Die Milchkühe in den Niederlanden haben noch nie zuvor eine höhere Lebensleistung erreicht als im Wirtschaftsjahr 2022/23 und gleichzeitig ist ihre ‚lifetime production‘ eine der höchsten überhaupt: Über ihre Lebenszeit produzierten die niederländischen Abgangskühe, die in der Milchleistungsprüfung (kurz MLP, in den Niederlanden ‚MPR‘) teilnehmen, 38.327 kg Milch und 3.048 kg Fett und Eiweiß!
Das entspricht 926 kg mehr Milch und 77 kg mehr Fett und Eiweiß als im...
Die Milchkühe in den Niederlanden haben noch nie zuvor eine höhere Lebensleistung erreicht als im Wirtschaftsjahr 2022/23 und gleichzeitig ist ihre ‚lifetime production‘ eine der höchsten überhaupt: Über ihre Lebenszeit produzierten die niederländischen Abgangskühe, die in der Milchleistungsprüfung (kurz MLP, in den Niederlanden ‚MPR‘) teilnehmen, 38.327 kg Milch und 3.048 kg Fett und Eiweiß!
Das entspricht 926 kg mehr Milch und 77 kg mehr Fett und Eiweiß als im vorherigen Wirtschaftsjahr (September bis September). Das wertet die Coöperatie CRV aus den Daten der niederländischen Milchleistungsprüfung MPR aus.
Leistungsdaten der niederländischen Abgangskühe (MPR)
Von 14.700 Milchkuhbetrieben in den Niederlanden nehmen 11.870 an der Milchleistungsprüfung teil, das entspricht rund 1,34 Mio. Milchkühen. Ausgehend von den aktuellen Zahlen, werden damit von 1,57 Mio. Milchkühen insgesamt in den Niederlanden rund 230.000 Milchkühe nicht in der MPR erfasst.
Die Kühe werden älter
Die Steigerung fußt vor allem auf eine längere Lebenszeit der Kühe, die sich auf 2.255 Tage erhöhte. Die Zahl der produktiven Lebenstage stieg auf 1.303 Tage und die Leistung pro Tag auf 29,4 kg Milch (+ 0,1 kg ggü. 2022).
Die steigende Lebensleistung spiegelt sich auch in der steigenden Anzahl an Milchkühen wieder, die eine Lebensleistung von 100.000 kg Milch und mehr erreichen. Im vergangenen Jahr überschritten 4.707 Kühe diesen Meilenstein – 750 Kühe mehr als im vorherigen Wirtschaftsjahr!
Großer Vorsprung gegenüber Deutschland
Auch in Deutschland steigt die Lebensleistung der Kühe kontinuierlich. Allerdings zeigen die Auswertungen der Milchleistungsprüfung in Deutschland einen, bezüglich der Lebensleistung der Abgangskühe, deutlichen Rückstand gegenüber den Niederlanden.
So veröffentlichte der Bundesverband Rind und Schwein (BRS) zuletzt für das Kontrolljahr 2022 eine durchschnittliche Lebensleistung der im Herdbuch geführten, schwarzbunten Holsteinkühe von 31.895 kg Milch. Einen vergleichbaren Stand erreichten die in der Milchleistungsprüfung geführten niederländischen Kühe (überwiegend HF sbt) bereits im Jahr 2019 mit 31.553 kg Lebensleistung.
Die Lebensleistung der deutschen schwarzbunten Holstein MLP-Abgangskühe ist seit dem Jahr 2007 nahezu kontinuierlich gestiegen, von 23.118 kg Milch im Jahr 2007 auf nun mehr 31.895 kg im Jahr 2022.
Gründe: Züchterischer Fokus auf Langlebigkeit und Einführung der Phosphatregelung
Das „Geheimnis“ hinter den beeindruckenden Lebensleistungen der niederländischen Abgangskühe ist neben
guter Haltungsbedingungen und Versorgung vor allem eine
Kombination aus Genetik und Management.
Niederländer legen in der Zucht großen Wert auf die Gesundheitsmerkmale und Langlebigkeit.“
Gert-Jan van den Bosch, CRV
Während die niederländischen Milchkuhhalter schon lange in der Zucht einen Fokus auf die Gesundheitsmerkmale und die Langlebigkeit legen, gab es bezüglich des Einflusses der Herdenführung ein einschneidendes Ereignis, dass mittelfristig zu einem erheblichen Schub in der Lebensleistung geführt hat: den Beschluss des niederländischen Branchenplans zur Reduzierung der Phosphatemissionen, der im Jahr 2017 in Kraft trat. Allein im ersten Halbjahr 2017 war der niederländische Milchkuhbestand um 160.000 Milchkühe (ca. 9 %) auf rund 1,6 Mio. Milchkühe abgestockt worden, um die seitens der EU vorgegeben Ziele der Phosphatsenkung einhalten zu können.
Die Phosphatregelung macht es seit Jahren für niederländische Milchkuhhalter interessant, weniger Jungvieh aufzuziehen und dementsprechend eine geringere Remontierungsrate zu halten.“
Gert-Jan van den Bosch, CRV
Die Einführung der Phosphatregelung hat viele, insbesondere wachsende Milchkuhbetriebe dazu verleitet, die
Jungviehaufzucht auf ein Minimum zu reduzieren, um so mehr melkende Kühe im Betrieb halten zu können. Die
Kosten für Nachzuchttiere zur Remontierung sind entsprechend hoch – es rechnet sich, gute Kühe so lange wie möglich zu halten bzw. so spät wie möglich zu ersetzen.
Wie viel Nachzucht? Welche Nachzucht? Wie besamen? Fünf Schritte, um eine sinnvolle Selektions- und Besamungsstrategie für den eigenen Betrieb zu etablieren.
Aufgrund der durch die Phosphatregelung eingeschränkten Kuhzahl pro Betrieb, begannen viele Milcherzeuger zudem ihre bestehenden
Herden zwecks der oft erforderlichen Abstockung
sehr scharf zu selektieren: Kühe mit schlechten Leistungen mussten die Herden verlassen, um das
Leistungsniveau pro Kuhplatz zu erhöhen. Kühe mit einem erhöhten Auftreten von gesundheitlichen Problemen ebenfalls.
Stallplatz, Tiergesundheit, Futterkosten, Milchgeld… Viele verschiedene Faktoren bestimmen den optimalen Abgangszeitpunkt einer ZU-Kuh. Tipps, was wichtig ist.
Dem kurzfristig erforderlichen Abstocken und der schärferen Selektion auf Leistung und Gesundheit zur Folge, sank die Lebensleistung der niederländischen Abgangskühe zunächst zwischenzeitlich in den Jahren 2017 und 2018. Umso größer fielen zwischen den Jahren 2019 und 2022 jedoch die jährlichen Sprünge nach oben in der Lebensleistung der Abgangskühe aus:
- 2019 zu 2018 plus 1.210 kg Milch
- 2020 zu 2019 plus 2.447kg Milch
- 2021 zu 2020 plus 1.624 kg Milch
- 2022 zu 2021 plus 1.777 kg Milch
- 2023 zu 2022 plus 926 kg Milch
Vor der Einführung der Phosphatregelung war die Lebensleistung jährlich oftmals um etwa 100 bis 200 kg und manchmal auch mehr gestiegen, zwischenzeitlich jedoch auch in diesen Größenordnungen wieder gesunken.
Quellen: u.a.
CRV, BRS, AgE
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