Wenn man es genau nimmt, gehört die neue Photovoltaik-Anlage mit 144 kW auf dem Kuhstall von Familie Flatz-Meusburger in Bizau in Vorarlberg (Österreich) eigentlich noch ihren Kunden.
Denn rund 100 von ihnen haben sich mit dem Kauf eines Genussscheins im Wert von 500 € an ihrer Finanzierung beteiligt. Als Gegenwert erhalten sie in den nächsten sechs Jahren für jeweils 100 € im Jahr hofeigenen Käse. „Dass wir mit dieser Idee gerade in der Region hier so viele Neukunden...
Wenn man es genau nimmt, gehört die neue Photovoltaik-Anlage mit 144 kW auf dem Kuhstall von Familie Flatz-Meusburger in Bizau in Vorarlberg (Österreich) eigentlich noch ihren Kunden.
Denn rund 100 von ihnen haben sich mit dem Kauf eines Genussscheins im Wert von 500 € an ihrer Finanzierung beteiligt. Als Gegenwert erhalten sie in den nächsten sechs Jahren für jeweils 100 € im Jahr hofeigenen Käse. „Dass wir mit dieser Idee gerade in der Region hier so viele Neukunden gewinnen, hätten wir nicht gedacht“, ist Hofnachfolgerin Lucia Flatz zufrieden. Denn bisher hat der Bio-Betrieb den überwiegenden Teil seines Käses über Bio- und Naturkostläden in entfernteren, eher städtisch geprägten Gebieten Österreichs sowie in Deutschland vermarktet.
„Die Nachfrage überstieg das Angebot“
Lucia Flatz, Betriebsleiterin
Um für die Gutscheine Werbung zu machen, haben sie die heimischen Zeitungen für sich gewinnen können. „Wir hätten noch mehr Gutscheine ausgeben können, aber wir müssen ja auch den Käse dafür haben“, ergänzt Ehemann Daniel Flatz.
Ursprünglich stammt diese Crowdfunding-Idee von Lucias Vater Jakob Meusburger, von dem das junge Paar den Betrieb in 740 m Höhe mit 18 Kühen und 30 ha Grünland seit Januar gepachtet hat. Er gehört zu den Bio-Pionieren in Österreich und hat schon 1995 begonnen, die eigene Milch am Hof komplett zu verkäsen und selbstständig zu vermarkten. „Hier am Standort ist betriebliches Wachstum schwer, daher war die Veredlung der Milch unser Weg“, sagt der Milchkuhhalter.
Der Käseabsatz sei stetig gestiegen und man könne sicher auch noch mehr verkaufen. Mittlerweile setzen sie 10 t Käse im Jahr ab. „Aber wir erzeugen keinen Standard-Käse, sondern nur selbst kreierte Sorten“, betont Tochter Lucia. Elf Sorten für im Mittel 20 €/kg hat sie im Hofladen im Angebot. Dazu gehören z. B. ein Wildkräuterkäse oder ein Weinkäse.
Kühe wieder auf der Alpe
Erst seit Kurzem treiben sie ihre Kühe im Sommerhalbjahr wieder auf eine Gemeinschaftsalpe in 1.500 m Höhe, die auch ihre Milch verkäst und den Käse vermarktet. Daher ist die Hofkäserei nur von circa September bis Mai täglich in Betrieb. „Wirtschaftlicher wäre es, die Kühe im Stall zu halten. Aber weil uns Pachtflächen weggefallen sind, hätten wir ohne die Alpung im Sommer Heu zukaufen müssen und das wollten wir nicht. Unser Betrieb soll mit den eigenen Ressourcen auskommen“, erklärt Daniel Flatz.
Ohne die Alpung hätten wir Heu zukaufen müssen.
Betriebsleiter Daniel Flatz
Zudem bedeute die Alpung eine deutliche Arbeitsentlastung für den Betrieb mit 2 Ak. In ihrer Bergstufe 3 sind viele Flächen nur mit Motormäher, Heuraupe oder Rechen zu bewirtschaften. In der Stallsaison gibt es Heu, wenn möglich Frischgras und an der Station Getreideschrot. Im Mittel erzielen sie mit ihrer Braun-vieh-Schwarzbunt-Herde eine Milchleistung von 8.000 kg (4 % Fett und 3,4 % Eiweiß).
Investitionen geplant
Das Ziel der Hofnachfolger ist es, auch bei der Energie autark zu sein. Aktuell ist eine Hackschnitzelanlage für die Versorgung von Käserei und Heutrocknung in Planung und der Hofladen soll z. B. für Verkostungen erweitert werden. Lucia und Daniel Flatz: „Wir möchten den Betrieb für den Vollerwerb auf stabile Standbeine stellen.“
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