European Dairy Farmers

420 Kühe auf drei Standorten

Irland: Wie viele andere Milchkuhbetriebe konnte die Coolnasoon-Farm ihren Profit durch starkes Wachstum steigern. Jetzt drohen Einbußen durch Umweltauflagen.

Von 115 auf 420 Kühen in den letzten sieben Jahren. Michael und Jerry (Jun.) Murphy* aus Carrigadrohid im Südwesten Irlands haben ebenso wie viele ihrer irischen Berufskollegen in den vergangenen Jahren massiv aufgestockt.
Das Besondere: Die 420 Kühe werden auf drei Standorten gemolken, die in einem Umkreis von 12 km liegen. Den zweiten und dritten Standort kauften Murphys seit 2013 sukzessive zu und investierten in Melktechnik. Am Heimatstandort wurde 2019 sogar ein neuer Stall gebaut. „Wir konnten die Entwicklung stemmen, weil wir als Familie gut zusammenarbeiten und alle in eine Richtung denken“, erklärt Michael Murphy ihr Erfolgsrezept.

Michael  Murphy

Milcherzeuger

Jerry  Murphy

Milcherzeuger

Break-even-Point: 20 ct unter aktuellem Milchpreis

Die massive Aufstockung bei gleichzeitiger Optimierung ihrer Kosten macht sich für Familie Murphy nun erstmals wirklich bezahlt. Denn nachdem die irischen Milchverarbeiter jahrelang am unteren Auszahlungsende aller europäischen Molkereien lagen, werden nun auf der Insel auch 50 ct/kg Milch bezahlt. Bei einem Break-even-Point (Milchpreis, der notwendig ist, um die Vollkosten zu decken) von 29,7 ct/kg ECM können Murphys in diesem Jahr wirklich gute Gewinne einfahren.

Die Zucht spielt auf der Coolnasoon Farm neben der Milchproduktion eine große Rolle. (Bildquelle: Ostermann-Palz)

Für die niedrigen Kosten gibt es verschiedene Gründe. Dazu gehört, dass die Milcherzeuger intensiv weiden, bei einer sehr streng getakteten saisonalen Abkalbung. So kalben die Kühe zu Anfang des Jahres innerhalb von sechs Wochen ab. Die Geburten erfolgen dabei auf zwei der drei Standorte. Ab Anfang Februar werden die Kühe auf alle Standorte verteilt und gehen – das milde irische Klima macht es möglich – dann bereits wieder auf die Weide. So weiden die Kühe auf der Murphy Farm insgesamt an 280 Tagen im Jahr. Die Graserträge liegen bei 14t Trockenmasse pro Hektar.

European Dairy Farmers

Irland: Die Trendwende ist da

von Birte Ostermann-Palz

Jahrelang haben die irischen Milcherzeuger ihre Produktion aufgestockt und auf Sparsamkeit getrimmt. Jetzt ernten sie die Früchte ihrer Kostendegression.

Hohe Erträge erreichen die irischen Milcherzeuger durch eine intensive, ausgeklügelte Beweidung aber auch durch eine, im europäischen Vergleich, hohe Stickstoffgabe. Denn die Derogation lässt derzeit auf der grünen Insel noch 250 kg N/ha zu.

Im Rahmen der Betriebsexpansion wurde am Heimatstandort ein neuer Stall gebaut. (Bildquelle: Ostermann-Palz)

Zucht spielt eine große Rolle

„Wir konnten bereits acht Besamungsbullen vermarktet“, erklärt Jerry (Jun.) Murphy und lacht. Die Zucht spielt auf der Coolnasoon Farm neben der Milchproduktion eine große Rolle, denn beim EBI (Economic Breeding Index, Zuchtwert für leistungsstarke und fruchtbare Kühe) gehören sie mit 202€ zu den 1% Besten in Irland. EBI ist ein Gewinnindex, der Milcherzeugern helfen soll, die profitabelsten Vererber und Kühe für die Zucht zu identifizieren. Es umfasst Informationen zu mehreren Teilindizes im Zusammenhang mit einer rentablen Milchproduktion. Dazu gehören u.a.: Milchleistung, Fruchtbarkeit, Kalbeverlauf, Schlachtkörper, Management und Tiergesundheit.

In den Weidemonaten sind die Kühe nur auf der Weide oder im Melkstand. (Bildquelle: Ostermann-Palz)

Klee etablieren, N senken

Trotzdem die Abschlüsse in diesem Jahr sicherlich positiv ausfallen werden, sieht Familie Murphy sich mit größeren Herausforderungen konfrontiert.
Zum einen geht es um eine mögliche Begrenzung der Derogation, die die Weideleistung erheblich senken und damit die Profitabilität verschlechtern könnte. „Wir suchen bereits jetzt nach Möglichkeiten Stickstoff einzusparen, ohne Verluste beim Grasertrag hinnehmen zu müssen“, erklärt Jerry (Jun.) Murphy. Deshalb setzen sie auf der Coolnasoon-Farm mehr und mehr auf Kleegras. „Im letzten Jahr konnten wir den ausgebrachten Stickstoff auf 220 kg/ha reduzieren.“ Es sei jedoch schwierig die richtige Balance zwischen Düngung und der Etablierung des Klees zu finden, denn bei zu hohen N-Gaben brechen die Leguminosen-Anteile schnell ein.

Durch einen höheren Kleeanteil im Bestand wollen Murphys N-Gaben senken. (Bildquelle: Ostermann-Palz)

CO2-Fußabdruck schon niedrig

Eine zweite Herausforderung ist für Murphys die Senkung des CO2-Fußabdrucks. Dieser fällt mit 740 g/kg ECM im internationalen Vergleich zwar bereits niedrig aus, dennoch wollen die Milcherzeuger diesen durch eine Verlängerung der Nutzungsdauer und eine weitere Erhöhung der Milchleistung von derzeit 6.316 kg pro Kuh weiter absenken. Außerdem soll der CO2-Ausstoß durch eine Erhöhung der Milchinhaltsstoffe und Absenkung der Proteingehalte im Kraftfutter optimiert werden.
Alles in allem sieht Familie Murphy positiv in die Zukunft. „Unsere Stärke ist weiterhin ein hochmotiviertes Team!“, bekräftigt Senior Michael Murphy.
*Wir haben die Coolnasoon-Farm im Rahmen des diesjährigen EDF-Kongresses in Irland besucht. Die European Dairy Farmers (EDF) sind ein unabhängiger Club für Milcherzeuger aus ganz der EU sowie einigen Nicht EU-Ländern.

Nicht nur Weidemilch: Familie O’Sullivan melkt ihre Kühe auch im Winter. Ungewöhnlich für Irland, doch für die Milcherzeuger macht es sich bezahlt.


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