Milcherzeuger Bernhard Wufka und sein Bruder Martin aus Pappenheim (Bayern) haben sich lange und intensiv mit der Planung des Stalls für die Kälber ihrer 300 Fleckviehkühe beschäftigt. Das hat sich bezahlt gemacht. Nicht nur, dass die männlichen...
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Milcherzeuger Bernhard Wufka und sein Bruder Martin aus Pappenheim (Bayern) haben sich lange und intensiv mit der Planung des Stalls für die Kälber ihrer 300 Fleckviehkühe beschäftigt. Das hat sich bezahlt gemacht. Nicht nur, dass die männlichen Fleckviehkälber Tageszunahmen von 1.200 g erreichen, auch die Kälbergesundheit hat sich verbessert. Doch was ist das Besondere an diesem Kälberstall?
Bernhard Wufka
Milcherzeuger, Bayern
Eine flexible Aufstallung ermöglicht eine konstante Kälbergruppe von Tag 1 bis zum Absetzen.
Die gut durchdachte technische Ausstattung erleichtert eine konsequentes Einstreu- und Ausmisten.
Ein trockenes, warmes Klima scheint den Kälberansprüchen gerecht zu werden (Wandheizung und Unterflurabsaugung).
Diese Punkte haben wir uns bei einem Besuch im Detail angeschaut.
Anschluss für Schwimmertränke und Aufhängung für Milchbar
Von weitem sieht der Kälberstall von Bernhard Wufka durch seine Bauweise mit sechs großen Rolltoren wie eine Maschinenhalle aus. Doch hinter den Sektionaltoren verbirgt sich ein in sechs große Abteile eingeteilter Kälberstall, der ganz auf die Bedürfnisse der Fleckviehkälber zugeschnitten ist.
Den Stall haben die Brüdern penibel geplant. Im ersten Schritt haben sie deshalb die für sie passende Aufstallung gesucht, um anschließend die Gebäudehülle darum herum planen zu können.
Neugeborene Kälber zuerst in einem darauf ausgelegten Bereich zu versorgen, kann die Arbeit und Beobachtung vereinfachen. Wir stellen zwei Praxisbeispiele vor.
„Wir haben eine Aufstallung gesucht, in der die Kälber vom Tag ihrer Geburt bis zum Abtränken in ein und derselben Gruppe verbleiben können“, erklärt Bernhard Wufka. Richtig fündig wurden sie jedoch nicht, weshalb sie kurzentschlossen auf die Firma Hartmann zugingen und die Aufstallung gemeinsam planten.
Die einzeln aneinander gereihten Boxen aus Kunststoff mit einer Größe von ca. 250 x 120 cm können sowohl als Einzel- als auch als Gruppenbox genutzt werden, indem man die Seitenwände einfach herauszieht. So halten Wufkas die Kälber in den ersten zwei Tagen einzeln, dann einige Tage als Paar, anschließend zu sechst und am Ende in 12er Gruppen. „Wenn wir alle Seitenabtrennungen entfernen, tauschen wir auch die Eimerhalterungen gegen Fressgitter und Langtröge aus.“ Der Anschluss für Schwimmertränken und Halterungen für die Milchbar sind am Gestänge befestigt.
Nachdem die Brüder die für sie richtige Aufstallung gefunden hatten, ging es an die Planung der Gruppen- bzw. Stallabteilgröße. Schnell war klar, dass die Kälber mit einer Milchbar versorgt werden sollten, an der sechs Kälber saufen können. Außerdem bietet der Aufzuchtstall (nach der Tränkephase) jeweils zwölf Tieren Platz. Da diese zwölf Kälber gemeinsam umgestallt werden sollten, stand fest, dass auf jeder Stallabteilseite zwei Gruppen à sechs Tiere stehen sollen (24 Kälber pro Stallabteil).
„Nachdem die Größe der Kälbergruppen für uns feststand, haben wir die Gebäudehülle darum herum gebaut. Der Fress- und Servicegang in der Mitte zwischen zwei Boxenreihen ist z.B. gerade so breit, dass wir die Trennwände der Boxen ganz rausziehen können, ohne gegen die gegenüberliegende Boxenreihe zu stoßen“, erklärt Bernhard Wufka.
Bei der Breite der Stallabteile wurde auch deshalb kein Zentimeter verschenkt, weil Wufkas Sektionaltore einbauen wollten. Denn durch diese lassen sich die Abteile mit dem auf dem Betrieb vorhandenen Teleskoplader problemlos ausmisten. „Ab einer Breite von 8 m hätten sich diese Tore jedoch finanziell nicht mehr darstellen lassen. Mit der genannten Abmessung waren wir in der Lage Tore mit einer Breite von 7,60 m zu nutzen. Diese sind deutlich günstiger“, so der Betriebsleiter.
In den Wänden wurden Heizschlangen (flexible Rohre) wie bei einer Fußbodenheizung verlegt.
(Bildquelle: Ostermann-Palz)
Im Winter warm, im Sommer kalt
Etwas ganz Besonderes sind auch die Betonwände (42 cm) zwischen den einzelnen Stallabteilungen. Hier wurden in den Wänden Heizschlangen (flexible Rohre) wie bei einer Fußbodenheizung verlegt. In den kalten Monaten wärmt ein Pufferspeicher der Biogasanlage hierüber die Wände. „Im Winter sieht man, dass sich besonders die kleinen Kälber an die Wände legen. Durch die Wärme erhalten wir eine trockene Umgebungsluft im Stall“, beschreibt der Milcherzeuger das System.
Im vergangenen heißen Sommern bauten Wufkas zusätzlich einen Kaltwassersatz (Kühlkreis, der eine Flüssigkeit hinunterkühlt) ein, um den Stall abzukühlen. Dadurch konnten sie die Temperaturschwankungen im Sommer stark verringen. Die bestehende Luftrate reicht aus, um die Luftqualität zu verbessern.
Automatische Einstreu
Um für die Kälber auch ein gesundes und trockenes Mikroklima schaffen zu können und dennoch so wenig „Handarbeit“ wie nötig in die Bewirtschaftung des Stalls zu investieren, bauten die Brüder eine automatische Einstreumaschine in den Kälberstall. „Wir haben dieses System im Internet gefunden. Über zwei parallel über den Boxen verlaufenden Rohren werden die Kälber zweimal täglich eingestreut. Dazu öffnen sich Klappen und das Stroh rieselt in die Boxen hinein. „Insgesamt verbrauchen wir so in der Woche 300 kg Stroh.“
Damit das bei der Reinigung des Stalls anfallende Wasser nicht in die Gänge unter den Stall läuft, befindet sich in jedem Abluftschacht auch ein Abfluss.
(Bildquelle: Ostermann-Palz)
Unterflurabsaugung bringt „saubere“ Luft
Das Highlight des Stall ist aber sicherlich die Belüftung. Denn hier ist eine Unterflurabsaugung eingebaut. In Kombination mit der Beheizung wird hiermit nicht nur die Luftfeuchtigkeit im Stall gesteuert, vor allem werden Schadgase wie Ammoniak schnell abgesaugt.
Bei der eingebauten Lüftung rieselt die Luft über Zuluftkanäle (Rieselkanallüftung) in den Stall. Die „verbrauchte“ Luft wiederum wird über Öffnungen im Boden abgesaugt und über Abluftsammelkanäle, die sich unterhalb des Kälberstalls befinden, herausgeleitet. Stellklappen in den Sammelkanälen können u.a. das Abluftvolumen steuern.
Die Öffnungen bzw. Abluftschächte sind im Gang zwischen den Kälberboxen im Boden eingelassen und mit einem Gitter abgesichert.
Damit das bei der Reinigung des Stalls anfallende Wasser nicht in die Gänge unter den Stall läuft, befindet sich in jedem Schacht auch ein Abfluss.
Die Luft im Kälberstall ist so trocken und in der Regel schadstoffarm. Das zeigt sich an der Gesundheit der Kälber, die keine Probleme mit Atemwegserkrankungen haben. „Wir sehen auch, dass sich die Kälber durch das konstante Klima gleichmäßig entwickeln. Die Kälber benötigen nicht mehr so viele Nährstoffe für den Erhaltungsbedarf. Deshalb sind die Tränkemengen im neuen Kälberstall nicht angestiegen, dafür aber die Tageszunahmen“, ist sich Bernhard Wufka sicher.
Doch leider hat auch dieses System noch Verbesserungsbedarf, wie der Betriebsleiter betont. Für nächsten Sommer planen Wufkas deshalb eine Beschattung der Fensterfront, um den Wärmeintrag über die Sektionaltore zu verringern. Die Lüftung wird zwar über Außentemperatur, Luftfeuchtigkeit etc. gesteuert, aber bei extremen Wetterlagen wäre es außerdem wichtig, dass beispielsweise bei den älteren Kälbern die Luftrate noch weiter erhöht werden kann. „Für optimale Verhältnisse müsste die Lüftungssteuerung weiter optimiert werden. Hierfür konnten wir leider noch keinen Lüftungsbauer begeistern.“
Dennoch, in Pappenheim sind sie sehr zufrieden mit ihrem neuen Kälberstall. Er bedeutet für sie einen Quantensprung in der Aufzucht!
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