Keine kalbenden Kühe, das gibt es nur selten auf der Lisduff-Farm* der Familie O’Sullivan im südirischen Whitechurch. Nur in den Monaten Dezember, Mai, Juni und Juli ist für die 490 Milchkühe Kalbepause.
Für Irland sehr ungewöhnlich, denn eigentlich kalben die Kühe in den Wintermonaten, um die...
Keine kalbenden Kühe, das gibt es nur selten auf der Lisduff-Farm* der Familie O’Sullivan im südirischen Whitechurch. Nur in den Monaten Dezember, Mai, Juni und Juli ist für die 490 Milchkühe Kalbepause.
Für Irland sehr ungewöhnlich, denn eigentlich kalben die Kühe in den Wintermonaten, um die Weidefütterung ab dem Frühjahr optimal ausnutzen zu können. „Wir bekommen von unserer Molkerei Dairy Gold einen Bonus für Wintermilch ausgezahlt“, erklärt Senior John O’Sullivan die Gründe einen Teil der Herde auch in den Wintermonaten zu melken.
Um diese Bonuszahlungen von 5,6 bzw. 7,5ct/l Milch erhalten zu können, müssen O’Sullivans 28% ihrer gesamten Jahresmenge in den Monaten November bis Februar abliefern, pro Monat mindestens 6%.
Strikte Abkalbungszeiträume
Um diese Winterlieferungen realisieren zu können, haben Senior John O’Sullivan und seine Söhne John (jun.) und Victor bei der saisonalen Abkalbung zwei Blöcke eingeplant. So kalben 30% der Kühe zwischen September bis November und 70% zwischen Januar und Anfang April. Solch strikte Abkalbungszeiträume erfordern ein konsequentes Fruchtbarkeitsmanagement, weshalb die O’Sullivans ausschließlich auf künstliche Besamung setzen.
Jahrelang haben die irischen Milcherzeuger ihre Produktion aufgestockt und auf Sparsamkeit getrimmt. Jetzt ernten sie die Früchte ihrer Kostendegression.
Aber nicht nur die Winter-Bonuszahlungen machten einen großen Anteil an den hohen Erlösen von 55,4ct/l Milch (Milch- und sonstige Erlöse) in 2021 aus. Auch die Zuchtviehvermarktung spielt auf der Lisduff-Farm eine große Rolle. „Wir verkaufen insgesamt 250 Rinder pro Jahr, abgekalbt oder tragend“, berichtet Senior John O’Sullivan stolz.
Die große Anzahl an Rindern ergibt sich zum einen daraus, dass sie alle Färsen und 50% der Kühe gesext besamen. Zudem haben O’Sullivans ein eigenes kleines Embryotransfer-Programm mit ca. 25 Kühen. Der EBI (Economic Breeding Index, Zuchtwert für leistungsstarke und fruchtbare Kühe) liegt bei der O’Sullivan Herder bei 156€, für irische Verhältnisse vergleichsweise hoch.
O’Sullivans legen großen Wert auf hohe Leistungen
Bei der Auswahl der Vererber legt Familie O’Sullivan großen Wert auf Milchleistung, dabei setzen sie sowohl töchtergeprüfte als genomische Bullen ein. Auch die eigene Herde ist vollständig typisiert, um optimale Anpaarungen erzielen zu können.
Aber nicht nur die Zucht wird auf der Lisduff-Farm sehr intensiv betrieben. Auch bei der Fütterung fahren die Milcherzeuger eine High Input Strategie. Denn die Kühe bekommen im Winter – für irische Verhältnisse sehr untypisch – eine TMR aus Gras-, Maissilage und Nassschlempe sowie Kraftfutter (2,1 t Kraftfutter/Kuh/Jahr) gefüttert.
Die Silagen bauen die Betriebsleiter auf einem der drei Betriebsstandorte angebaut. Dazu werden 210 ha Gras (zwei Schnitte) und 18 ha Mais einsiliert.
Durch den hohen Input bei der Zucht und Fütterung geben O’Sullivans Kühe 8.332 kg Milch pro Jahr. Die durchschnittliche irische Milchleistung liegt nach Angaben der Irish Farmers Association (Bauernverband) bei 5.300 kg (im Jahr 2019).
Sehr niedriger Break-even-Point
Trotz des eher intensiven Managements liegt der Break-even-Point (Milchpreis, der notwendig ist, um die Vollkosten zu decken) auf der Lisduff-Farm derzeit nur bei 18,1 ct/kg ECM.
Die Zahlen stimmen die Familie also derzeit positiv. Dennoch wächst auch bei ihnen die Sorge vor der Zukunft. Denn sollte der Stickstoffeinsatz auf der Nutzfläche weiter eingeschränkt werden (Ende der Derogation, 250 kg N/ha), müssten O’Sullivans entweder abstocken oder aber sich weiter nach (teurem) Land umsehen.
Ein starkes Team
Um das Grünland weiter optimieren zu können und dabei weniger Gülle einsetzen zu müssen, führen die Milcherzeuger Anbauversuch in Kooperation mit dem Forschungszentrum Moorepark (Teagasc) durch. Dabei wird eine Grünlandmischung aus drei Gräserarten, zwei Kleearten, Chicorèe und Wegerich angebaut. Die verschiedenen Gräserarten sollen das Grünland robuster machen, der Klee soll helfen N einzusparen und Chicorèe soll die Schmackhaftigkeit erhöhen. Langjährige Erfahrungen liegen noch nicht vor, dennoch, den Kühen scheint die Mischung zu schmecken.
Trotz der kommenden Herausforderungen sind die drei Milcherzeuger nicht bange vor der Zukunft. „Unsere große Stärke ist unser starkes Team. Meine beiden Söhne unser langjähriger Mitarbeiter und ich werden diese meistern!“, ist John O‘Sullivan fest überzeugt.
*Wir haben die Lisduff-Farm im Rahmen des diesjährigen EDF-Kongresses in Irland besucht. Die European Dairy Farmers (EDF) sind ein unabhängiger Club für Milcherzeuger aus ganz der EU sowie einigen Nicht EU-Ländern.
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