Die Fahrsilos sind voll, das Futter ragt weit über die Silowände – ein Bild, das auf Milchkuhbetrieben nach der Ernte 2023 vielerorts zu sehen war. Doch was bringt die neue Silagesaison? Reicht auch dieses Mal das Grobfutter bis zur nächsten Ernte aus?
Durch den Klimawandel werden wir künftig an vielen Standorten häufiger mit Extremwetter und deutlich geringeren Erträgen konfrontiert sein. Um für solche Situationen ausreichend Vorrat zu haben, sind eine gute Futtermengen-Planung...
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Die Fahrsilos sind voll, das Futter ragt weit über die Silowände – ein Bild, das auf Milchkuhbetrieben nach der Ernte 2023 vielerorts zu sehen war. Doch was bringt die neue Silagesaison? Reicht auch dieses Mal das Grobfutter bis zur nächsten Ernte aus?
Durch den Klimawandel werden wir künftig an vielen Standorten häufiger mit Extremwetter und deutlich geringeren Erträgen konfrontiert sein. Um für solche Situationen ausreichend Vorrat zu haben, sind eine gute Futtermengen-Planung und die Schaffung von zusätzlichem Lagerraum das Gebot der Stunde. Mindestens für ein halbes Jahr sollte man zusätzlich Futter vorhalten, idealer ist, wenn es bis zu 13 Monate reichen würde. Auch wenn damit viel Kapital gebunden ist: So kann die Ration ganzjährig gleichbleiben und das neue Silo hat noch genügend Gärzeit.
Futterbedarf kalkulieren
Wie errechnen sich Futterbedarf und nötiger Vorrat? Für eine Milchkuh mit 650 kg Körpermasse sind laut Dr. Olaf Steinhöfel von der Sächsischen Landesanstalt für Landwirtschaft ca. 5,3 t TM pro Jahr (inklusive Futterverluste) anzusetzen. Addiert mit 10 % Sicherheitszuschlag ergibt das einen Siloraum von 24 m3 pro Kuh und Jahr. Bei Berücksichtigung der Nachzucht erhöht sich der Siloraum auf 35 m3. Dabei schließt der Sicherheitszuschlag den Zeitraum von vier bis sechs Wochen ein, in dem die jüngste Silage durchsilieren muss. Dr. Mariana Schneider von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft empfiehlt sogar einen Zeitraum von sechs bis acht Wochen.
Olaf Steinhöfel
Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LFULG)
Mariana Schneider
Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL)
Neuen Lagerraum schaffen?
Die allermeisten Betriebe werden für die Vorratshaltung entweder neuen zusätzlichen Lagerraum in einem Fahrsilo oder Platz für Schläuche oder Ballen schaffen müssen. Sie sind eine flexiblere Lösung, die bisher viele Höfe schon für die Silierung kleiner Teilflächen nutzen. Künftig könnten sie vermutlich auch für große Futtermengen eine größere Rolle spielen, denn durch die niedrigen Gär- oder Nacherwärmungsverluste und damit eine besseren Tiergesundheit rechnen sie sich trotz gestiegener Verfahrenskosten laut Experten auch in guten Erntejahren.
Fahrsilo: Der Bau einer Fahrsiloanlage ist kostenintensiv, die Genehmigung teuer und langwierig. Vielleicht ist aber auch eine flexiblere Lösung denkbar: Zum Beispiel mit einer einfachen Asphaltplatte mit nur einer Silowand in der Mitte, an die man von beiden Seiten Futter ransiliert.
Mit Legiosteinen lässt sich relativ günstig eine mobile Silowand aufstellen.
(Bildquelle: Lehnert)
In der Praxis sieht man außerdem günstigere Fahrsilos mit mobilen Mittelwänden (z. B. mit Legiosteinen). Wer keinen Platz hat, hört sich in der Nachbarschaft nach freien Silokapazitäten um. Zu prüfen ist auch, ob die vorhandenen Silos besser ausgenutzt werden können, z. B. mit der Einsilierung von mehreren Schnitten übereinander.
Durch extreme Auflagen ist es kaum noch möglich, ein günstiges Fahrsilo zu bauen. Ein Blick auf Baudetails lohnt sich aber dennoch, um Geld zu sparen.
Schlauchsilage: Nicht nur feuchte Futtermittel wie Biertreber oder Zuckerrüben-Pressschnitzel lassen sich gut in Schläuchen lagern, sondern auch Mais- und Grassilage. Dabei sorgen Folienschläuche, deren Durchmesser, Länge und Inhalt (100 bis 1.000 t) variabel ist, für den sofortigen Luftabschluss von allen Seiten. Das sichert die Qualität des Ernteguts. Versuche haben gezeigt, dass bei Grassilage im Schlauch gegenüber Silage im Fahrsilo durchschnittlich 7 % und bei Maissilage durchschnittlich 4 % weniger TM-Verluste auftreten. Die dreischichtigen Folien aus Polyethylen garantieren eine Lagerfähigkeit des Futters von bis zu zwei Jahren.
Damit eine sichere Konservierung gelingt, ist laut Dr. Olaf Steinhöfel Folgendes zu beachten:
Die Öffnung des Folienschlauches sollte insbesondere für „Sommersilagen“ möglichst nicht zur Südseite ausgerichtet sein.
Je nach Pressentyp muss ausreichend Platz zum Rangieren vorhanden sein.
Um eine maximale Verdichtung zu erreichen, gilt es, die Pressdruckregulierung an das Siliergut anzupassen.
Am Schlauch ist ein Ventil anzubringen. Dieses muss je nach Erntegut nach drei bis fünf Tagen geschlossen werden (tägliche Kontrolle ist wichtig).
Das Aufschneiden der Folie muss an der Seite (etwa in Kniehöhe) erfolgen und anschließend danach über die Mitte auf der anderen Seite nach unten führen.
Die Folie sollte regelmäßig auf Löcher kontrolliert werden. Ein Siloschutzgitter schützt vor Krähen.
Je nach Erntegut ist das Ventil bei Schlauchsilagen nach drei bis fünf Tagen zu schließen.
(Bildquelle: Stracke)
Betriebsindividuell kann auch die Silierung einer Vorrats-TMR im Folienschlauch eine gute Alternative sein: Dabei muss jedoch auf eine verstärkte Essigsäurebildung geachtet werden. Bei guter Verdichtung und sorgfältigem Luftabschluss und einer mindestens vier- bis sechswöchigen Lagerung unter Folie kommt Nacherwärmung der Silage in aller Regel selten vor.
Ballensilage:
Ebenso wie ein Schlauch haben Rundballen den großen Vorteil, dass die Silage schnell luftdicht verschlossen ist. Maximal vier Stunden sollten zwischen Pressen und Wickeln liegen. Eine Press-Wickel-Kombination beschleunigt diesen Prozess. Ein weiterer Vorteil ist, dass eine flexible Entnahme gewährleistet ist. Außerdem können trockene Silagen in Ballen besser verdichtet werden als im Fahrsilo. Rundballen dienen ohne Probleme als Handelsprodukt.
Rundballen sollten mit sechs bis acht Lagen Qualitätsfolie oder einer Mantelfolie eingewickelt werden.
(Bildquelle: Foto: Stracke)
Damit sie eine Dauerreserve sein können, gilt es:
die Ballen mit sechs bis acht Lagen (heller!) Qualitätsfolie und einer Mantelfolie (oder einem Netz) einzuwickeln; je trockener das Gras, desto mehr Lagen sind erforderlich. Um den Folienverbrauch bei Ballensilage zu reduzieren, eignet sich auch die sogenannte Strangwickeltechnik. Die Rundballen werden hier jeweils an den Stirnseiten aneinandergelegt und umwickelt.
die Feldliegezeit auf maximal 24 Stunden zu reduzieren.
die Ballen stirnseitig zu lagern.
Rundballen so wenig wie möglich mit der Ballenzange anzufassen.
Löcher, die durch Schadnager oder Krähen entstehen, sofort mit Klebeband zu schließen.
den Anwelkgrad anzupassen, um mindestens einen TM-Gehalt von 30 % und höchstens 60 % zu erreichen (TM-Gehalte < 30 % senken die Formstabilität, bei TM-Gehalten über 60 % leidet die Gärintensität).
die Schnittlänge anzupassen: Der Standard liegt hier häufig bei 6 cm (es gilt jedoch: je kürzer das Siliergut, desto besser die Verdichtung und je trockener, desto kürzer). Grundsätzlich lautet die Empfehlung immer, Schläuche oder Ballen auf einem befestigtem Untergrund zu lagern.
Eine Ausnahme besteht allerdings bei der Lagerung auf Grünland oder Ackerland. Beträgt der TM-Gehalt der Silage mehr als 30 % und werden die Ballen oder der Schlauch nur sechs Monate auf der Freifläche gelagert, ist eine solche Lagerung gestattet.
Wichtig ist, den Platz nach dieser Zeit zu wechseln. Zu beachten sind außerdem, die jeweils vor Ort geltenden Vorgaben, die sich deutlich unterscheiden können.
Ballen als strategisch gute Lösung
Die Silierung in Rundballen ist laut Christof Löffler vom Landwirtschaftlichen Zentrum in Baden Württemberg vor allem in Jahren, in denen zum ersten Grasschnitt nicht alle Flächen befahrbar sind, eine gute Alternative zum Fahrsilo. Nasse Bestände könnten zu einem späteren Zeitpunkt gemäht und einsiliert werden, ohne das Fahrsilo erneut zu öffnen. Auch für das Umsilieren von Silage aus dem Fahrsilo würden sich Rundballen als eine strategisch gute Lösung anbieten.
Christof Löffler
Landwirtschaftliches Zentrum für Rinderhaltung, Grünlandwirtschaft, Milchwirtschaft, Wild und Fischerei Baden-Württemberg (LAZBW)
Silagequalität prüfen
Ist die Silage schließlich unter der Folie und durchsiliert, ist wie bei einem Fahrsilo eine Futtermittelanalyse unverzichtbar. Für eine maßgebliche Qualitätsbestimmung bei Rundballen sollten je nach Erntemenge mindestens zwei bis fünf Ballen beprobt werden.
Hier ist es hilfreich, bereits beim Wickeln repräsentative Ballen zu markieren. Werden geschlossene Ballen beprobt, empfiehlt es sich, von einer Kante diagonal zur gegenüberliegenden Kante zu bohren. Alternativ können Milcherzeuger beim Füttern Proben der geöffneten Rundballen entnehmen, diese einfrieren, anschließend eine Mischprobe erstellen und diese untersuchen lassen.
Bei Schlauchsilage sollten Milcherzeuger laut Mariana Schneider das Erntematerial zum Silieren bzw. eine Anschnittprobe erst beim Öffnen des Schlauches untersuchen lassen. Da die Folie einer Schlauchsilage enormen Kräften ausgesetzt ist, sei es schwierig, die Erprobungsstelle luftdicht zu verschließen.
Die Lagerungsdauer von Folienschläuchen und Rundballen ist vor allem von der UV-Stabilität der Folie und dem Lagerungsort abhängig.
(Bildquelle: Stracke)
Wie lange kann ich Futter lagern?
Hat die Silage zu Beginn einen hohen Futterwert, kann sie mindestens zwei Jahre gelagert werden. Lediglich minimale Qualitätsverluste entstehen. Zu diesem Ergebnis kam der LKV Sachsen. Die Lagerdauer hat keinen Effekt auf den TS-Gehalt, den aNDFom-Gehalt, NH3-Gehalt sowie Zucker- und Energiegehalt. Nur der Gehalt an Stärke ist nach zwölf Monaten 10 bis 15 g je kg TM niedriger. Auch auf den Milchsäure- und Essigsäuregehalt zeigten sich nur minimale Effekte. Auf Grassilage sei dieses Ergebnis laut Wolfram Richardt, LKV Sachsen, übertragbar.
Inwiefern sich bei Rundballen die Lagerungsmethode (stirnseitig oder liegend) auf die Gärqualität und -verluste auswirkt, hat die LfL Bayern in einem dreijährigen Versuch untersucht. Ergebnis: Bei Einhaltung der guten fachlichen Praxis hat die Lagerungsmethode keinen relevanten Einfluss auf die Gärqualität. Bei Rundballen und Folienschläuchen kommt es laut Mariana Schneider viel mehr auf die UV-Stabilität der Folie und den Lagerungsort an.
Handling entscheidend
Unterschiedliche regionale Witterungsbedingungen und Verfahrenskosten erfordern es, dass jeder Milcherzeuger seine eigene Strategie ausarbeitet, um flexibel auf schwankende Ernteerträge reagieren zu können. Auf jeden Fall erforderlich ist es, eine hohe Qualität der gesamten Erntekette sicherzustellen – denn was bringt es, wenn die Silage zu trocken, die Verdichtung unzureichend ist und die Folie nicht auf Löcher kontrolliert wird? Am Ende löst sich dann das zuvor teuer geerntete Futter in Luft auf – egal wie es vorher gelagert wurde.
Gras in Wickelballen zu ernten, bietet sich vor allem für trockene Schnitte an, wird häufig aber auch für Herbstschnitte genutzt. Wie gilt es dabei zu beachten?
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