Rinder fressen jeden Tag große Mengen Futter mit viel Struktur. Dabei sind sie kaum in der Lage zu selektieren und spucken. So gelangen Fremdkörper (spitze Drahtstücke, Nägel, scharfkantige Plastikteile) relativ schnell in den Pansen (genauer: Netzmagen). Durch die verdauungsbedingten Kontraktionen des Pansens verletzen diese Fremdkörper die Vormagenwand oder anderen Strukturen.
Tiere, die einen Fremdkörper aufgenommen haben, fressen deutlich schlechter und kauen entsprechend...
Rinder fressen jeden Tag große Mengen Futter mit viel Struktur. Dabei sind sie kaum in der Lage zu selektieren und spucken. So gelangen Fremdkörper (spitze Drahtstücke, Nägel, scharfkantige Plastikteile) relativ schnell in den Pansen (genauer: Netzmagen). Durch die verdauungsbedingten Kontraktionen des Pansens verletzen diese Fremdkörper die Vormagenwand oder anderen Strukturen.
Tiere, die einen Fremdkörper aufgenommen haben, fressen deutlich schlechter und kauen entsprechend weniger wieder. Es kann eine leichte Tympanie (Aufgasung) auftreten. Leistungsrückgang, ein aufgekrümmter Rücken, erhöhte Bauchdeckenspannung, Bewegungsunlust und Stöhnen sind weitere Anzeichen. Die Symptomatik ist an den ersten beiden Tagen am ausgeprägtesten und kann danach rasch abklingen.
Pansen steht
Hört man so eine Kuh mit dem
Stethoskop in der linken Hungergrube ab, sind keine Geräusche mehr zu vernehmen. Ein positiver Fremdkörpertest (z. B. Die Kuh reagiert schmerzhaft beim Abklopfen der Bauchwand.) kann den Verdacht bestätigen. Meist hat eine Fremdkörperkuh auch Fieber, denn die inneren Verletzungen führen zu Entzündungen des Brust- oder Bauchfelles, Herzbeutelentzündung oder zu Abszessen in Haube, Leber oder Milz.
Im weiteren Verlauf kann es zu einer Nervenlähmung (Vagus) kommen, die den Ruktus unmöglich macht; das Zwerchfell kann zerreißen oder der Fremdkörper kapselt sich ab und wandert weiter durch den Körper. Die Fremdkörpererkrankung führt bestenfalls nur zu einer vorrübergehenden Leistungsdepression und schlimmstenfalls zum Tod.
Besteht ein Fremdköperverdacht bei einer Kuh, hilft die gründliche tierärztliche Untersuchung und andere Krankheiten mit ähnlichen Symptomen auszuschließen. Dazu gehören z. B. : Koliken, Verdauungsstörungen, Pilzvergiftungen, Clostridien-Infektionen und Labmagengeschwüre.
Starker Magnet
Die Standardbehandlung besteht in der Eingabe eines Käfigmagneten (Magnet im Plastikkäfig). Dieser sollte stark genug sein, einen in der Pansenwand steckenden Nagel anzuziehen, der dann im Schutz des Plastikkäfigs keinen weiteren Schaden anrichtet. Bauchfellentzündungen werden systemisch antibiotisch behandelt. Innere Abszesse z. B. in der Leber sind theoretisch operierbar. Das kommt in der Praxis aber nur selten vor.
Aufgrund der Schwere der Erkrankung, kommt der Prophylaxe eine besondere Bedeutung zu. Grashäcksler und Futtermischwagen sollten große Magneten enthalten, um evt. Metallteile zu entfernen. Um den Eintrag von scharfkantigen Plastikteilen zu verhindern, hilft nur gute Futter- und Fütterungshygiene.
In der Tierarztpraxis Bramsche stammen 90% der Fremdkörper, die zu Problemen führen, aus rissigen Autoreifen, die zur
Siloabdeckung genutzt werden. Wenn sich das Gummi mit der Zeit auflöst werden, lösen sich kleine Metalldrähtchen, die ins Grundfutter fallen. Autoreifen sollen also regelmäßig überprüft werden und bei Rissen nicht mehr auf das Silo kommen.
Tipp: Die Tierärzte empfehlen jede Färse nach der Erstbesamung prophylaktisch einen käfiglosen, starken Magneten einzugeben. Diese Art der Prophylaxe ist kostengünstig und verhindert die Mehrzahl der Fremdkörpererkrankungen.
Rissige Autoreifen müssen entsorgt werden!
Dr. Arnd Grottendiek
So kann man Fremdkörpererkrankungen verhindern:
- Fremdkörper auf der Weide/Grünland vor dem Grasschnitt aufsammeln.
- Bei Reparaturarbeiten (z.B. Zäune) in Weidenähe oder bei Futterlager immer darauf achten, dass keine Nägel, Schrauben etc. liegen gelassen werden.
- Den Futtermischwagen regelmäßig auf lose Bauteile kontrollieren.
- Nach weiteren möglichen Verursachern auf dem Betrieb suchen. So können z.B. die Borsten von Kehrmaschinen massive Verletzungen hinterlassen.
Die Kontrolle der Futtermittelhygiene hat auf vielen Betrieben keine feste Einbettung in die Routine – das sollte sie aber. Die kritischen Bereiche und Tipps.