Wenn Leguminosen nur schwer „in Gang kommen“
Ein zu niedriger pH-Wert im Boden ist ein häufiger Grund, wenn sich Feinleguminosen schwer etablieren lassen.
Auf frühjahrstrockenen Standorten sollte man Luzerne im Spätsommer bis Mitte August säen.
Von zu viel Stickstoff im Boden profitieren vor allem die Gräser in der Mischung.
Bei Leguminosen als Untersaat darf die Deckfrucht nicht zu dicht gesät sein.
Unser Autor:
Wenn Feinleguminosen wie Klee und Luzerne als Ackerfutter nach der Aussaat nicht so recht in Gang kommen wollen, sind meist mehrere Ursachen gleichzeitig dafür verantwortlich. Zu schaffen macht diesen stickstofffixierenden Arten in den letzten Jahren auf vielen Standorten vor allem die zunehmende Frühjahrstrockenheit zur Saat und danach. Zwar kann man die Witterung nicht beeinflussen, wohl aber bestimmte Einflussfaktoren, die die Anfangsentwicklung von Futterleguminosen beeinträchtigen.
Fehler bei der Saat
Zu niedriger pH-Wert: Bei Luzerne ist es häufig ein zu niedriger pH-Wert, der sie an einer guten Etablierungsphase hindert. Sie braucht mindestens pH 6 bis 7,5. Unter anderem damit das für den Stoffwechsel der Knöllchenbakterien nötige Molybdän überhaupt erst verfügbar wird. Eine Saatbettkalkung kann entsprechend günstigere Voraussetzungen in der Etablierungsphase schaffen.
Mangel an Grundnährstoffen: Ein optimaler pH allein reicht jedoch nicht aus, wenn die Grundversorgung an den Nährstoffen Phosphor, Kalium und Magnesium nicht mindestens in Versorgungsklasse C liegt. Eine gute Grundnährstoffversorgung ist vor allem auch eine wichtige Voraussetzung für das spätere Wachstum und die Ertragsbildung des Bestandes.
Zu grobes Saatbett: Das feine Saatgut von Luzerne, Rot- und Weißklee braucht – ähnlich wie Raps – ein besonders feines Saatbett, d. h. gut abgesetzt, nicht zu trocken, nicht zu nass. Grobe Kluten und Bodengefügestörungen in der oberen Krume reduzieren den Feldaufgang!
Zu tief abgelegt: Die optimale Ablagetiefe des Saatgutes beträgt 1 bis 2 cm. Fehlt in den Wochen nach der Saat Wasser, dann können konkurrenzstarke und trockenheitsverträgliche Unkräuter den Leguminosenbestand extrem unterdrücken. Dann kann sogar ein Umbruch erforderlich sein. Denn die Herbizidverträglichkeit der Leguminosen ist in dem sehr frühen Entwicklungsstadium noch relativ gering.
Bei der Saat zu trocken: Halten Sie beim optimalen Saattermin die Großwetterlage im Auge und säen Sie eher zum Ende einer Trockenphase. Die tiefwurzelnden Leguminosen Rotklee und Luzerne haben zwar gegenüber flachwurzelnden Gräsern Vorteile, aber erst, wenn deren Pfahlwurzeln in größere Bodentiefen vorgedrungen sind. Bei Standorten mit regelmäßiger Frühjahrstrockenheit, sollte man überlegen, die Leguminosen erst im Spätsommer zu säen.
Der richtige Saatzeitpunkt
Nicht zu spät im Herbst säen: Wer sich aufgrund gehäufter Trockenheit im Frühjahr für die Spätsommer- bzw. Frühherbstaussaat entscheidet, sollte die Luzerne bis spätestens Mitte August im Boden haben, denn sonst ist die Zeit für die Etablierung bzw. zur Herausbildung einer gewissen Winterhärte zu kurz. Rot- und Weißklee in Ackerfuttermischungen mit Gräsern können als Blanksaat bis Mitte September gesät werden. Im ökologischen Landbau sind mit Rotklee- bzw. Weißkleegras-Mischungen oder mit Reinsaaten Untersaaten in Wintergetreide möglich. Sie erfolgen im zeitigen Frühjahr (Februar/März). Rotklee-Untersaaten in Sommergetreide können ab dem Drei-Blatt-Stadium untergesät werden, Weißklee auch früher. Achten Sie grundsätzlich bei den Leguminosen auf die richtige Sortenwahl.
Säen Sie Luzerne auf trockenen Standorten bis Mitte August.
Hubert Kivelitz
Zu viel oder zu wenig Stickstoff: Bei Leguminosen-Grasgemengen fördert ein zu hoher N-Gehalt im Boden bzw. eine zu hohe N-Düngung vor allem das Wachstum der Gräser. Die Leguminosen werden dann verdrängt. In Reinsaaten macht den Leguminosen der Stickstoff weniger aus, allerdings beeinträchtigt er die Knöllchenbakterien. Eine N-Startdüngung von 30 bis 40 kg/ha kann jedoch für eine gute Jugendentwicklung und zur Stärkung der Konkurrenzkraft vor allem bei Luzerne-Reinbeständen förderlich sein. Allerdings lässt das die Düngeverordnung nicht mehr zu.
Deckfrucht zu dicht gesät: Wenn Leguminosen als Untersaat nach der Ernte der Deckfrucht gut dastehen sollen, darf diese nicht zu dicht gesät werden. Denn sonst fehlt den Untersaaten Licht, bei sehr trockenen Bedingungen auch Wasser. Bei sehr flachgründigen Böden auf trockenheitsgefährdeten Standorten sollte man besser die Hände von Gras bzw. Leguminosen-Gras-Gemenge als Untersaaten lassen.
Der Impfstoff muss ans Saatgut!
Starthilfe Impfung: Vor allem für das Wachstum der Luzerne in der Etablierungsphase ist es empfehlenswert, mit geeigneten Rhizobienstämmen geimpftes Saatgut zu verwenden. Viele Saatgutunternehmen platzieren artspezifische Rhizobienbakterien im Rahmen eines Saatgutcoatings direkt an das Saatgut. Wer sein Saatgut selbst impft, z. B. mit Flüssigimpfstoff, muss vor allem auf eine sehr gleichmäßige Verteilung des Impfstoffes unmittelbar vor der Aussaat achten. Ein nachträgliches Aufsprühen von flüssigem Impfstoff auf den Boden hat keinen Impfeffekt mehr. Bei den Kleearten kann man auf eine Saatgutimpfung meist verzichten, vor allem, wenn auf diesen Flächen mehr oder weniger regelmäßig Klee angebaut wird. Nach längeren Anbaupausen oder auf „jungfräulichen“ Böden, ist bei Luzerne eine Impfung empfehlenswert.
Schnittintervalle zu kurz: Die Luzerne hält in der Regel nicht die geplanten drei bis vier Nutzungsjahre durch, wenn nicht ausreichende Regenerationsphasen zwischen den Schnitten eingehalten werden. Denn die Luzerne braucht zwischen den Schnitten genug Zeit, um neue Reservestoffe aus Assimilaten in die Wurzel und die Stengelbasis einzulagern. Bei längerer Nutzungsdauer sollten es daher nicht mehr als drei bis vier Schnitte pro Jahr sein. Vor allem sollten z. B. zwischen dem letzten und vorletzten Luzerneschnitt mindestens fünf Wochen liegen. Rotklee-Mischungen vertragen vier bis maximal fünf Schnitte pro Jahr. Allerdings geht man auch hier meist nur von ein bis maximal zwei Hauptnutzungsjahren aus. Danach geht der Rotkleeanteil deutlich zurück. Der sich vegetativ stark ausbreitende Weißklee braucht sogar eine noch höhere Nutzungsintensität, um hohe Ertragsanteile im Pflanzenbestand zu sichern. Zudem ist er - im Gegensatz zu Rotklee und Luzerne - absolut weide- und trittfest.
Zu tiefer Schnitt: Wer Luzerne tiefer als 8 bis 10 cm schneidet, verletzt die unteren Blattachseln und Basalknospen, sodass der Neuaustrieb länger dauert. Auch der Rotklee muss wieder aus der Wurzel und der Restassimilationsfläche regenerieren. Eine Schnitthöhe von 6 bis 8 cm sollte daher nicht unterschritten werden. Der Weißklee als sehr lichtbedürftige Futterleguminose verträgt mehr und auch sehr tiefe Schnitte oder eben eine intensive Beweidung.
Suboptimale Mischungen: Futterleguminosen sind arm an wasserlöslichen Kohlenhydraten. Daher reicht in Reinsaaten die Bildung von Milchsäurebakterien für einen sicheren Silierprozess nicht aus. Aus diesem Grund und für eine höhere Ertragsstabilität werden Futterleguminosen meist zusammen mit Gräsern angebaut. Die Gräser als Mischungspartner sollten aber nicht willkürlich, sondern in Bezug auf Art und Anteil optimal abgestimmt sein. So passen z.B. Weidelgrasarten nicht in Mischungen mit Luzerne, weil sie in der Anfangsentwicklung zu dominant sind und nicht optimal zum Entwicklungsrhythmus der Luzerne passen. Besser geeignet sind Wiesenlieschgras oder Wiesenschwingel zu Anteilen von jeweils 25 bis 30 % oder als Mischung dieser beiden Arten. Auf sehr trockenen Standorten können Knaulgras (max. 5 bis 8 %) oder Rohrschwingel (20 bis 25 %) als Partner Sinn machen.
Für den über- bzw. mehrjährigen Ackerfutterbau ist eine Mischung aus Rot- und Weißklee mit Gräsern (Weidelgräser) sinnvoll. Wenn der Rotklee nach dem zweiten Hauptnutzungsjahr in den Ertragsanteilen deutlich zurückgeht, tritt bei entsprechendem Nutzungs- und Düngemanagement zunehmend der Weißklee hervor. In solchen Mischungen sollte Rotklee einen Anteil von 15 bis 20 % haben, Weißklee 10 bis 12 %. Wenn nur Rotklee mit Gräsern gemischt wird, sollte sein Anteil etwa 30 % betragen. Dafür die vorgeschlagenen Qualitätsstandardmischungen von der Offizialberatung beachten. Die empfohlene Aussaatmenge sollte eingehalten werden. Zu hohe Mengen kosten unnötig Geld. Nur bei suboptimalen Saatbedingungen kann die Saatmenge etwas erhöht werden.
Rotklee ist im ersten Hauptnutzungsjahr konkurrenzstark und kann dominieren. Im Ansaatjahr sollte er noch nicht zur Blüte kommen. Weißklee erreicht durch vegetative Vermehrung seinen Ertragspeak ab dem 2. Jahr und löst in Mischungen mit Rotklee dessen zurückgehenden Ertragsanteil ab. Dies ist allerdings nur dann der Fall, wenn ihn die Gräser und der Rotklee im ersten und zweiten Jahr nicht zu stark unterdrücken, was häufig zu sehen ist. Auch ist die Stickstoff-Düngung anzupassen. Bei einem Ertragsanteil der Leguminosen von über 30 % ist keine zusätzliche Düngung mehr nötig.
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