Folgen von Hitzestress bei Kälbern

Auch Kälber leiden bei hohen Temperaturen unter Hitzestress, bei "drückendem" Wetter (hohe Luftfeuchtigkeit) wird der Stress noch verstärkt. Erste Anzeichen für Hitzestress treten bereits ab 20 °C auf.

Kälber, die bereits vor der Geburt Hitzestress ausgesetzt waren, werden im Durchschnitt mit drei Kilogramm weniger Geburtsgewicht geboren. Sie haben eine höhere Körpertemperatur und die Aufnahme von Immunglobulinen ist nachweislich schlechter. Zudem hat der Hitzestress der Mutter Einfluss auf die Gewichtsentwicklung der Kälber. Sie nehmen durchschnittlich 0,2 kg weniger Lebendmasse bis zum Absetzen zu. Somit wiegen diese beim Absetzen weniger.

In Iglus, ohne Schutz vor der Sonne untergebrachte Kälber, haben sie eine höhere Hauttemperatur. Dadurch schwitzen und hecheln die jungen Tiere mehr. Um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen und die Austrocknung zu vermeiden, müssen die Kälber mehr Flüssigkeit zu sich nehmen. Eine Studie der Universität Florida zeigt, dass die Körpertemperatur, bei hoher Luftfeuchtigkeit über Tage, auf über 41 °C ansteigen kann.

Kälber, die an Hitzestress leiden, wollen nicht fressen. Gleichzeitig steigt jedoch der Erhaltungsbedarf auf Grund der Energie, die zum Kühlen aufgebracht werden muss, um 20 bis 30 %. Die Folge daraus sind stagnierende oder sogar rückläufige Tageszunahmen. Diese wiederum können in einem verspäteten Erstkalbealter (EKA) auswirken. Ein späteres EKA hat nebeneiner höheren Remontierungsrate auch höhere Aufzuchtkosten zur Folge.

Sind Kälber einmal Hitzestress ausgesetzt, kann sich dies auch langfristig negativ auswirken! Kälber, die während der Aufzucht an Hitzestress litten, geben in ihrer ersten Laktation deutlich weniger Milch.

Fütterung und Haltung anpassen

Das sollten Sie bei der täglichen Fütterung beachten:

  • Bei Hitze benötigen Kälber reichlich frisches Wasser. Die Wassereimer sollten groß genug sein, dass sie in einer 24-Stunden-Periode niemals leer sind oder füllen Sie diese mehrmals täglich auf. Füllen Sie täglich frisches Wasser in die Eimer und entsorgen Sie die Reste. Stellen Sie die Eimer so hin, dass diese im Schatten stehen und kein Futter hineinfallen kann. Reinigen Sie die Eimer einmal wöchentlich gründlich mit einer Bürste und einem geeigneten Mittel. Kontrollieren Sie den Kot: Ist der Kot trocken, trinkt das Kalb nicht genug!
  • Zur Vorbeuge von Mineralstoffmangel ist das zusätzliche Anbieten einer Elektrolyttränke sinnvoll. Aber Vorsicht: Zu viel Natrium oder Kalium erhöht die Gefahr der Pansenübersäuerung!
  • Der Energiebedarf steigt bei hohen Temperaturen, gleichzeitig sinkt aber die Futteraufnahme. Erhöhen Sie die Konzentration des Milchaustauschers, um die Energieaufnahme zu sichern.
  • Verlegen Sie die Fütterung auf die kühlen, frühen Morgen- und Abendstunden.
  • Leichte Kohlenhydrate produzieren weniger Körperwärme.
  • Verfüttern Sie Heu und Grassilage statt Stroh. Füllen Sie täglich nur so viel frisches Kraftfutter auf, wie die Kälber fressen. Reste können an ältere Färsen verfüttert werden.

Diese Punkte gilt Sie bei der Haltung zu beachten:

  • Platzieren Sie die Iglus im Schatten oder schützen Sie diese durch ein bewegliches, schattenspendendes Dach vor direkter Sonneneinstrahlung (besonders mittags und nachmittags).
  • Öffnen Sie alle Öffnungen der Kälberboxen.
  • Achten Sie auf genügend Abstand zwischen den Iglus, so kann die Luft zirkulieren (ein Meter Abstand zwischen den Iglus und drei Meter zwischen den Reihen.).
  • Bocken Sie die Iglus ein wenig an der Hinterseite auf (z.B. mit Ziegeln), um kühlere Luft eindringen zu lassen und die Luftzirkulation zu unterstützen.
  • Mit Hilfe von Ventilatoren können Sie für ausreichende Luftbewegung im Stall sorgen und die Kälber kühlen (max. 2,5 m/sec.).
  • Öffnen Sie die Fenster und Curtains des Kälberstalls.
  • Vermeiden Sie Überbelegung im Kälberstall. Auch Großraumiglus sollten in Hitzeperioden dünner belegt werden als üblich. So lässt sich das gegenseitige Aufheizen der Kälber untereinander eindämmen.
  • Wählen Sie, falls möglich, Sand als Einstreu. Sand ist ein schlechter Isolator und leitet Wärme schnell ab. Falls Sie nicht mit Sand einstreuen können, wechseln Sie die Einstreu öfters. Denn Einstreu, die großen Mengen an Kot und Urin enthält, speichert Wärme. In Hitzeperioden könne Sie ein wenig Einstreu einsparen. Tiefe Einstreu speichert die Körperwärme der Kälber und sorgt für ein belastendes Mikroklima.
  • Damit Kälber ihre Klimazonen wählen können, sollten sie freien Zugang zu Auslauf haben.
  • Bei tropischer Hitze sollte über eine Wasservernebelung auf dem Stalldach nachgedacht werden.
  • Um zusätzlichen Stress zu vermeiden, sollten Sie Fliegen bekämpfen.
  • Verlegen Sie Behandlungen am Tier (enthornen oder impfen) oder auch das Umstallen der Kälber in die kühleren Morgenstunden. 

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von Sophie Hünnies

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