Biologische Milchproduktion mit Jerseys
Koepon: Milchpreis über 80 Cent
Koepon Deutschland tauschte in 2017 Holsteins gegen Jerseys aus, stellte 2018 auf Bio um und eröffnete letztes Jahr einen neuen Kuhstall mit acht Melkrobotern.
Eine Reportage aus der niederländischen Ausgabe von Elite, 3/22 (Elite NL).
Autor: Sjoerd Hofstee
Betriebsspiegel
| 1.000 Jerseys auf zwei Standorten
| 1.000 Kopf Jungvieh
| 2.000 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche
| ökologische Bewirtschaftung seit 2018
| eigener Fleischhandel und Eisfabrik
| Standort: Brüel (Mecklenburg-Vorpommern)
Die Liebe zu Kühen führte dazu, dass der Niederländer Wijnand Pon (Gründer Koepon) weltweit an verschiedenen Orten Milchkuhbetriebe gründete. So auch in Ostdeutschland, wo östlich von Schwerin zwei Kuhställe mit jeweils 500 Jerseys wenige Kilometer voneinander entfernt stehen. Am Dorfrand von Brüel wurde letztes Jahr ein komplett neuer Stall in Betrieb genommen. Bei „Koepon Kaarz“, dem ursprünglichen Standort von Koepon in Deutschland seit 1993, stehen ebenfalls 500 Jerseys. Die Kühe am Standort Kaarz werden von einem Fullwood-Karussell mit 32 Plätzen gemolken. Im neuen Kuhstall in Brüel wurden kürzlich acht Melkroboter für die weiteren 500 Kühe installiert. Die Kühe dort sind in zwei Gruppen von etwa 250 Tieren unterteilt. Eine Gruppe weidet tagsüber, die andere nachts.
„Die verpflichtende Weidehaltung war eine der größten Veränderungen für uns als wir auf Bio umgestellt haben“, sagt Dinand Kippers (56). Er lebt und arbeitet seit 24 Jahren in Ostdeutschland. Zuerst als selbständiger Milchkuhhalter, dann auf einem anderen Betrieb als Betriebsleiter und seit 2018 bei Koepon. „Ich habe viel Erfahrung mit Jerseys aus der Vergangenheit, also hat es gut gepasst und sie haben mich gefragt.“ Die Frage, warum Jerseys gemolken werden und keine Holsteins mehr, wird oft gestellt. „Ich sehe die Vorteile eines geringeren Wasser- und Futterverbrauchs für die Erhaltung, einer höheren Futtereffizienz, eines geringeren CO₂-Ausstoßes und des hohen Fett- und Eiweißgehalts in der Milch. Diese Argumente spielten alle eine Rolle. Aber der Hauptgrund war, dass Wijnand Pon Jerseykühe melken wollte. Er findet die kleinen Kühe schön und der Umsatzanteil dieser Rasse wächst bei AltaGenetics weiterhin stark, besonders in den USA. Daher dieser Wunsch.“
Wenn Wijnand Pon oder inzwischen seine Tochter Fanja, die die Leitung des Milchsektors übernommen hat, etwas planen, setzt Dinand Kippers das um. Zudem ist es allen wichtig, dass die Betriebe gepflegt sind. „Sie sind Aushängeschilder und so präsentieren wir die Unternehmen im wörtlichen und im übertragenen Sinne. Wir lassen auch bewusst viele Besucher zu“, sagt Kippers. Dennoch wirtschaften die Koepon-Unternehmen wie jeder andere Milchkuhbetrieb und zielen darauf ab, Einnahmen aus dem Markt erzielen.
Vier Betriebe
Koepon Deutschland besteht aus insgesamt vier Geschäftsbereichen: Milchvieh, Ackerbau, Schafe und Biogas. Der Milchkuhbetrieb umfasst derzeit über 1.000 Milchkühe, 1.000 Kopf Jungvieh und rund 2.000 Hektar vollständig ökologisch bewirtschaftete Flächen. An einem dritten Standort laufen 2.500 Mutterschafe. Der Ackerbaubetrieb inklusive Biogas stellt den vierten Standort. Zu diesem Bereich gehören weitere 2.000 Hektar. Mehr als die Hälfte davon wurde mittlerweile auf Bio umgestellt, der Rest folgt in den kommenden Jahren. Insgesamt arbeiten 73 Mitarbeiter für Koepon Deutschland, ergänzt durch acht Auszubildende und geleitet von vier Betriebsleitern, je einer pro Geschäftsbereich.
Dinand Kippers ist die Milchproduktion zuständig. „Alle Kühe kalben bei Koepon Kaarz“, sagt er. „Dort bleiben auch die jüngsten Kälber, die dann auf den Jungvieh-Standort umgestallt werden. Dort gibt es einen Stall, aber nicht viel Land. Deshalb zieht ein großer Teil des Jungviehs in den Sommermonaten an einen etwas weiter entfernten Standort. Denn Weiden ist Pflicht, auch für Jungvieh ab sechs Monaten. Insgesamt sind die Flächen qualitativ und standorttechnisch sehr vielfältig. Die Umgebung hier ist recht hügelig, weshalb beispielsweise das Spritzen mit Pflanzenschutzmitteln sehr schwierig ist. Das war ein weiterer Grund, sich für eine Umstellung auf Bio zu entscheiden“, erklärt Kippers.
Kleegras führend
Auf den 2.000 Hektar Land wird ein Großteil der benötigten Futtermittel angebaut. Mehrere hundert Hektar an beiden Standorten werden hauptsächlich als Weideflächen genutzt. Es gibt einen sieben- bis achtjährigen Anbauplan, in dem Kleegras als Hauptkultur dient. „Unsere Tiere liefern Gülle, die wir verwenden können, aber das ist relativ wenig auf so vielen Hektar. Deshalb sind Leguminosen wie Klee, die selbst Stickstoff für Wachstum und Proteinbildung in der Pflanze binden, unverzichtbar. Wenn der Kleegrasanbau erfolgreich ist, gelingen die anderen Kulturen oft auch.“ Eine Parzelle hat meistens zwei Jahre hintereinander Kleegras, gefolgt von Kulturen wie Luzerne, Ackerbohnen, Silomais oder Sojabohnen. Als Ackerkulturen werden auf den weiteren 2.000 Hektar unter anderem Dinkel, Winterweizen, Ackergras und Sommergetreide angebaut.
„Wir bauen auf über 210 Hektar Silomais für die Kühe an und erweitern den Anbau von Sojabohnen in diesem Jahr von 50 auf 100 Hektar. Bei durchschnittlich 550 Millimeter Regen im Jahr ist Gras schwierig und Mais passt besser, aber der Einkauf von Protein ist extrem teuer, was dazu führt, dass wir den Maisanbau weiter reduzieren. Auch der eigene Sojaanbau ist herausfordernd und teuer. Die Ernte ist spät, Ende Oktober oder Anfang November, und dann müssen wir sie noch trocknen. Das können wir selbst und als Biobetrieb zahlt es sich heutzutage schnell aus, die Pflanzen selbst anzubauen, zu trocknen und zu füttern. Bio-Sojabohnen, die sie kaufen, stammen meist aus Indien oder China und kosteten vor dem Krieg in der Ukraine mehr als 1.000 € pro Tonne. Die Trocknung kostet umgerechnet 500 € pro Hektar und wir erzielen 2,5 Tonnen Ertrag pro Hektar. Das ist also ein Wert von 2.500 €.“
Dänische x amerikanische Jerseys
Die Umstellung auf Jersey erforderte einige Anpassungen in den Ställen und der Betriebsführung. In Brüel wurde der neue Stall natürlich sofort angepasst, aber bei Koepon Kaarz mussten alle Boxenmaße angepasst werden. Die 2017 gekauften Kühe kamen aus Dänemark. Jerseylinien mit deutlich höheren Inhaltsstoffen als die amerikanischen Jerseys. „Wir züchten jetzt mit amerikanischer Genetik weiter, vor allem weil sie nachweislich bessere Euter hat. Zu viele Tiere in unserer aktuellen Herde sind bereits nach drei oder vier Kalbungen aufgrund eines zu tiefen Euters in der Gefahrenzone. Tenndeziell können Jerseys eher älter werden als Holsteins. Das heißt aber nicht, dass es nie Probleme gibt. Ein Jersey kann zum Beispiel auch Mortellaro bekommen.“
Die Jerseys kalben im Durchschnitt mit 24 Monaten zum ersten Mal. „Später darf es nicht sein, weil die Färsen schnell zu dick zum Abkalben werden.“ Die Remontierungsrate lag im vergangenen Jahr bei 22 %. Es wird größtenteils gesextes Sperma eingesetzt. Die Bullenkälber, beispielsweise aus einer Kreuzung mit Belgisch-Blue-Fleischrassen, gehen an einen separaten Aufzuchtstandort. Das Fleisch der Jersey-Bullen verkaufen sie selbst, da die Nachfrage nach Jersey-Bullenkälbern auch in Deutschland sehr gering ist. „Auf dem aktuellen Markt wird ein 18 Monate alter Jersey-Bulle etwa 900 bis 1.000 Euro erzielen. Dann geht es noch. Früher waren das nur 400 €. Das geht natürlich nicht.“
Milchpreis 28 Cent höher
Die Milchleistung der 1.000 Milchkühe betrug im vergangenen Jahr durchschnittlich 6.400 kg mit 5,85 % Fett und 4,10 % Eiweiß. Nach der Umstellung auf Bio ist die Leistung in den letzten Jahren bereits leicht zurückgegangen und Kippers prognostiziert in den nächsten Jahren einen weiteren Rückgang. Aber die „dicke Bio-Milch“ wird gut bezahlt. Bereits im März dieses Jahres erhielt Koepon einen Milchpreis von 74,44 € pro 100 kg Milch. Dazu gehören alle Zulagen und die Nachzahlung, die Arla letztes Jahr kürzlich gezahlt hat. Herkömmliche Milchkuhbetriebe erhielten auf Basis von 4,2 % Fett und 3,4 % Eiweiß zusammengerechnet im selben Monat „nur“ 46,46 € pro 100 kg Milch.
Im Juni dieses Jahres ist der Milchpreis noch einmal deutlich gestiegen. Die Inhaltsstoffe der Koepon-Herde sanken Ende Mai auf 5,2 % Fett und 3,95 % Eiweiß, aber durch eine höhere Vergütung hat sich der Milchpreis dennoch auf ca. 80 Cent pro kg Milch gesteigert. Die Gesamtdifferenz zwischen dem konventionellen und dem Bio-Jersey-Milchpreis von Koepon betrug in den letzten Monaten etwa 28 Cent pro Kilo Milch. „All diese kleinen Anpassungen helfen und treiben unseren Milchpreis weiter nach oben“, sagt Kippers. „Der große Unterschied zum aktuellen Milchpreis und dem enorm hohen Preis im Moment liegt an der Prämie, die wir als Bio-Lieferant erhalten, und den viel höheren Inhaltsstoffen.“ Er fügt hinzu, dass der Milchpreisunterschied zwischen konventionellen und Bio-Jerseys derzeit sehr groß sei. „Normalerweise hört das bei insgesamt 25 Cent pro kg auf.
Die Arla-Molkerei in Upahl (Hansa), die Koepon beliefert, verwendet die reichhaltige Jersey-Milch nicht für Käse, sondern für frische Milchprodukte. „Trotzdem sind sie sehr zufrieden damit und zahlen uns zusätzliche Prämien. Denn im Sommer hatten sie oft Mühe, einen Fettgehalt von 3,8 % zu erreichen. Ein Minimum, das notwendig ist. Mit unserer Jersey-Milch ist dies in den letzten Jahren möglich. Weil der Transport hier ein großer Kostenblock ist, bekommen wir auch noch einen Quantenzuschlag.“
Aber: Auch unsere Futterkosten sind durch den ökologischen Landbau mindestens doppelt so hoch, was bedeutet, dass wir auch einen höheren Preis brauchen. Und die Milchleistung in Litern ist natürlich geringer. Nun stellt sich die Frage: Wie viel Aufpreis ist der Verbraucher bereit, für diese Milch zu zahlen? Ich weiß nicht, wo der Wendepunkt ist, und ich freue mich über den hohen Preis, den wir erhalten, aber dass es einen Wendepunkt gibt, erscheint mir logisch.“
Nur deutsches Futter
Trotz dieser „Sorgen“ von Kippers werden möglichst alle Anstrengungen unternommen, um einen noch höheren Milchpreis zu erreichen. Oder besser gesagt: ein höheres Plus auf den Milchpreis. Arla arbeitet in Deutschland seit einiger Zeit mit Aldi an einem Konzept, bei dem (Bio-)Milchprodukte unter einem Label verkauft werden: Milch ausschließlich aus deutschen Futtermitteln. „Wir bauen bereits mehr als 85 % unserer Futtermittel selbst an und beziehen nur wenige Rohstoffe aus dem Ausland. Das sollte für unsere Art von Unternehmen machbar sein.“ Aldi zahlt den Teilnehmern zusätzlich 4 Cent pro Kilo Milch. „Für uns bedeutet das rund 275.000 € Jahresumsatz. Es lohnt sich“, sagt Kippers. Der Plan wurde zunächst im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine zurückgestellt, aber Kippers erwartet, dass er in den kommenden Jahren umgesetzt wird.
„Außerdem beweist es mir, dass die Geschäftsstruktur, die wir hier haben, zukunftssicher ist. Damit meine ich Bio in Kombination mit eigenem Anbau von Futtermitteln für die Nutztiere. Dies ist möglich, weil wir ein gemischtes Unternehmen sind. Tatsächlich wird altmodisch wieder modern. Nach dem, was der Markt und die Gesellschaft verlangen. Mit dem wichtigen Unterschied, dass der Maßstab anders ist als zuvor.“
Auch in Ostdeutschland gibt es viele Herausforderungen
Vor dem Bau des neuen Stalles in Brüel war bei Koepon Kaarz ein Neubau für 2.000 Kühe geplant. Dies stieß schließlich aber auf zu großen Widerstand aus der Umgebung, sodass die aktuelle Option gewählt wurde. „Wir kennen den gesellschaftlichen Widerstand gegen Nutztierhaltung hier, genau wie in den Niederlanden“, sagt Kippers. Er sagt, sie hätten das Argument einer geringen Besatzdichte verwendet. Sie betrug 0,3 GVE/ha und würde auf 0,55 GVE/ha steigen. „Das ist natürlich immer noch sehr niedrig. Und gerade weil wir Bio sind, haben wir ein Interesse an viel Güllelagerung. Letztendlich haben wir jetzt 6.000 Kubikmeter Lager und insgesamt 24.000 Kubikmeter Lager auf beiden Milchkuhbetrieben. Das war auch aus lizenzrechtlicher Sicht eine Herausforderung, aber notwendig.“ Eine weitere Herausforderung war die Lagerung von Grundfutter. Neben Futter und Gülle wird es zudem immer schwieriger, Mitarbeiter zu finden. „Ausländische Arbeitskräfte können oft gut melken, aber bei anderen Arbeiten ist es schwieriger. Und die Erhöhung des Mindestlohn auf 12 € pro Stunde bedeutet für uns, dass alle Mitarbeiter mehr erhalten müssen, um die Unterschiede in Bezahlung und Vergütung aufrechtzuerhalten. Wer also denkt, dass es in Ostdeutschland keine Regeln oder Herausforderungen gibt, um Milch zu produzieren, liegt falsch.“
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