Kühe die nicht tragend werden, sind schlecht für jeden Milcherzeuger. Sie kosten Nerven, Besamungsportionen, Milchleistung und im schlimmsten Fall den Abgang des Tieres.
Über 50% der Herde sollten daher mindestens tragend sein. Eine wichtige Kennzahl für die Beurteilung der Fruchtbarkeit ist die Pregnancy-Rate (PR). Ziel sollte eine PR von >20% sein. Die meisten Ab einem Anteil von >28% sollte die freiwillige Wartezeit...
Kühe die nicht tragend werden, sind schlecht für jeden Milcherzeuger. Sie kosten Nerven, Besamungsportionen, Milchleistung und im schlimmsten Fall den Abgang des Tieres.
Über 50% der Herde sollten daher mindestens tragend sein. Eine wichtige Kennzahl für die Beurteilung der Fruchtbarkeit ist die Pregnancy-Rate (PR). Ziel sollte eine PR von >20% sein. Die meisten Ab einem Anteil von >28% sollte die freiwillige Wartezeit verlängert werden, um nicht Gefahr zu laufen, produktive Tage am Laktationsende nicht nutzen zu können. Einen Anstieg von 1% der PR, bedeuten circa 65€ Mehrumsatz pro Tier und Jahr. Das zeigen Auswertungen vom Herdenmanagementberater der Masterrind Sönke Hinnemann-Weilinghoff. Ausgehend von einer Herde mit 150 Kühen und einem Anstieg der PR von 1%, bedeutet das jährliche Mehreinnahmen von bis zu 9.750€. Diese Mehreinnahmen sind nicht direkt sichtbar, sondern das Ergebnis von reduzierten Fruchtbarkeits- und Stoffwechselproblemen sowie weniger unproduktiven Milchtagen durch eine späte Trächtigkeit.
Die Pregnancy Rate (PR)
= Brunstnutzungsrate x Konzeptionsrate :100
Um die PR zu erhöhen gibt es drei wichtige Stellschrauben: Die Brunsterkennung, die Fütterung und die Aufzucht. Die Fütterung ist für die Fruchtbarkeitsleistung am wichtigsten.
Noch keine Brunsterkennung?
Wenn die Brunstnutzungsrate hoch ist (>50% bei visueller Erkennung, > 70% bei einem sensorgestützen System) verbessert sich die PR. Daher ist eine automatische Brunsterkennung unumgänglich. Die Investition in ein Brunsterkennungssystem ist kostspielig. Für Sönke Hinnemann-Weilinghoff ist es jedoch sehr wichtig: Auswertungen zeigen, dass etwa 43% der Kühe nachts bullen. Bei hohen Leistungen fällt die Brunst außerdem deutlich kürzer aus, da die Stoffwechselleistung höher ist. Ohne Brunsterkennung ist das ein Großteil der Kühe, die man rein visuell nicht entdecken kann.
Eine schlechte Brunsterkennung führt oft dazu, dass die Kühe erst spät tragend werden. Bei Herden mit schlechter Persistenz laufen die Tiere Gefahr, am Ende der Laktation zu verfetten. In der Folgelaktation führt das zu vermehrten Stoffwechselproblemen und einer dadurch reduzierten Milch- und Fruchtbarkeitsleistung: Ein Teufelskreislauf. Erfahrungen von Hinnemann-Weilinghoff zeigen, dass Herden mit Brunsterkennung im Schnitt eine höhere Tagesleistung von bis zu drei Litern haben.
Beispielkalkulation: Rentiert sich ein Brunsterkennungssystem?
- In der Kalkulation wird von einer Mehrleistung von 1,5 Liter pro Kuh und Tag, einer Herde mit 150 Laktierenden und einem durchschnittlich, jährlichen Milchgeld von 0,3 €/l ausgegangen.
- 1,5L x 150Kühe x 0,3€/L x 365Tage= 24.637,5 €/Jahr
- Die Einnahmen der zusätzlichen Milchmenge betragen bei den gegebenen Daten 24.736,5€ pro Jahr.
- Ein Brunsterkennungssystem für diese Betriebsgröße wird circa 25.000€ kosten (Aktuell erhält man ein gutes System für etwa 150€ pro Tier). Nach etwas über einem Jahr würden die Mehreinahmen der Milch die Investitionskosten decken.
- Zeit für visuelle Brunstkontrolle entfällt!
Vor allem kleine bzw. mittelgroße Betriebe (< 100 Kühen) haben oft kein Brunsterkennungssystem. Das sich ein Brunstsystem auch hier auszahlt, ist bereits nachgewiesen. So hat die Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft (LfL) beispielsweise herausgefunden, dass sich aus ökonomischer Sicht die Investition in eine Brunstüberwachung für 80% der Betriebe mit 70 Kühen und einer Leistung von rund 9.000kg Milch lohnen würde! Ob es sich rentiert, ist vor allem davon abhängig, wie gut die Brunsterkennung rein visuell erfolgt. Meist ist hier jedoch großes Potential.
Fütterung das A&O
Die Fütterung ist der Schlüssel zum Erfolg. Kühe müssen zeit- und energiegerecht angefüttert und zu Laktationsbeginn ausgefüttert werden. Die Kennzahl Abgangsrate bis 90 Tage p.p. ist entscheidend, um das Management rund um die Kalbung zu bewerten. Bei Werten über 10% sollte das Transitmanagement überprüft werden. Der Dreh- und Angelpunkt ist die Trockensteherration. Ziel ist eine möglichst hohe Futteraufnahme. Wenn die Kuh nicht optimal in die Laktation aufgrund von Nachgeburtsverhalten, Stoffwechselstörungen und deren Folgen wie Mastitiden startet, ist eine geringere Fruchtbarkeitsleistung die Folge. Das kostet den Milcherzeuger viel Geld!
An der Fütterung zu sparen ist nicht sinnvoll für die Fruchtbarkeit.
Sönke Hinnemann-Weilinghoff
Es gibt nicht das richtige Erstkalbealter
Auch bei Rindern zahlt sich die Nutzung einer Brunstüberwachung aus. Tipp: Kontrollieren Sie regelmäßig die Gewichte der Jungrinder. Wenn keine Waage vorhanden ist, nutzen Sie ein Maßband oder eine Gewichtszange zur Gewichtsbestimmung (Abweichung liegen bei 3-4%). Die Tiere brauchen und sollten nicht schwerer als 400kg zur ersten Besamung sein- auch wenn sie jünger als 15 Monate sind. Ansonsten neigen Rinder zur Verfettung. Konsequenz von zu dicken Rinder sind dann schwerere Abkalbeverläufe und dadurch ein suboptimaler Laktationsstart mit einer herabgesetzten Furchtbarkeitsleistung: Der Beginn des „Teufelskreislaufs Verfettung“!
Es empfiehlt sich die Brunsterkennung ab einem Lebendgewicht von etwa 350 kg zu aktivieren (z.B. Halsband für Aktivitätsmessung anlegen). Jeder Aufzuchtmonat kostet etwa 60€ pro Tier (durch aktuelle steigende Futter- und Energiekosten ansteigend). Eine Reduktion des Erstkalbealters um einen Monat bedeutet, dass etwa 5% weniger Stalllätze nötig sind. Außerdem wird ein Monat weniger Futter für die „unproduktive“ Aufzucht benötigt und die Probleme durch zu hohe Erstkalbealter sind reduziert.
Die Aufzuchtregion hat starken Einfluss auf die Gewichtsentwicklung, und somit auf das Erstbesamungsalter der Jungrinder. Vor allem in Grünlandregionen entwickeln sich die Rinder meist etwas langsamer, als in Ackerbauregionen mit einer energiedichten Fütterung. Das ist wirtschaftlich betrachtet, durch die geringeren Pacht- und somit auch Futterkosten akzeptabel. Die Pachtpreise belaufen sich in Grünlandregionen auf durchschnittlich 500€/ha. In Ackerbauregionen liegen die Preise oftmals über 1000€/ha.
Die Fruchtbarkeit zu optimieren lohnt sich
Bei den genannten Maßnahmen sieht der Milcherzeuger den finanziellen Vorteil nicht direkt (z.B. Mehreinnahmen durch den Anstieg der PR). Es besteht dennoch enormes Einsparungspotential im Bereich Fruchtbarkeit, was gerade zu aktuellen Zeiten mit extrem hohen Kosten wichtig ist. Daher lohnt es sich Zeit und wenn nötig, Geld (z.B. für ein Brunsterkennungssystem), in das Fruchtbarkeitsmanagement zu investieren.
Weitere Quelle: topagrar
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