Die Mortellaro’sche Krankheit (Dermatitis digitalis) beim Rind ist Dauergast in vielen Milchkuhherden. Es handelt sich dabei um eine Entzündung der Haut an den Klauen, die durch Bakterien verursacht wird und daher ansteckend ist. Mangelhafte Fütterungs- und Haltungsbedingungen begünstigen den krankhaften Verlauf.
Sie wird in sechs Entwicklungsstadien von M0 bis M4.1 eingeteilt, die letztlich über die adäquate Behandlung entscheiden. Dieser Praxisleitfaden soll Sie dabei unterstützen, das jeweils vorliegende Krankheitsstadium richtig einzuordnen und die passende Behandlungsmethode auszuwählen.
In infizierten Herden muss es Ziel sein, möglichst viele M0-, zumindest M1- oder inaktive M4-Stadien zu erhalten. Gleichzeitig sind sämtliche Maßnahmen zu ergreifen, die eine Übertragung der Bakterien von Kuh zu Kuh verhindern. Wöchentlich sollte man die Tiere auf neue Läsionen überprüfen und die Haut sowie Klauen widerstandsfähig halten.
Fünf Krankheitsstadien
Die fünf Entwicklungsstadien der Mortellaro‘schen Krankheit von M0 bis M4.1 mit ihren jeweiligen Symptomen und der empfohlenen Behandlung:
M0: Gesunde Haut
Symptome: Die Klaue zeige eine glatte Hautoberfläche, keine Verfärbung, auch im Zwischenklauenspalt.
Behandlung: keine
M1: Anfangsstadium:
Symptome: Oberflächliche, eher kreisförmige, wie ausgestanzte Hautveränderung in Farbe der umgebenden Haut. Achtung: vorwiegend im Zwischenklauenspalt.
Behandlung: Oberflächliche Behandlung mit wirkstoffhaltigem Spray (z. B. Repiderma, ein pflegendes Biozid-Spray mit mikronisiertem Cu und Zi-Chelat, Herstellerangaben bezüglich Sprühdauer beachten; auch als gut haftendes Gel erhältlich)
M2: Akutes Stadium:
Symptome: Offene, schmerzhafte, rote bis rot-graue krater- oder hügelförmige Wunden mit typischer Oberfläche.
Behandlung:
Läsion < 2 cm: Oberflächliche Behandlung mit wirkstoffhaltigem Spray (z. B. Repiderma, ein pflegendes Biozid-Spray mit mikronisiertem Cu und Zi-Chelat, Herstellerangaben bezüglich Sprühdauer beachten; auch als gut haftendes Gel erhältlich) plus Polsterverband;
> 2 cm: Salbe mit Salicylsäure auftragen (z. B. Novaderma; vom Tierarzt erhältlich, Wartezeit beachten) oder Wundauflage (z.B. Mortella Heal; ohne Wartezeit, Herstellerangaben beachten) plus Polsterverband
Krankheitsstadium M2: akutes Stadium.
(Bildquelle: Fiedler, Dr. Andrea)
M3: Abheilendes Stadium:
Symptome: Dunkler, trockener, krustenartiger Belag, Haut darunter nicht (mehr) verdickt.
Behandlung: keine
M4: Chronisches Stadium:
Symptome: Wulstige Hautverdickung, Oberfläche glatt und verhärtet oder stark zerfurcht, teils mit unförmigen Fortsätzen
Behandlung: Salbe mit Salicylsäure auftragen (z. B. Novaderma; vom Tierarzt erhältlich, Wartezeit beachten) oder Wundauflage (z.B. Mortella Heal; ohne Wartezeit, Herstellerangaben beachten) plus Polsterverband
M4.1: Reaktiviertes Stadium:
Symptome: M4 mit kleinem M2-Stadium an einer oder mehreren Stellen.
Behandlung: Salbe mit Salicylsäure auftragen (z. B. Novaderma; vom Tierarzt erhältlich, Wartezeit beachten) oder Wundauflage (z.B. Mortella Heal; ohne Wartezeit, Herstellerangaben beachten) plus Polsterverband
Krankheitsstadium M4: chronische Mortellaro
(Bildquelle: Fiedler, Dr. Andrea)
Die notwendigen Behandlungsschritte
1. Reinigen der Klaue
2. Funktionelle Klauenpflege
3. Auffinden betroffener Hautareale, mit Spreizzange auch im Zwischenklauenspalt suchen!
4. Medikament bzw. Wundauflage aufbringen
5. M2, M4, M4.1: Verband anlegen (siehe Fotos)
6. Kontrollierte Verbandsabnahme und Nachbehandlung nach drei bis fünf Tagen
Neben der Behandlung des Einzeltiers sind Faktoren auf Betriebsebene zu untersuchen und gegebenenfalls zu beheben. Dafür sollte der 5-Punkte-Plan zur Kontrolle der Dermatitis digitalis herangezogen werden:
Externe Biosicherheit (zum Beispiel Zukauf vermeiden)
Interne Biosicherheit (zum Beispiel Laufflächenhygiene)
Frühe Erkennung, Behandlung, Dokumentation
Regelmäßige Hautpflege und Klauenhygiene
Klauengesundheitsziele definieren
1 Unterpolstern mit synthetischer Watte
(Bildquelle: Praxisgemeinschaft für Klauengesundheit, Dr. Fiedler)
2 Mit elastischer, selbsthaftender Binde fixieren.
(Bildquelle: Praxisgemeinschaft für Klauengesundheit)
3 Ende in Verband einstecken und oberen Rand umschlagen.
(Bildquelle: Praxisgemeinschaft für Klauengesundheit)