Bei einem neugeborenen Kalb gleicht der abgerissene Nabel einer offenen Wunde. Nicht richtig versorgt, können die Nabelgefäße sich schnell entzünden. Und das passiert häufiger als man denkt, hat Tierärztin Kim Meier von der Freien Universität (FU-)Berlin herausgefunden.
Sie hat Daten von 3445 Kälbern im Alter von fünf Tagen bis einundzwanzig Tagen ausgewertet, die im Rahmen der PraeRi-Studie (TiHo, FU-Berlin, LMU-München) erhoben wurden. Dabei zeigte sich, dass obwohl rund 30%...
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Bei einem neugeborenen Kalb gleicht der abgerissene Nabel einer offenen Wunde. Nicht richtig versorgt, können die Nabelgefäße sich schnell entzünden. Und das passiert häufiger als man denkt, hat Tierärztin Kim Meier von der Freien Universität (FU-)Berlin herausgefunden.
Sie hat Daten von 3445 Kälbern im Alter von fünf Tagen bis einundzwanzig Tagen ausgewertet, die im Rahmen der PraeRi-Studie (TiHo, FU-Berlin, LMU-München) erhoben wurden. Dabei zeigte sich, dass obwohl rund 30% der untersuchten Kälber an einer Nabelentzündung litten, nur circa 5% der Kälber auf den Betrieben im letzten Jahr vor dem Betriebsbesuch wegen Nabelentzündungen behandelt worden.
Viele Nabelentzündungen & wenig Therapien
Auf Druck schmerzhaft
Eine Nabelentzündung tritt meist in der ersten und zweiten Lebenswoche auf. Der Nabel ist verdickt, warm und schmerzhaft. Manchmal tritt auch Eiter aus. Die jungen Kälber haben Fieber (über 39,5 Gard Celsius) und wirken krank. Sie liegen viel und trinken schlecht. Aus einer Nabelentzündung kann sich ein Nabelabszess bilden und/oder die Bakterien verteilen sich schlimmstenfalls über den Blutkreislauf im ganzen Körper.
Die Entzündung des Nabels kann das Kalb schwer krank machen.
(Bildquelle: Weerda )
Die Folge: Unheilbare Komplikationen wie Leberabszesse und Entzündungen der Hirnhäute oder der Gelenke, Verwachsungen und Verklebungen im Bauchinnenraum, die zum Tod führen
Ein Kalb mit entzündetem Nabel ist anfälliger für andere Krankheiten
Tierärztin Kim Meier
Komplikationen nach Nabelentzündung
Erkennen und therapieren
Die Nabelentzündung wird antibiotisch (z.B. Penicillin G, Amoxicillin) behandelt. Das Präparat muss über mehrere Tage oder als Langzeitpräparat gespritzt werden. Wenn die Therapie keinen Erfolg zeigt, kann entzündetes Gewebe auch operativ entfernt werden. Hat sich bereits ein abgeschlossener Nabelabszess gebildet, kann dieser vom Tierarzt geöffnet werden. Der Eiter fließt dann ab.
Ein entzündeter Nabel wird mehrere Tage mit Antibiotika behandelt, um eine Keimvermehrung zu unterbinden.
(Bildquelle: Weerda )
Was kann man tun?
Das Kalb sofort von der Mutter trennen. Bleibt das Kalb länger bei der Mutter, steigt das Infektionsrisiko für den Nabel um den Faktor 1,4.
Saubere Abkalbeboxen: Keine Abkalbung in der Krankenbox und trockenen Liegeflächen für Kühe.
Ketosepropylaxe: Denn das Risiko für Nabelentzündungen steigt bei Betrieben mit einer hohen Ketoseinzidenz. Ketose ist ein Indikator für Kuhgesundheit, den Verlauf der Trockenstehzeit und die Anfälligkeit für Stoffwechselstörungen.
Kommen Kühe mit zu hoher Körperkondition zum Kalben, ist das Risiko für Schwergeburten und anschließende Erkrankungen wie Ketose höher. Die durch Schwergeburten geborenen Kälber zeigen geringere Sauglust und nehmen so zu wenig Antikörper aus der Biestmilch auf. Das macht sie anfälliger u.a. für Nabelentzündungen.
Kommen Kühe mit zu hoher Körperkondition zum Kalben, ist das Risiko für Ketose und Schwergeburten höher. Die so geborenen Kälber zeigen geringere Sauglust und nehmen so zu wenig Antikörper aus der Biestmilch auf. Das macht sie anfälliger u.a. für Nabelentzündungen.
Korrekte Biestmilchversorgung in der ersten Lebensstunde.
Tierärztliche Kontrolle von zu kurz abgerissenen Nabeln.
Schwergeburten vermeiden: Einsatz leichtkalbiger Bullen.
Wie desinfiziert man den Nabel korrekt?
Den Dippbecher zu halb bis dreiviertel mit alkoholischer Jodlösung füllen und die ganze Nabelschnur bis zum Stumpf eintauchen. Das restliche Dippmittel dann entsorgen und den Becher auswaschen. Das Nabeldippen macht man einmal direkt nach der Geburt und ein zweites Mal einen Tag später.
Sprühen ist nicht sinnvoll, weil dann der Nabel doch zu viel angefasst wird und der Sprühschatten dazu führt, dass nicht der ganze Nabel desinfiziert wird.
Sprühen bringt wenig, da der Nabel viel angefasst werden muss und das Desinfektionsmittel nicht überall ankommt.
(Bildquelle: Weerda)
Bisher desinfizieren nur knapp 40% der untersuchten Betriebe bei jeder Kalbung den Nabel von Neugeborenen. Ziel sollte sein, dass jedes Kalb zweimal gedippt wird.
Ob sich eine generelle Eisengabe bei neugeborenen Kälbern positiv auf Gesundheit und Tageszunahmen auswirkt, wurde untersucht und Unterschiede festgestellt.