Kühe starten besser, wenn sie direkt nach der Kalbung warmes Wasser zu sich nehmen. Denn: Läuft der Pansen, läuft die Kuh! Die Aufnahme von 40 bis 60 l handwarmen Wassers gleicht die geringe Futteraufnahme rund um die Geburt aus, vermindert die Gefahr einer Labmagenverlagerung, animiert die Kuh, zum Fressen zu gehen und fördert Pansenmikroben und Toxinausscheidung. Dazu ist die Behandlung wartezeitfrei und kostengünstig.
Kühe starten besser, wenn sie direkt nach der Kalbung warmes Wasser zu sich nehmen. Denn: Läuft der Pansen, läuft die Kuh! Die Aufnahme von 40 bis 60 l handwarmen Wassers gleicht die geringe Futteraufnahme rund um die Geburt aus, vermindert die Gefahr einer Labmagenverlagerung, animiert die Kuh, zum Fressen zu gehen und fördert Pansenmikroben und Toxinausscheidung. Dazu ist die Behandlung wartezeitfrei und kostengünstig.
Bei Kühen, die schlecht fressen und zu Labmagenverlagerungen neigen, kann das Drenchen u.a. mit Pansenstimulantien helfen. Wir zeigen Rezepte für einen Drenchtrunk.
Tipp: Freiwillig trinken bevorzugt! Die Erfahrung zeigt, dass die Mehrheit der Kühe und Färsen unmittelbar nach der Geburt Durst zeigen und spontan große Wassermengen aufnehmen, wenn diese zeitnah angeboten werden. Das Drenchen ist eine Zwangsmaßnahme und kann in dieser empfindlichen Phase unnötigen Stress auslösen. Es ist zu diesem Zeitpunkt also nur dann eine Alternative, wenn die frisch abgekalbte Kuh nicht innerhalb von einer Stunde nach der Geburt aufsteht und von sich aus trinkt.
Welche Kühe soll man drenchen?
Sinnvoll ist das Drenchen bei Kühen, die
- starke Schmerzen haben, z.B. nach einer Schwergeburt,
- schlecht fressen (z.B. durch Metritis, Milchfieber, Zwillingsgeburt),
- bei der täglichen Frischmelkerkontrolle durch eine mangelnde Pansenfüllung auffallen.
Drenchen: So geht es richtig
Fixieren Sie die Kuh zum Drenchen im Fressfanggitter und zusätzlich mit einem Halfter. Eine Metallsonde wird über den Schlund in den Pansen gelegt. Das Vorschieben der Pansensonde erfolgt vorsichtig und mit leichtem Druck. Der Schlauch muss bis zur vorgegebenen Markierung vollständig eingeführt werden. So stellen Sie sicher, dass Sie nicht versehentlich in die Luftröhre oder Lunge drenchen.
Der richtige Sitz der Pansensonde ist erreicht, wenn Pansengase aus der Sonde aufsteigen (typischer Geruch!) und das „Gurgeln“ des Pansens zu hören ist. Über eine Hand- oder eine elektrische Pumpe pumpt man die Flüssigkeit in den Pansen und zieht die Sonde vorsichtig wieder heraus. Dabei darf keine Flüssigkeit über die Kehle in die Lunge zurücklaufen!
Reinigen und desinfizieren Sie anschließend das Drenchbesteck.
Tipp: Eine fest verlegte Wasserleitung im Selektionsbereich kann das Drenchen der Kühe vereinfachen. Am besten zusätzlich einen kleinen digitalen Durchflussmesser anbringen (ca. 15 Euro), um die gedrenchte Menge zu kontrollieren!
Mit dem Milchtaxi drenchen
Kühe mit dem Milchtaxi zu drenchen, hat sich bewährt. Leider kann es sein, dass gerade pansenförderliche Mittel wie Leinsamen die Pumpe des Milchtaxis verstopfen oder die Reinigung erschweren. Zudem bekommen manche Kühe nur 30 bis 40 Liter, andere 90 Liter. Jan Schnakenberg aus Minstedt (Bremervörde, Niedersachsen) hat sich eine Methode überlegt, wie er Drenchflüssigkeit sinnvoll eindosieren kann: Er schaltet einen 10-l-Weithalskanister zwischen Milchtaxi und Drenchsonde. Das Wasser aus dem Milchtaxi durchfließt den Kanister, nimmt die Leinsamen auf und trägt diese mit in die Kuh.
Der Kanister weist eine größere Öffnung auf und stammt aus dem Campingbedarf. Jan Schnakenberg hat eine GK-Messing-Kupplung oben auf den Behälter aufgesetzt und am Auslauf einen Kugelhahn angeschraubt (Kosten: ca. 30 bis 50 Euro). So schließt er die Sonde an, öffnet den Hahn und lässt das Wasser laufen. Das funktioniert auch mit einer fest verlegten Leitung.
Tipp: Den Kanister bei Leinsamen erst einmal hochkant hinstellen, sonst kommen zu viele Leinsamen auf einmal und verstopfen die Drenchsonde – rantasten, mit etwas Übung kein Problem!
Drenchen ohne Kraftaufwand
Keine Lust mehr auf kraftaufwändiges Drenchen von Propylenglycol, aber auch von Leinsamen an (stoffwechselschwache) Frischmelker hatte Frank Cordes (Reeßum, 750 Kühe), Milcherzeuger und gelegentlicher Tüftler. Deshalb entwickelte er den Drenchboy, einen automatisierten Drencher (siehe Video).
Herzstück des Drenchers ist eine Druckluftmembran-Pumpe mit deren Hilfe Propylenglycol, aber z.B. auch aufgeschleimter Leinsamen (Achtung: Flüssigkeiten dürfen nicht in die Lunge gelangen) gepumpt und damit den Tieren gedrencht werden kann. Diese Pumpe hat den Vorteil, dass sie trockenlaufsicher ist und Fremdstoffe bis 5 mm pumpen kann. Da der Antrieb über Druckluft und nicht über Strom läuft, soll es ausreichen, den Behälter einmal täglich über einen Kompressor zu füllen. So lässt sich der Drenchboy überall mobil im Stall einsetzen. Die Dosierung erfolgt über einen Luftmengenregler (akustisches Signal). Beim Einsatz des Drenchboys muss somit nur die Drenchsonde eingeführt werden, das Verabreichen und Dosieren der verschiedenen Flüssigkeiten erfolgt dann automatisch, ohne Kraftaufwand.
Pansensaft entnehmen
Neben dem Drenchen von Propylenglycol und Leinsamen kann mit dem Drenchboy auch Pansensaft zur Übertragung an andere (stoffwechselerkrankte) Kühe tierschonend bei gesunden Kühen abgesaugt werden. Daher gehört neben der Drenchsonde auch ein Saugkopf (perforierter Sondenkopf) zum automatischen Drencher. Bei jeder Anwendung muss die gute fachliche Praxis beim Umgang mit den Tieren wie beim herkömmlichen Drenchen beachtet werden!
Der Drenchboy ist inzwischen patentiert und derzeit auf zwei weiteren Betrieben im Testeinsatz.