rechnen sich Antriebe oder ein Hubboden schon bei wenigen Kühen.

Ein hydraulisch anheb- und absenkbarer Boden erlaubt den Klauenpflegenden eine angenehme, schonende Arbeitshaltung. (Bildquelle: Landwirtschaftsverlag GmbH)

Elektrische oder hydraulische Antriebe sind kein Luxus

Selbst bei einer Herde von „nur“ 50 Kühen wird die oder der Klau­enpflegende bereits dankbar für zumindest einen Stand mit Wechselstrom angetriebenen Brust-/Bauchgurten und Bein­aufnahmen sein. Und auch die Kühe profitieren – denn mit einem schnelleren Hochheben und Aufnehmen der Beine verkürzt sich ihre Aufenthaltsdauer im Stand.
Bei elektrisch angetriebenen Klauenständen heben und senken jeweils Elektromotoren die Gurte und Fußaufnahmen, es ist kein körperlicher Kraftaufwand dafür nötig. Im Vergleich zu hydraulischen Antrieben sind sie jedoch langsamer. Je mehr Kühe pro Tag und je knapper die Zeit, desto schneller lohnt sich die Investition in einen hydraulischen Klauenstand mit Kraftstrommotor. Ab zehn Kühen pro Tag ist dieser Bedarf sicherlich erreicht.
Beschleunigend für den Tierwechsel wirken zudem elektrisch oder hydraulisch gesteuerte Halsfangrahmen und Heckklappen/Hintertüren, wobei geschickt konstruierte mechanische Selbstfangrahmen ebenfalls sehr gut funktionieren. Bei einer hohen Durchtriebzahl kann sich durchaus ein sensorgesteuerter Halsfangrahmen lohnen. Gerade, wenn keine zweite Person den Zutrieb der Kühe übernimmt.

Ein Sensor am Halsfangrahmen löst aus, sobald der Kuhkopf weit genug durch den Halsfangrahmen geschoben ist und löst ein automatisches Schließen dessen aus. Der Klauenpfleger hat mehr Ruhe beim Tierwechsel. (Bildquelle: Schiewer, Landwirtschaftsverlag GmbH)

Vor dem Kauf verschiedene Klauenpflege stände bei Bekannten ausprobieren!

Je nach Hersteller und Typ gibt es zig Möglichkeiten in Bauart, Funktion und Ausstattung. Ob ein Durchtreibestand (schneller Tierwechsel) mit einzelner Fußaufnahme oder einer Aufnahme aller vier Füße gleichzeitig (Kuh wird komplett angehoben, schnell in Arbeitsposition) oder ein Kippstand (langsamerer Tierwechsel, alle vier Füße direkt in Position), sie alle haben ihre Vorteile. Die Auswahl ist groß, die Investition auch.
Die wichtigste Empfehlung lautet daher, vor dem Kauf verschiedene Profi-Klauenstände bei Berufskollegen, Tierärzten, Klauenpflegern oder den Herstellern anzuschauen und dabei selbst mitzuarbeiten. Also Kühe tatsächlich persönlich reintreiben und die Klauen hinten und vorne aufnehmen, schneiden und die Kuh wieder entlassen. Das erleichtert die Entscheidung, was man haben möchte und was nicht. Gerade Punkte wie die Vorderfußstützen (Platzierung des Fußes unter oder auf der Stütze), Beinhaken oder -schlingen und die Barrierefreiheit für die Kuh (Tunnelwirkung, Gurtablage) lassen sich nur im Einsatz richtig bezüglich der eigenen Vorlieben beurteilen.
Einen Profi-Klauenstand kauft man nicht einfach aus dem Katalog“
Johannes Lütke Entrup
Noch besser ist es, wenn man sich einen Stand der engeren Auswahl ausleihen und in Ruhe mit den eigenen Kühen darin arbeiten kann. Die für Zu- und Austrieb beste Platzierung des neuen Klauenstands im eigenen Stall wird dabei gleich mit ausprobiert und damit der Bedarf an Gattern für einen entspannten Kuhverkehr bemerkt.
Ist ein Favorit ausgemacht, empfiehlt es sich – sofern möglich, den Hersteller bzw. Händler vor Ort zu besuchen und dort eine Beratung an den verschiedenen Modellen bzw. bestellten Ständen in der Werkstatt zu erhalten. Dabei sieht man immer noch Details, die man vorher noch nicht kannte, einem aber gut gefallen.
Zu einem solchen Termin ist es hilfreich, einen mit diesem Typ von Klauenstand erfahrenen, objektiven und vertrauenswürdigen Menschen mitzunehmen. Hat man noch nie einen Profi-Stand gehabt, ist man leicht überfordert von den vielen Details, objektive Entschlüsse lassen sich so nicht fassen.
Handeln Sie unbedingt eine technische Einführung sowie eine Wartungsberatung beim Kauf mit ein“
Johannes Lütke Entrup
Wird die Bestellung aufgegeben, ist es ratsam, eine Lieferung des Klauenstands und eine Einführung in die neue Technik einzuhandeln. Dabei sind die Funktionen in einer „Trockenübung“, die Wartung (Abschmieren, Hydrauliköl wechseln) und Reinigung des teuren Gerätes durchzuspielen bzw. durchzusprechen.

Abschmieren und der Wechsel des Hydrauliköls sind nur zwei Wartungspunkte, die regelmäßig gemacht werden sollten, wenn man lange Freude an seinem teuren Klauenstand haben möchte. (Bildquelle: Schiewer, Landwirtschaftsverlag GmbH)

Diese Details sind wichtig

Rahmen: Standhöhe an den größten Kühen in der Herde ausrichten. Ein hohes Gewicht sowie eine solide Konstruktion gewähren einen festen Stand. Schlagschutz nach vorne. Verstellbare Halsfangbreite. Stufenlos verstellbare und fest verschließbare Heckklappe (Kuh kann sie nicht aufdrücken), mit M- bzw. W-Sicherheitsbügel bei der Hinterfußaufnahme (schnelle, sichere Fixierung der Klaue).

Sogenannte M- oder W-Bügel zur Fixierung der Hinterfüße bewähren sich durch sehr gute Sicherheit und eine geringe Belastung für die Kuh. (Bildquelle: Landwirtschaftsverlag GmbH)

Beleuchtung: LEDs; über dem Heck und je nach Lichtverhältnissen auch über den Vorderfußaufnahmen.
Steckdosen, Steuerelemente, Werkzeughalter: Steckdosen (Flex vorne und hinten, Heißluftfön, ...) ebenso wie die Steuerelemente und Werkzeughalter sollten bedienerfreundlich und in ausreichender Anzahl beidseitig vorhanden sein. Ein Kabelgalgen ist hilfreich.

Bedienelemente und Steckdosen sowie Notaus und Halterungen für die Flex sollten in ausreichender Zahl und beidseitig am Stand vorhanden sein. (Bildquelle: Schiewer, Landwirtschaftsverlag GmbH)

Gatter/Panels: Empfehlenswert sind klappbare Gatter passend eingepasst am Stand und so, wie sie am Standort benötigt werden. Die Kuh läuft am besten aus einer Kurve in den Stand. Geringes Gewicht (Alu), leicht schwenk- und fixierbar, hoch und mit breiten Planken (bessere Wahrnehmung für die Kühe).

Die Planken an den Treibgittern sollten möglichst breit sein, so werden sie am besten von der Kuh wahrgenommen. (Bildquelle: Schiewer, Landwirtschaftsverlag GmbH)

Transporthaken/-aufnahme: Ist es nicht möglich, den Klauenstand stationär im Stall aufzustellen, sollte eine Person ihn mit einem Fahrzeug bewegen können.

Ein Transporthaken bzw. eine Pallettenaufnahme von unten ermöglichen nicht nur den Transport, sondern auch, den Klauenstand bei Bedarf gründlich von unten zu reinigen und zu desinfizieren. (Bildquelle: Schiewer)

Hochwertige Werkzeuge: Zwei Winkelschleifer (einer für vorne, einer für hinten) sind kein Luxus, dauerhaftes Umstecken ist mühselig! Auf Markenqualität setzen (liegen gut in der Hand, höhere Getriebequalität, mit Scheibenbremse, robuster gegenüber Feuchtigkeit). Messerscheiben sind haltbarer, schärfer und ausbalancierter (vibrationsärmer) als gekörnte Klauenscheiben. Aber: Wer noch nie damit gearbeitet hat, sollte mit einer gebrauchten Scheibe anfangen oder die erste Schärfe an einem Stück Weichholz wegnehmen. Die Scheiben benötigen kaum Auflagedruck, ohne Erfahrung besteht die Gefahr, dass zu viel Horn abgetragen wird! Auch bei Messern bewährt sich Markenqualität. Geschärft werden sie am besten mit einem Bandschleifgerät samt Lappenscheibe (zum Grad entfernen). Wer kein eigenes Gerät kaufen möchte, kann die Messer einschicken oder z. B. auch einem Hufschmied zum Schärfen mitgeben.

Brennpunkt

Klauenpflege in Eigenleistung

von Katrin Schiewer

Milchkuhhalter, die die Klauen ihrer Kühe in Eigenleistung schneiden und ­behandeln, haben ihre Gründe. Welche sind es und wie organisieren sie sich?

Ein besonderes Augenmerk auf die Klauenpflege zu legen, das lohnt sich. Da sind sich Tierarzt, Landwirt, Züchter und Klauenpflegerin einig. Tipps aus der Praxis.


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