Immer häufiger treffen wir auf Milcherzeuger, die automatisch melken und dennoch den alten Melkstand weiter nutzen bzw. sogar in einen neuen Melkstand investieren. Macht eine solche Kombination Sinn? Wenn ja, für wen? Wir haben nachgefragt.
Beide Melksysteme bieten eine Vielzahl an Vorteilen. Während im Melkstand z. B. eine gute Tierübersicht und einfache Möglichkeit zur Behandlung gegeben sind, besticht der Roboter durch Flexibilität und eine genaue, datenbasierte Überwachung...
Immer häufiger treffen wir auf Milcherzeuger, die automatisch melken und dennoch den alten Melkstand weiter nutzen bzw. sogar in einen neuen Melkstand investieren. Macht eine solche Kombination Sinn? Wenn ja, für wen? Wir haben nachgefragt.
Beide Melksysteme bieten eine Vielzahl an Vorteilen. Während im Melkstand z. B. eine gute Tierübersicht und einfache Möglichkeit zur Behandlung gegeben sind, besticht der Roboter durch Flexibilität und eine genaue, datenbasierte Überwachung der Kühe. Stehen Milcherzeuger vor der Wahl, wie gemolken werden soll, entscheiden sie sich in der Regel für die jeweiligen Vorteile. Doch einige (größere) Herden werden sowohl konventionell als auch automatisch gemolken. Für die 2-System-Lösung spricht:
In größeren Betrieben lässt sich Arbeitszeit durch das Melken von Special Needs- oder euterkranken Kühen im Melkstand einsparen. Denn Kühe, die in einer AMS-Herde mühsam gesucht oder aber zeitaufwendig aus der Separation geholt werden müssten, können im Melkstand als Gruppe mit einem geringeren Zeitaufwand gemolken werden (Übersicht 1). Zudem kann der Milcherzeuger seine qualifizierte Arbeitskraft effizient einsetzen, denn er hat in kürzester Zeit einen Überblick gerade über die Kühe, die viel Aufmerksamkeit benötigen.
Neben der Einsparung der Arbeitszeit kann das konventionelle Melken der Separationskühe auch die Auslastung der Melkboxen verbessern. Denn in den Robotern werden dann nur die problemlosen, gesunden Kühe gemolken. Außerdem geht keine Melkzeit durch das Reinigen der milchführenden Leitungen nach Kannenkühen verloren.
Sind die Melkroboter nicht mit Melkergruben ausgestattet, können Euterbehandlungen oder auch das Trockenstellen in konventionellen Melkständen mit einem geringeren (körperlichen) Aufwand und gegebenenfalls hygienischer erfolgen.
Bei einem Stallneubau für AMS können durch den Erhalt des Melkstands Kosten eingespart werden: Im neuen Stall sind keine Strohabteile oder Separationswege nötig, da nur laktierende „Tankmilch-Kühe“ an die AMS gelassen werden. Das reduziert Kosten beim Bau. Der bestehende Melkstand ist in den meisten Fällen abbezahlt. Daher fallen hier lediglich Kosten für die Wartung an.
Ab fünf Robotern?
Die oben genannten Vorteile, vor allem die Einsparung der Arbeitszeit, lassen sich sicherlich eher in größeren Milchkuhbetrieben erreichen. Ingo Schimmelpfeng (Berater) empfiehlt einen zusätzlichen Melkstand deshalb ab fünf Melkrobotern.
Diese Empfehlung gilt für ihn sowohl für Betriebe, die alte Melkstände nutzen können, als auch für Betriebe, die in konventionelle Melktechnik neu investieren müssten. Hier muss jedoch betriebsindividuell berechnet werden, ob sich der zusätzliche Melkstandbau auch lohnt. Außerdem, so Schimmelpfeng, empfiehlt sich die Kombination bei Betrieben, die die Investitionskosten des AMS über einen längeren Zeitraum schieben möchten. Wenn die bauliche Möglichkeit besteht, kann so ein Roboter nach dem anderen eingebaut werden, während der Melkstand weiter genutzt wird. Die Kosten lassen sich dann über einen längeren Zeitraum verteilen.
Welche Tiere wo melken?
Betriebe mit beiden Systemen melken im Melkstand meist die Frischabkalber und Behandlungstiere. In einigen Fällen werden im separaten Melkstand auch (stark) klauenkranke Tiere gemolken, da diese nicht freiwillig zum Roboter gehen und die Auslastung des Roboters stören.
Bei größeren Herden kann es sinnvoll sein, die Kühe zum Trockenstellen in Gruppen für die letzte Melkung und die Eingabe der Eutertube durch den Melkstand zu treiben. Die Kühe können dann als Gruppe umgestallt werden.
Zudem sind die trockenstehenden Kühe sofort vom Roboter separiert. Dies reduziert das Risiko, dass ein Tier nach dem Trockenstellen doch gemolken wird, weil vergessen wurde es am PC auf „Trockensteher“ umzustellen. Im separaten Melkstand können auch „roboterunfähige“ Färsen (zu kurze Zitzen, …), die im Melkstand problemlos zu händeln sind, bis zu einem Verkauf gemolken werden.
Zwei Systeme: Das gilt es zu beachten
Durch die Nutzung eines zusätzlichen Melkstands sind die Stallzeiten nicht mehr so flexibel.
Beim Melken von Behandlungstieren im Melkstand besteht die Problematik, dass man keine Daten zur Entwicklung des Gesundheitszustands (Zellzahl, Wiederkauaktivität etc.) vom Roboter erhält und somit nur nach „Bauchgefühl“ entscheiden kann.
Es ist zu beachten, dass die Wartung von einem wenig genutzten Melkstand viel Disziplin erfordert, jedoch wichtig ist, um die Eutergesundheit nicht negativ zu beeinflussen.
Rangkämpfe innerhalb der Gruppen und gegebenenfalls eine Futterumstellung können beim Umstallen der Tiere vom konventionellen zum automatischen Melken bzw. umgekehrt zu einem Leistungsverlust führen. Außerdem muss bedacht werden, dass ein höherer Treibeaufwand durch das Umstallen der Tiere entstehen kann.
Bei der Nutzung beider Melksysteme sollten der AMS- und Melkstandstall in baulicher Nähe sein. Für die Kühe, die im Melkstand gemolken werden, muss ein separates Stallabteil zur Verfügung stehen.
In kleineren Betrieben (ein bis zwei Roboter) macht aufgrund der Mitarbeiter-/Familien-Ak-Struktur eine Kombination kaum Sinn, denn hier lässt sich wenig Einsparpotenzial finden.
In vielen Kuhställen erhalten hochleistende Kühe durchaus 10 kg Kraftfutter über die Melkbox. Das ist nicht immer notwendig, um Melkroboter optimal auszulasten.
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