Färsen zum Verkauf aufziehen davon rät eigentlich jeder Berater ab. Die hohen Aufzuchtkosten können oft durch die Erlöse des Färsenverkaufs nicht gedeckt werden. Aber es geht auch anders: Georg Daamen ist 46 Jahre alt und ist ein richtiger „Färsenmacher“. Rund 100 abgekalbte Jungkühe verkauft er jährlich vorrangig über den Auktionsstandort der Rinder-Union West eG. in Krefeld. Monatlich erzielen seine Tiere Preise über dem Auktionsdurchschnitt. Die Färsen zeichnen sich vor allem...
Färsen zum Verkauf aufziehen davon rät eigentlich jeder Berater ab. Die hohen Aufzuchtkosten können oft durch die Erlöse des Färsenverkaufs nicht gedeckt werden. Aber es geht auch anders: Georg Daamen ist 46 Jahre alt und ist ein richtiger „Färsenmacher“. Rund 100 abgekalbte Jungkühe verkauft er jährlich vorrangig über den Auktionsstandort der Rinder-Union West eG. in Krefeld. Monatlich erzielen seine Tiere Preise über dem Auktionsdurchschnitt. Die Färsen zeichnen sich vor allem durch eine gute körperliche Entwicklung, hohe Einsatzleistungen sowie ein niedriges Erstkalbealter aus. Die Nachfrage ist hoch!
Höchstpreise sind keine Ausnahme
Jedes Jahr verkauft Familie Daamen etwa 50 % ihrer abgekalbten Färsen über die Auktion. Nur ein kleiner Anteil wird auf direkte Anfrage ab Hof gekauft. Denn Georg Daamen ist überzeugt, dass die Auktionen am besten für eine faire Preisfindung geeignet sind. „Die Auktionspreise bestimmen letztendlich die Preise der Händler“, sagt er. „Manchmal rufen mich nach der Auktion Vermarkter an und fragen mich, wie viel meine Färsen gebracht haben.“
Im letzten Jahr standen die Färsen der Familie Daamen neun Mal ganz oben bei den durchschnittlichen Verkaufspreisen pro Betrieb. 2021 konnte Georg Daamen seine Färsen im Mittel immer über 2000 € verkaufen. In den letzten Monaten pendelten sich seine Verkaufspreise sogar bei etwa 2.300 € bis 2.400 € ein.
Leistungskennzahlen Betrieb Daamen:
- Prüfjahr 2021: 11.271 kg Milchleistung mit 3,99 % Fett und 3,45 % Eiweiß (2x täglich Melken)
- Nutzungsdauer liegt bei 3,2 Laktationen mit einer Abgangsleistung von über 39.000 Litern
- Lebenstagleistung: 19 Liter/Kuh
- Erstkalbealter (EKA):24 Monate, Besamungsindex (BI) Rinder: 1,2 Besamungen pro Tier
Insgesamt melkt Familie Daamen rund 420 Kühe (inkl. Trockensteher) und hält rund 400 weibliche Tiere zur Nachzucht. Unüblich für die Betriebsgröße ist, dass Betriebsleiter Georg Daamen nicht nur Remontierungsfärsen aufzieht. Die komplette weibliche Nachzucht bleibt auf dem Hof. Er ist trotz Gegenstimmung zur Aufzucht von Verkaufsfärsen überzeugt, dass das der richtige Weg für seinen Milchkuhbetrieb ist.
Rund 4.500 abgekalbte Färsen kauft Francesco Moscardi jedes Jahr auf Zuchtviehauktionen in Deutschland. Die Tiere vermarktet er nach Italien, denn dort verzichten viele Milcherzeuger auf die...
In 10 Jahren von 180 auf 420 Kühe
Aktuell hält Familie Daamen ihre überwiegend schwarzbunten Holsteinkühe sowie die Kälber bis zum Alter von fünf Monaten auf dem Hauptstandort in Bedburg-Hau. Zwei und vier Kilometer entfernt liegen zwei Pachtbetriebe, auf denen die Rinder aufgezogen werden.
Seit 2010 hat sich die Kuhzahl am Hauptstandort in Bedburg-Hau mehr als verdoppelt. In einem Stall, den die Familie seit 2014 pachtet, sind heute 45 Jungrinder im Alter von fünf bis etwa neun Monaten in einem Boxenlaufstall untergebracht. Der Umzug vom Hauptstandort zum Pachtstall kostet den Jungrindern minimal an Entwicklung. Weitere 60 tragende Rinder hält Familie Daamen an diesem zweiten Standort in einem Boxenlaufstall mit einem anliegendem Auslauf.
An einem weiteren Pachtstall, den Daamen 2019 hinzugewinnen konnte, stehen etwa 150 Jungtiere. In einem Großabteil mit 100 Liegeplätzen sind alle Tiere im Alter zwischen neun und vierzehn Monaten untergebracht. Die umzugbedingten Entwicklungseinbußen im Jungtieralter holen die Rinder hier unerwartet gut in dem Großabteil auf. Oft können die Jungrinder bereits vor einem Alter von 15 Monaten aufgrund der guten körperlichen Entwicklung besamt werden. 50 besamungsfähige sowie kurz vorher TU-positiv untersuchte Rinder sind im gleichen Stall auf der gegenüberliegenden Seite vom Futtertisch untergebracht. Nach einem positiven TU-Ergebnis fahren Daamens die Rinder zum zweiten Standort, bevor sie zum Anfüttern etwa drei Wochen der Kalbung auf den Hauptstandort zurückkehren.
Rein visuelle Brunstbeobachtung und EKA von 24 Monaten
Georgs Frau Verena Daamen ist jeden Morgen für die Brunstkontrolle der Besamungsrinder am dritten Standort zuständig. Die Brunsterkennung erfolgt rein visuell. Wenn eins oder mehrere Tiere morgens bullig sind, besamt Georg Daamen sie nach dem Mittag. Sieht er ein weiteres brünstiges Jungrind, fährt er abends nochmal für die Besamung zum Pachtstall. Neben der Besamung führt er bei den Rindern auch die Trächtigkeitsuntersuchung selbstständig durch. In Zusammenhang mit der rein visuellen Brunstüberwachung mit großem Erfolg: Der Besamungsindex liegt bei den Aufzuchtstieren bei 1,2 Besamungen pro Tier. Mit durchschnittlich 24 Monaten haben alle Rinder zum ersten Mal gekalbt.
Als KuhVisions-Betrieb setzen Daamens auf 95 % genomisch getestete Jungbullen. Der Betriebsleiter ist sich sicher, dass er zusammen mit einer breiten Bullenstreuung den schnellsten Zuchtfortschritt erreicht: „Es werden maximal 30 bis 40 Portionen pro Bulle versamt. Falls ein Jungbulle davon sich später als Niete erweisen sollte, habe ich nicht mehr als 15 bis 20 weibliche Nachkommen.“ Bei der Bullenauswahl sind für ihn Bullen mit +1.500 kg Milch und positiven Inhaltsstoffen interessant.
Färsen aus dem Bestand Daamen
Vier Gründe für die Aufzucht
Man kann sich die Färsenaufzucht natürlich kaputt rechnen. Aber ich habe Spaß an der Aufzucht und sehe große Vorteile in der Selektion nach der ersten Kalbung.
Georg Daamen
In der Vergangenheit stand zur Debatte, weniger Rinder aufzuziehen. Doch folgende Punkte, die für den Verbleib aller weiblichen Tiere sprechen, waren für den Betriebsleiter ausschlaggebend:
- „Durch die eigenen Aufzucht weiß ich später, was ich für Tiere melke. Mehr Rinder als nötig groß zu ziehen, ermöglicht mir eine sichere Selektion nach der ersten Abkalbung.“ sagt Georg Daamen. Die Färsen selektiert er nach Mutterstämmen und genomischen Zuchtwerten.
- Es ist kein Zukauf fremder Tiere nötig. Das ist vor allem hinsichtlich des Seuchenschutzes sehr wichtig für die Familie. „Eine Seuche können wir uns mit eigenen Tieren nicht einkaufen“, sagt der Betriebsleiter.
- Die beiden Pachtbetriebe, auf denen Daamens die Rinder aufziehen, sind alte Milchkuhbetriebe. Beide Verpächter wollten ihre Ställe auf keinen Fall leer stehen haben. Das brachte Georg Daamen einen großen Vorteil gegenüber anderen Pachtinteressierten. Durch die Aufzucht seiner Rinder an den beiden gepachteten Standorten konnte er gut 100 ha Fläche für die Gülleabgabe sowie die Futtergewinnung hinzugewinnen.
- Georg Daamen legt besonders viel Wert auf Futterreste bei den laktierenden Kühen. Er sagt, dass die Aufzuchtstiere die besten Verwerter des Restfutters sind und seine Kühe so nie einen leeren Trog haben. Außerdem kann er den Rindern die eher späten Grasschnitte (vierter und fünfter Schnitt) verfüttern und den Kühen dadurch ausschließlich hohe Grasqualitäten anbieten.
Gut entwickelte Rinder für den Verkauf nötig
Um abgekalbten Färsen teuer zu verkaufen, müssen sie passend entwickelt sein. Die Färsen von Georg Daamen stechen monatlich auf den Zuchtviehauktionen mit gutem Exterieur und Fundamenten ohne Mängeln, hohen Einsatzleistungen und niedrigem Erstkalbealter raus. Für Georg Daamen sind perfekte Haltungsbedingung nicht unbedingt ausschlaggebend für eine gute Entwicklung der Jungtiere. Sein Erfolgsrezept liegt vielmehr in einer passenden Fütterung.
- Die Kälber tränkt Daamen restriktiv mit einer pasteurisierten Vollmilchtränke und einem zusätzlichen Vollmilchaufwerter mit bis zu acht Litern pro Tag. Nach zehn Wochen werden sie abgesetzt.
- In den ersten vier Lebensmonaten bekommen die Kälber eine gekaufte TMR aus Häckselstroh, Kälbermüsli, Melasse und Luzerne. Zusätzlich steht Heulage vom dritten bzw. vierten Schnitt ad libitum zur Verfügung.
- Anschließend mischt Georg Daamen die Ration der Niederleistungsgruppe mit unter die Kälber-TMR. Wenn die Kälber auf die Kuhration umgestellt sind, geht es auf den zweiten Standort.
- Dort füttern Daamens eine Ration aus Restfutter, Grünschnitt-Roggen, Stroh und wenig Maissilage. Hier wird den Jungrindern im Alter von etwa fünf bis neun Monaten zweimal täglich ein 18/3er-Kraftfutter über das Futter verteilt. Die tragenden Tiere an dem Standort erhalten die gleiche TMR nur ohne zusätzliche Kraftfuttergaben.
- Am dritten Standort setzt sich die Ration wie folgt zusammen: Futterreste, Grünschnitt-Roggen, Stroh, Mais-, und Grassilage (Herbstschnitte).
- Von Ende April bis Mitte August kommen 30 kurz vorher TU+ untersuchte Rinder auf Weiden am Hauptstandort. Damit sie ausreichend Kondition zur Kalbung haben, werden sie ab August nochmal etwa zweieinhalb Monate im Stall gefüttert. 30 weitere frühtragende Rinder kommen dann von August bis Ende Oktober raus. Beide Gruppen erhalten eine Wurmbehandlung nach der Weidezeit.
Und so geht es in Zukunft weiter
Georg Damen ist bereits ein bekannter Name auf der Krefelder Auktion. Aufgrund der erfolgreichen Färsenvermarktung und den sich daraus ergebenden Vorteilen möchte er auch in Zukunft sowohl Remontierungs- als auch Verkaufsfärsen aufziehen. Daamen denkt, dass das Angebot an abgekalbten Färsen in den kommenden Jahren erst mal knapp bleibt und er zusammen mit seinen guten Färsenqualitäten weiterhin hohe Verkaufspreise erzielen kann. Seine Färsenaufzucht soll auch zukünftig einfach gehalten werden. Deshalb ist die Überlegung in eine Brunsterkennung zu investieren. Vorher möchte Familie Daamen ein neues Kälberdorf bauen. Durch die neue Transportverordnung brauchen sie mehr Kälberplatze und nutzen die Gelegenheit, um die Kälberhaltung zu optimieren.
Um einen noch schnelleren Zuchtfortschritt zu erreichen, möchte Georg Daamen nun mit dem Einsatz von gesextem Sperma bei genomisch hochinteressanten Tieren und der Nutzung von Fleischrassesperma bei genomisch schwächeren Kühen starten. Zuvor hatte er Sorge das gesexte Sperma könne seinen guten Besamungserfolge verschlechtern. Sein langfristiges Ziel ist es, eine Lebensleistung von über 45.000 Litern Milch zu erreichen.
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