Der Kreislauf im Milchkuhbetrieb Poppe ist geschlossen: Im Kuhstall sorgt aus der Gülle separierter Festmist für den nötigen Liegekomfort der 160-köpfigen Herde. Direkt nebenan entsteht aus dem flüssigen Bestandteil der Gülle Flüssigdünger mit einem bis zu 90 % reduzierten Stickstoffgehalt. Ermöglicht hat das Familie Poppe aus Zwolle (Niederlande) die Erweiterung ihres Gülleseparators um einen Stickstoffbrecher. „Wir sind froh über die Investition. Die Anlage sichert unsere...
Der Kreislauf im Milchkuhbetrieb Poppe ist geschlossen: Im Kuhstall sorgt aus der Gülle separierter Festmist für den nötigen Liegekomfort der 160-köpfigen Herde. Direkt nebenan entsteht aus dem flüssigen Bestandteil der Gülle Flüssigdünger mit einem bis zu 90 % reduzierten Stickstoffgehalt. Ermöglicht hat das Familie Poppe aus Zwolle (Niederlande) die Erweiterung ihres Gülleseparators um einen Stickstoffbrecher. „Wir sind froh über die Investition. Die Anlage sichert unsere Existenz“, freut sich Julia Poppe, die den Betrieb zusammen mit ihren Eltern, Ingrid und Jan, führt. Ohne die Anlage müssten sie den Rinderbestand drastisch senken oder die Stalltüren sogar schließen, denn in den Niederlanden soll sich bis 2030 der Stickstoffeintrag aus der Landwirtschaft um 50% verringern.
Der Stickstoffbrecher sichert unsere Existenz.
Julia Poppe
Schlüssiges Konzept
Die neue Technologie funktioniert so: Der flüssige Bestandteil der Gülle wird auf dem Hof nicht, wie in den vergangenen zehn Jahren, zurück in den unterkellerten Güllelagerraum gepumpt, sondern im Stickstoffbrecher umgewandelt. Nach dem Filtern vorhandener Feststoffpartikel wird durch Hinzufügen einer Lauge Ammoniak verdampft. Dem freigesetzten Ammoniak wird schließlich Salpetersäure hinzugegeben, sodass Kalkammonsalpeter entsteht. Diesen bringt Familie Poppe als Flüssigdünger mit einem Scheibenschlitzgerät bodennah auf ihren Flächen aus.
„Die Investitionssumme für den Stickstoffbrecher inklusive zweier Hochsilos lag bei 185.000 Euro. Nach aktuellen Berechnungen rentiert sich die Investition nach 3,5 bis 4 Jahren“, erzählt Julia Poppe. Ein eigenes Windrad mit einer jährlichen Leistung von 22.000 kwh liefert den Strom für die Anlage und für die drei Melkroboter. Der Stickstoffbrecher läuft rund um die Uhr und produziert 20 Kubikmeter Flüssigdünger pro Tag. Es wäre somit möglich, die Anlage auch für eine Herde mit 365 Kühen zu nutzen. Insgesamt können Poppes für sechs Monate den flüssigen Dünger lagern. Bei technischen Störungen werden sie sofort alarmiert. „Bisher kam das eher selten vor. Bei größeren Problemen kommt ein Servicetechniker vorbei. An unserer Anlage wird noch viel getestet“, erzählt die Milcherzeugerin. Der Arbeitsaufwand sei gering.
Poppe Holsteins ist ein Begriff
Wer als Milcherzeuger züchterisch aktiv ist und durch den Bullenkatalog verschiedener Zuchtunternehmen blättert, kennt Familie Poppe bereits. Schon seit Jahren beschäftigt sich die Familie unter dem Namen „Poppe Holsteins“ intensiv mit der Zucht. Poppe Snow-RC, Poppe San Remo, Poppe Sanchez- P oder Poppe Freestyle sind nur wenige der Bullen, die im Kuhstall der Poppe´s geboren und auf dem europäischen Bullenmarkt heiß begehrt sind. Dabei ist das Zuchtziel von Jan Poppe, der hauptverantwortlich für das Zuchtgeschehen ist, eindeutig: Neben einer hohen Milchleistung sind ihm vor allem die Inhaltsstoffe sowie die Persistenz wichtig. „Die meisten Probleme haben Kühe nach der Kalbung, deshalb beträgt die Zwischenkalbezeit unserer Kühe im Durchschnitt 500 Tage“, betont Julia Poppe. Die durchschnittliche Milchleistung liegt bei 12.300 kg Milch mit 4,2 % Fett und 3,55 % Eiweiß. Besonders stolz ist die Züchterfamilie auf die mit 89 Punkten eingestufte Stol Joc Tochter namens Fienchen 580, die 11 Jahre alt geworden ist und eine Lebensleistung von 116.990 kg Milch erreicht hat.
So können wir noch viele Jahre klimaschonend Kühe melken.
Julia Poppe
Mehrfacher Nutzen
Für die Familie bietet das Verfahren viele Vorteile: Sie müssen keinen mineralischen Dünger mehr zukaufen und es ist mehr Lagerraum für die Gülle vorhanden. Zudem rundet der Stickstoffbrecher das Betriebskonzept, bestehend aus der Milcherzeugung, der Zucht und der Öffentlichkeitsarbeit, perfekt ab. Auch wenn die langfristigen Auswirkungen des Verfahrens auf Ertrag und Futterqualität noch nicht bekannt sind, ist die Familie überzeugt von der Anlage. „So können wir noch viele Jahre klimaschonend Kühe melken.“ Nicht zu unterschätzen ist die Akzeptanz des Milchkuhbetriebes in der Öffentlichkeit, denn im Zuge der Investition haben Poppes gemeinsam mit der Kommune im angrenzenden Naturschutzgebiet ein Pilotprojekt ins Leben gerufen.
Bodennahe Gülleausbringung
Sechs Tipps dazu, wie sich eine Futterverschmutzung bei der Bandablage von Gülle verhindern lässt.
Die Ammoniak- und Methan-Emissionen mit einem Güllezusatz wirksam zu senken, klingt verlockend einfach. Ist der Einsatz praxisreif?
Die Inhaltsstoffe von Rindergülle können erheblich schwanken. Lässt sich mit Hilfe der NIRS-Technik genauer nach Bedarf düngen?