Herdenmanager Mathis Benning berichtet, wie die Kuhüberwachung über Sensoren das Management und die Gesundheit der Kühe bei der Lima Holsteins KG fördert.
Elite: Seit vierzehn Monaten überwacht bei der LIMA Holstein KG ein Sensorsystem die Gesundheit der Kühe. Welches nutzt ihr, was misst es und was war euch wichtig?
Mathis Benning: Wir haben uns für das System CowManager entschieden. Alle 250 Kühe und alle Rinder ab dem Alter von zwölf Monaten tragen den Ohrsensor. Dieser misst die Aktivität, das...
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Elite: Seit vierzehn Monaten überwacht bei der LIMA Holstein KG ein Sensorsystem die Gesundheit der Kühe. Welches nutzt ihr, was misst es und was war euch wichtig?
Mathis Benning: Wir haben uns für das System CowManager entschieden. Alle 250 Kühe und alle Rinder ab dem Alter von zwölf Monaten tragen den Ohrsensor. Dieser misst die Aktivität, das Wiederkauen und die Ohrtemperatur. Wichtig war uns, dass wir die Sensoren wiederverwerten können, da wir einige abgekalbte Rinder vermarkten und eben auch Kühe abgehen.
Mathis Benning
Herdenmanager, Lima Holsteins KG, Rees (NRW)
Elite: Wie lautet euer Urteil nach über einem Jahr? Wie hat das System euren Arbeitsalltag verändert?
Mathis Benning: Wir möchten nicht mehr ohne arbeiten! Das System hat unsere Arbeitsroutinen sehr verändert. Vor allem bei den frischlaktierenden Kühen. Hier haben wir vor Einsatz der Sensoren bei jeder Kuh täglich die Körpertemperatur und die Euter kontrolliert und wöchentlich den BHB-Wert gemessen. Heute untersuchen wir nur die als auffällig vom System gemeldeten Kühe, die anderen behalten wir im Auge, ohne sie anzufassen. Dann entfallen etwa 30 Minuten pro Tag, die wir uns vorher für die visuelle Brunstbeobachtung und die Kontrolle der Wiederkauaktivität bei fünf bis sechs Kühen pro Gruppe genommen haben.
Wir konnten durch das System unsere Arbeitsroutinen schmälern und haben nun mehr Zeit für Einzeltiere, die wirklich unsere Aufmerksamkeit brauchen.“
Mathis Benning
Elite: Wie nutzt ihr die „freie“ Zeit?
Mathis Benning: Die hat sich verlagert. Die Daten am PC einzusehen, braucht auch seine Zeit. Bei den Kühen ist es so, dass wir weniger Zeit für die allgemeine Tierkontrolle benötigen, dafür den einzelnen, als auffällig gemeldeten Kühen mehr Zeit widmen. Bei den ersten Anzeichen von Unwohlsein hilft unserer Erfahrung nach oft schon einfaches Drenchen und die Gabe eines Schmerzmittels. Ich würde sagen, wir waren durch unsere vorherige Routine schon gut bei den Kühen, die Sensoren erkennen Abweichungen vom normalen Verhalten jedoch viel früher. Sie sind näher dran, 24/7 bei jedem einzelnen Tier – das kann kein Mensch leisten!
Elite: Damit sich ein Sensorsystem lohnt, muss man die Daten systematisch ansehen. Wie geht ihr vor?
Mathis Benning: Das stimmt. Wichtig ist außerdem, dass man wirklich bereit ist, sich konsequent jede gemeldete Kuh im Stall anzuschauen und zu handeln. Nur so kann man den Vorteil der Früherkennung nutzen, also schwerere Erkrankungen samt Milchverlust verhindern oder die Besamungsraten verbessern. Wir schauen zweimal täglich in die Alarmliste: Um 8.00 Uhr und um 17.00 Uhr. Direkt danach gehen wir zu diesen Kühen und untersuchen, behandeln oder besamen sie. Um einen Standard durchzuhalten und produktiv zu bleiben, muss man sich von dem Zwang freimachen, sofort zu jeder Alarmkuh zu rennen! Einmal täglich schauen wir uns die Frischmelkerliste im Detail an, die Einzeltierdaten der Trockensteher gehen wir einmal pro Woche durch.
Durch die von den Sensoren erfassten Gesundheitsdaten können wir auch sehr gut Behandlungserfolge kontrollieren.“
Mathis Benning
Elite: Abgesehen vom Einzeltier, was zeigen die Systemdaten noch?
Mathis Benning: Die Gruppenübersichten erlauben es, gute Rückschlüsse zu Fütterung, Haltung und dem Management zu ziehen. Zum Beispiel sind einmal die Fresszeiten stark gestiegen. Die Kühe haben aber nicht mehr gefressen, sondern angefangen zu selektieren, als wir Ballensilage mit in die Ration gemischt haben. Dann ist uns bei einer Datenanalyse aufgefallen, dass wir mehr Transitkuh-Alarme haben, wenn die Trockensteher-Gruppe 1:1 statt unterbelegt ist. Jetzt achten wir darauf, den Stall dort nur zu 80 % zu belegen. Hilfreich ist zudem, dass wir Behandlungserfolge und damit unsere standardisierten Arbeitsanleitungen unvoreingenommen kontrollieren können. Neulich hatte etwa eine Kuh einen Fremdkörper. Ihre Fress-Wiederkauzeit und Aktivität fiel über zwei Tage. Ich habe sie untersucht: Sie war verspannt, ihre Herzfrequenz erhöht und die Halsvene gestaut. Nachdem ich sie, in Absprache mit unserem Tierarzt, gedrencht und ihr einen Magneten und Schmerzmittel verabreicht habe, war sie nach vier Tagen wieder im Normalmodus! Unser Handeln war richtig.
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