Ab dem Jahr 2025 wird die bodennahe Gülleausbringung entsprechend der Düngeverordnung auch im Grünland verpflichtend. Im Ackerbau gilt das schon seit 2020.
Dementsprechend haben bereits viele, in der Gülleausbringung eigenmechanisierte Rinderbetriebe, vollständig auf die bodennahe Verfahrenstechnik umgestellt und ihre Erfahrungen damit im Grünland gesammelt.
Der kritischste Punkt wird dabei in der Praxis unter anhaltend trockenen...
Ab dem Jahr 2025 wird die bodennahe Gülleausbringung entsprechend der Düngeverordnung auch im Grünland verpflichtend. Im Ackerbau gilt das schon seit 2020.
Dementsprechend haben bereits viele, in der Gülleausbringung eigenmechanisierte Rinderbetriebe, vollständig auf die bodennahe Verfahrenstechnik umgestellt und ihre Erfahrungen damit im Grünland gesammelt.
Der kritischste Punkt wird dabei in der Praxis unter anhaltend trockenen Bedingungen gesehen, wenn die abgelegten Güllebänder mit dem Gras hochwachsen können. Diese Reste können bei der Ernte zu Verschmutzungen und möglicherweise zu futterhygienischen Problemen führen.
Aber das muss nicht sein! Denn mittlerweile hat sich aus den Erfahrungen eine bewährte Verfahrenspraxis ergeben, mit der sich das Hochwachsen vermeiden lässt.
Anhaltende Trockenphasen sind verfahrensunabhängig ein Problem!
Bei anhaltender Trockenheit ist Güllefahren immer heikel. Hier bleiben die Feststoffreste oft wochenlang auf der Futterfläche sichtbar. Da die Güllefeststoffe im Band ca. fünfmal konzentrierter liegen als bei der Breitverteilung, wirken die Güllebänder optisch „schmutziger“. Doch auch bei der Breitverteilung bleiben die Güllereste ohne Regen an den Blättern haften – dünner, dafür flächig! Regnet es bis zum Schnitt nicht nennenswert, ist es bei beiden Verfahren kaum vermeidbar, dass Rückstände ins Futter gelangen. Dafür, dass Güllereste die Futterhygiene belasten, gibt es jedoch bislang keine wissenschaftlichen Beweise.
Der Keimgehalt reduziert sich wieder
Untersuchungen belegen bislang nur, dass die Gehalte von Clostridiensporen und E. coli auf dem Grünfutter direkt nach dem Güllefahren zunächst erhöht sind. In den folgenden Wochen reduzieren sie sich wieder, sodass die Pflanzen zur Ernte kaum mehr „belastet“ sind. Empfehlung: Zwischen Gülleausbringung und nächster Schnittnutzung sollen mindesten drei bis vier Wochen liegen!
Probleme hinsichtlich Fehlgärungen gehen nach bisherigem Wissen stärker von bodenbürtigen Clostridien aus. Lückige Grasnarben und tief eingestellte Erntetechnik sind demnach die größere Quelle dafür, dass gärschädliche Keime ins Futter gelangen.
1. Gülleaufbereitung muss sein
Ein ganz wichtiger Grundsatz für eine futtertechnisch saubere bodennahe Ausbringung ist: „Die Gülle muss fließen!“ Je besser sie das tut, desto schneller infiltriert sie in den Boden, läuft auseinander und von den Blättern ab. Auch ohne Regen ist so eine gute Futterhygiene gegeben.
Rindergülle verfügt jedoch über hohe Gehalte an Faser- und Schleimstoffen, was sie dick und zähflüssig macht. Je länger die Faserpartikel sind, desto geringer ist die Fließfähigkeit. Eine Aufbereitung der Gülle ist daher eine empfehlenswerte Maßnahme. Das geeignete Verfahren muss zu den gesamtbetrieblichen Gegebenheiten passen:
- Ein intensives Aufrühren (Homogenisieren) kurz vor der Ausbringung ist die Grundvoraussetzung.
- Darüber hinaus kann es bei hohen Grobfaseranteilen in der Gülle sinnvoll sein, das Einstreumaterial zu wechseln.
- Eine Vergärung in der Biogasanalage verbessert ebenfalls die Fließfähigkeit, TS- und Schleimstoffgehalt sinken.
- Das Separieren von Gülle ist die schnellste und sicherste Methode, um den Fasergehalt zu reduzieren.
- Eine verlässliche Wirkung von Güllezusatzstoffen, die den Faserabbau beschleunigen sollen, ist bisher wissenschaftlich nicht nachgewiesen.
2. Nur bei Gülle-Wetter fahren
Gülle sollte nicht auf stark ausgetrocknete oder zu nasse Böden ausgebracht werden. Vor allem wenn sie dickflüssig ist, dringt sie dann nur schlecht in den Boden ein. Als Ideal für „sehr dünnflüssig“ erweist sich die flüssige Phase aus der Separation.
Bei trockenem, warmem und sonnigem Wetter ausgebracht, trocknen die Güllebänder zudem sehr schnell aus. Dann lösen sie sich nur noch sehr langsam auf. Das Risiko, dass sie mit dem Gras hochwachsen, ist groß. Je dicker die Gülle ist, desto wichtiger wird es also, dass bei bzw. zeitnah nach der Ausbringung ausreichend Niederschlag fällt. Als Optimum zum Auflösen der Güllebänder gelten 80 mm bis 100 mm Regen zwischen Ausbringung und nächster Nutzung.
Zu nass dürfen die Bodenverhältnisse allerdings auch nicht sein. Denn ansonsten wird die Gülle in dem Fahrspurbereich auf die niedergefahrenen Blätter und Halme abgelegt und nicht auf dem Boden. Richten sich die Pflanzen erst spät auf, heben sie die Güllerest mit hoch.
3. In kurze, wachsende Bestände
Bodennah ausgebracht heißt im Ideal, dass die Gülle zwischen die stehenden Pflanzen direkt auf der Bodenoberfläche abgelegt wird. Damit das gelingt, sollte die Gülle nicht auf ganz kurze Stoppeln (< 7 cm) oder in zu hohe Bestände (> 15 cm) gefahren werden.
In wachsenden Beständen kann Gülle am besten umgesetzt werden. Bei wüchsigem Wetter herrschen zudem auch bodennah die besten Bedingungen dafür, dass die Güllebänder am Boden durch biologische Aktivität zerfallen.
4. Schlitztechnik und Schardruck
Am geringsten ist die Gefahr von Futterverschmutzungen durch Güllereste bei der Injektionstechnik bzw. beim Einschlitzen von Gülle. Doch auch hier gibt es Grenzen. Insbesondere bei anhaltender Trockenheit kann die Grasnarbe durch das Schlitzen Schäden davon tragen. Öffnen sich bei trockenem Wetter die Schlitze, ist die Arbeitstiefe zu tief gewählt, es kommt zu Narbenschäden. Auf schweren Böden sollte man nur zwei- bis dreimal pro Jahr Gülle mit der Schlitztechnik ausbringen, um die Grasnarbe nicht überzustrapazieren. In Mittelgebirgslagen ist die Technik zudem begrenzt (hohes Gewicht, in Hanglage kann die Gülle schlimmstenfalls ablaufen).
In grünlandstarken Rinderbetrieben hat sich in der Eigenmechanisierung meist die Schleppschuh-Technik durchgesetzt. Durch ihren Auflagedruck bringen die Schare insbesondere dicke Gülle direkter an den Boden als Schleppschläuche. Damit die tiefe bodennahe Ablage tatsächlich gelingt, muss der Schardruck der Schleppschuhe allerdings auch hoch genug eingestellt sein. Abhängig von Hersteller, Gestängetyp und Scharwinkel sollte dieser im Grünland 5 bis 8 kg betragen.
5. Maximal 20 bis 30 m³ pro ha und Gabe
Um das Risiko von Futterverschmutzungen zu reduzieren, sollte die Güllemenge bei der bodennahen Ausbringung begrenzt sein: Bei TS-Gehalten ≥ 5 % maximal 20 m³ pro Hektar und Gabe; bei sehr dünner Gülle max. 25 bis 30 m³ pro Hektar und Gabe.
Bei Gülle mit hohem Anteil an Grobfasern sollte die Ausbringungsmenge im Jahr auf mehrere kleinere Gaben verteilt werden (besser 4 x 10 m³ als 2 x 20 m³ pro Hektar).
6. Kein Tiefschnitt!
Was am Boden liegt, soll auch in der Ernte dort bleiben. Das trifft sowohl auf Güllefeststoffreste als auch auf Erde gleichermaßen zu!
Die Schnitthöhe des Mähwerks sowie der Zinkenabstand von Wender und Schwader sollten auf mindestens 7 cm bis 8 cm Stoppellänge eingestellt werden.
Forschung zur Futterhygiene mit bodennaher Gülleausbringung
Regnet es zwischen Gülleausbringung und Ernte kaum, sind immer wieder Grünlandaufwüchse zu beobachten, die mit anhaftenden Gülleresten verunreinigt sind. Eindeutige Effekte auf die Futterhygiene lassen sich bisher jedoch nicht nachweisen. Es bedarf diesbezüglich genauerer Informationen, ob, wie lange und welche kritischen Keime aus der Gülle am Gras und am Boden sowie in Gülleresten überleben und wie sie sich ggf. im Silierprozess verhalten.
Dieser Aufgabe widmet sich seit dem Jahr 2020 das bayerische Projekt „Grashygiene“, in welchem die Auswirkung verschiedener Gülleapplikationstechniken auf die Futterhygiene untersucht wird. Projektleiterin Dr. Katrin Harms (LfL Bayern) nennt Details: „Die Auswirkungen auf die Silagequalität prüfen wir im Exaktversuch. Die Proben vom Aufwuchs vor der Düngung bis hin zur fertigen Silage werden auch mikrobiologisch untersucht.“ Man achte dabei speziell auf Leitkeime wie E. coli, die einen Hinweis auf fäkale Verunreinigungen geben. Sowie auf in der Gülle und im Boden vorkommende Clostridien, die sich in der Silage vermehren und zu schlechter Futterqualität führen können.
Auswertungen erfolgen, wenn alle Ergebnisse vorliegen. In 2020 wurden drei Schnitte beprobt, für 2021 sind zwei geplant.