ELITE-HERDENMANAGER

Fütterungscontrolling - Tipps für die Praxis

Auch der diesjährige Elite-Herdenmanager-Kurs ist erfolgreich gestartet. 22 Teilnehmer haben sich im ersten Modul mit der Fütterung beschäftigt. Im Fokus lag dabei das Fütterungscontrolling: an den Silos, am Futtertisch und vor allem an der Kuh!

Die Teilnehmer des Elite-Herdenmanager-Kurses 2018/19 haben sich in der ersten Dezemberwoche zum Modul 'Fütterung' in Bayern getroffen. Teilnehmer aus ganz Deutschland und alle kuhbegeistert, motiviert und lernbereit! Beste Voraussetzungen für Vorträge und praktische Übungen zu den Themen Fütterung, Fütterungscontrolling, Stoffwechsel, Frischabkalber und Silomanagement.

Systematisch ernten und silieren, sauber arbeiten und kontrollieren

Die geernteten Grobfutter stellen die Basis für ein Jahr Fütterung! Deshalb werden schon mit der Ernte von Gras und Mais und einem entsprechenden Silomanagement die Grundlagen gestellt. Neben einer guten Siloabdeckung ist auch die Schichtung der Silagen von großer Bedeutung, erklärt Fütterungsberater Martin Grabow:
  • Flächen in Grasernte geplant einfahren: Grassilagen variieren von Fläche zu Fläche und Schnitt zu Schnitt extrem. Ziel ist eine möglichst konstante Fütterung. Deshalb bietet sich eine Silierung in Schichten an. Auf diese Weise wird beim Anschnitt jede Schicht sichtbar und homogen verfüttert. Dabei ist es sinnvoll, die Feuchtigkeit des Grases zu betrachten und schon vor der Silierung entsprechend zu planen. Zwar liefen sehr feuchte Grassilagen viel Gewicht, um die Verdichtung im Silo zu erhöhen und werden deshalb häufig zuletzt eingefahren. Durch sickerndes Wasser in andere Schichten können dabei allerdings Schmierschichten entstehen. Wird trotzdem eine hohe Verdichtung erreicht, sollten die sehr nassen Schnitte zuerst eingefahren werden.
  • Auch den Mais in dünnen Schichten einfahren: Das hat Vorteile gegenüber einem Aufschieben, da auch die Maissilage je Fläche sehr unterschiedlich sein kann. Bei einem Aufschieben der Silage kommt es somit immer wieder zu einem Futterwechsel für die Kühe. Wird der Mais in Schichten einsiliert und täglich über die gesamte Anschnittsfläche von oben nach unten entnommen, bleibt die Mischung der verschiedenen Maisbestände" konstant.

Ohne Grundfutteranalysen keine Rationsberechnung!
Wenn in Schichten einsiliert wird, muss auch in Schichten beprobt werden:
  • Wird der Silostock vor dem Öffnen beprobt, ist ein Bohrstock hilfreich, der die gesamte Höhe durchsticht. Somit erhält man eine homogene Probe über alle Schichten ohne den sich ändernden Einfluss an der Anschnittsfläche. Weitere Tipps zur Probennahme finden Sie hier.
  • Auch beim Nehmen einer Probe von der Anschnittfläche müssen alle Schichten berücksichtigt werden. Dafür müssen mehrere Hände Silage aus allen Schichten und allen Seiten (links, rechts, Mitte) genommen und diese anschließend gut vermischt werden.
  • Da sich die Silagen durch den Silierungsprozess im Laufe der Zeit verändern, ist es sinnvoll regelmäßig Proben zu nehmen und analysieren zu lassen. Grassilage sollte mit jedem neuen Schnitt analysiert werden, wenn es nicht in Schichten siliert ist. Maissilage sollte mindestens zu Beginn des Fütterns untersucht werden. Eine zweite Probe Anfang des Jahres und eine dritte zum Sommer sind außerdem sinnvoll, um die veränderte Stärkeverfügbarkeit entsprechend in der Ration einzuberechnen.

Futterselektion durch Rationsgestaltung vermeiden!

Nur mit aktuellen Grobfutteranalysen kann die Ration bedarfsgerecht kalkuliert und entsprechend gefüttert werden. Doch häufig ist Futterselektion ein Problem, sodass die Kühe nicht wirklich mehr das fressen, was berechnet wurde. Durch eine optimale Rationsgestaltung kann Futterselektion vermieden werden:
  • Partikellängen der Grobfutter (Stroh und Gras) max. 2 bis 4 cm (schon vor dem Mischvorgang!)
  • Feuchtere Rationen durch zusätzliches Wasser ( 40 % TS), um Futterpartikel aneinander zu kleben
  • Mischreihenfolge: Kraftfutter - Wasser - Stroh - Gras - Mais
  • In Ausnahmefällen kann Langstroh eingesetzt werden, um verklebte Grassilagen besser aufzulösen

Wie gut die Gestaltung der Ration geglückt" ist, sollte regelmäßig überprüft werden:
  • Kontrolle der Zusammensetzung von frischem Futter und Restfutter (z.B. Schüttelbox). Und das funktioniert so: Zuerst wird eine Futterprobe der TMR von ca. 500g genommen. Wichtig ist, dass die Probe mit einem Mal (z.B. ein Behälter voll) genommen wird, ohne das die ersten Partikel schon rausfallen. Diese Futterprobe wird dann durch die Schüttelbox über insgesamt vier Siebe in unterschiedliche Fraktionen unterteilt. Nach dem Schüttelvorgang wird die Futtermenge des jeweiligen Siebes zurückgewogen, um den Anteil am Gesamtgewicht zu bestimmen. Wird dieser Vorgang sowohl mit der frischen Ration als auch mit dem (selektiertem) Restfutter gemacht, können die Proben anhand ihrer Zusammensetzung verglichen werden. Wird die Ration von den Kühen selektiert, variieren die Anteile der Siebe. Kontaktieren Sie dafür Ihren Fütterungsberater, viele Fütterungsberater nutzen diese Schüttelboxen in der Praxis.

Fütterungscontrolling anhand von Tierfaktoren

Neben der direkten Kontrolle des Futters am Futtertisch liefern auch die Kühe entscheidende Hinweise zur Fütterungslage. Ein Faktor, der zeigt ob es irgendwo hakt oder gut klappt, sind zum Beispiel die MLP-Daten.
  • Milchleistung: Neben der möglichst hohen Milchleistung zu Beginn der Laktation gibt besonders der Verlauf über die gesamte Lakation Hinweise zur Fütterung. Durch eine intensive Fütterung kann eine langanhaltend hohe Milchleistung erreicht werden. Sinkt allerdings die Milchleistung, muss die Fütterung des Einzeltieres angepasst werden, um beispielsweise ein Verfetten vor der Kalbung zu vermeiden. Ein Umstallen in die niederleistende Gruppe oder die Reduzierung der Kraftfuttermenge sind folgende Maßnahmen. Sinkt die Milchleistung abrupt, sollte die Kuh auf eine mögliche Erkrankung oder mangelhafte Futteraufnahme untersucht werden.
  • Harnstoffgehalt: Der Harnstoffgehalt der Milch spiegelt das Verhältnis zwischen Proteinangebot und Umsetzung wieder und gibt damit eine Antwort auf die Protein- und Energieversorgung der Kuh. Der Harnstoffgehalt sollte zwischen 150 und 300 mg/l Milch liegen. Ein zu niedriger Wert weist auf eine Unterversorgung hin, bei einem deutlich erhöhtem Wert wird zu viel Harnstoff ausgeschieden, die Kuh ist damit überversorgt. Milchverlust, Fruchtbarkeitsstörungen und Leberbelastungen können u.a. Folgen einer Unter- oder Überversorgung sein. Durch eine exkate Rationberechnung und -gestaltung kann der Harnstoffgehalt beeinflusst werden. Gibt es große Schwankungen zwischen Einzeltieren, kann das ein Hinweis auf Futterselektion sein. Weitere Informationen zur Beurteilung und Folgen des Milchharnstoffgehaltes finden Sie hier.
  • Fett-Eiweiß-Quotient: Die Stoffwechselgesundheit des Einzeltieres kann anhand des Fett-Eiweiß-Quotienten kontrolliert werden. Im Normalfall sollte der Wert zwischen 1,1 und 1,5 liegen. Werte 1,1 deuten auf eine Acidose hin, Werte 1,5 verweisen auf eine ketogene Stoffwechsellage. Akut stoffwechselerkrankte Tiere müssen behandelt werden. Die Ursache ist jedoch fast immer in der Fütterung zu finden.
  • Zellzahl: Die Zellzahl steht in direktem Zusammenhang zur Eutergesundheit und ist dort ein wichtiges Alarmsignal. Doch sie reagiert auch auf die Fütterung der Kühe. Bei verdorbenem oder nacherwärmten Futter (v.a. im Sommer) kann es zu erhöhten Zellzahlen der gesamten Herde kommen. Ist ein Anstieg der durchschnittlichen Zellzahl (Ziel 150.000 Zellen/ml Milch) nicht auf angehäufte Euterentzündungen zurückzuführen, sollte die Futterqualität unbedingt kontrolliert werden.

Frischabkalber beobachten und Ursachen ausfindig machen

Die schwierigste Aufgabe in der Fütterung ist für viele Betriebe die Rationsgestaltung und Umsetzung in der Trocken- und Transitphase. Wie gut diese in einem Betrieb funktioniert, zeigt ungeschönt der Allgemeinzustand der frischlaktierenden Kühe!
Der empfohlene tägliche Gesundheits-Check zeigt nicht nur, ob einen Frischlaktierende behandelt werden muss, sondern liefert auch wichtige Informationen zur Fütterung – also das, was zu dem Zustand der Kuh zum Zeitpunkt Jetzt" geführt hat.
Welche Anzeichen dabei was bedeuten, zeigten und erklärten im Kuhstall die Tierärztin Dr. Marion Weerda und der Herdenmanager Hilmar Zarwel.
  • Pansentätigkeit: Zum Einen zeigt der Anblick der Hungergrube und das Abtasten des Pansens, wie gut die Kuh aktuell gefressen hat. Durch ein Eindrücken der Bauchwand mit der Hand ertastet man, ob der Pansen mit Futter gefüllt ist. Wenn der Bauch mit wenig Kraft eingedrückt werden kann und anschließend kein Stoß" zurückkommt, hat die Kuh zuvor wenig gefressen. Mit Hilfe eines Stethoskopes kann der Pansen zudem abgehört werden. Ertönt die typische Pansentätigkeit in Form eines regelmäßigen Rauschens, arbeitet der Pansen aktiv, was als gutes, gesundes Zeichen eingestuft werden kann. Fehlt die Pansentätigkeit oder ertönt beim Abklopfen das typische Ping, sind das erste Anzeichen für eine Labmagenerkrankung. Lassen Sie sich von ihrem Tierarzt zeigen, wo und wie das Stethoskop angewandt werden kann und was zu hören ist! Weitere Visite-Tipps" finden sie hier.
  • Ketosetest: Ein Ketosetest über Blut ist in der Praxis verbreitet im Einsatz. Ein kleines Messgerät wird genutzt, um das Blut der Kuh digital auf ß-Hydroxysäure zu testen. Dafür wird ein Tropfen Blut (Schwanzvene oder Ohr) der Kuh auf den Teststreifen gegeben. Anschließend liefert das Gerät sehr schnell ein Ergebnis: Bei einem gesunden Stoffwechsel sollte der Wert 0,6 mmol/l liegen. Ab einem Wert von 1,0 kann von einer subklinischen Ketose ausgegangen werden. Bei einem Gehalt 1,4 mmol/l ist die Kuh an einer akuten Ketose erkrankt, es besteht in jedem Fall Handlungsbedarf. Informationen zur Anwendung eines Ketosetestes lesen Sie hier.
  • BCS: Das Body Condition Scoring wird klassisch genutzt, um die Körperkondition der Kühe zu beurteilen. Von großer Bedeutung ist dabei besonders der Verlauf innerhalb der Laktation. Wie schnell eine Kuh ihr Körpergewicht nach der Kalbung verliert, liefert Aussagen darüber, wie gut sie gefressen hat. Besonders hochleistende Tiere fressen häufig nicht so viel, wie sie für ihre Erhaltung und die Milchproduktion benötigen. Werden folglich Körperreserven verbraucht, nimmt der BCS-Wert schnell ab. Eine schlecht fressende oder kranke Kuh verliert ebenfalls schnell an Körpermasse und sollte kontrolliert werden. Eine große Bedeutung hat die BCS-Beurteilung auch zum Ende der Laktation, denn dann und besonders während des Trockenstehens dürfen die Kühe nicht verfetten. Die Beurteilung der gesamten Trockenstehergruppe kann beispielsweise helfen, die Ration einzuschätzen und gegebenfalls anzupassen. Eine fortlaufende Konditionsbewertung benötigt eine genaue Dokumentation der Zahlen, um den Verlauf zu kontrollieren und die Fütterung entsprechend anzupassen.

Einen Einblick in die ersten Praxistage finden Sie in der Bildergalerie.


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