Die Bayerische Milchindustrie eG hat sich 2015 dazu entschieden das Werk in Jessen um bzw. weiter auszubauen. Seither ist viel Milch in Sachsen-Anhalt verloren gegangen. Allein in den letzten fünf Jahren ging die Milchmenge dort um -8 % zurück (BLE, 2017 zu 2022). Winfried Meier, Vorstandsvorsitzender der BMI eG erklärt uns im Interview, wie die Molkerei den Rückgang der Milchmenge in Ostdeutschland wahrnimmt.
Der Standort Jessen im Überblick:
- 2001 wurde die Käserei Jessen von der...
Die Bayerische Milchindustrie eG hat sich 2015 dazu entschieden das Werk in Jessen um bzw. weiter auszubauen. Seither ist viel Milch in Sachsen-Anhalt verloren gegangen. Allein in den letzten fünf Jahren ging die Milchmenge dort um -8 % zurück (BLE, 2017 zu 2022). Winfried Meier, Vorstandsvorsitzender der BMI eG erklärt uns im Interview, wie die Molkerei den Rückgang der Milchmenge in Ostdeutschland wahrnimmt.
Der Standort Jessen im Überblick:
- 2001 wurde die Käserei Jessen von der BMI und der Humana Milchunion eG übernommen und als Elsterland GmbH fortgeführt. 2010 erfolgte die vollständige Verschmelzung der Elsterland GmbH/Käserei in Jessen mit der BMI. Es folgte die Erweiterung und Modernisierung des Werkes.
- 244 Beschäftigte
- Herstellung von Käsereiprodukten (Mozzarella, Cagliata und Cheddar) sowie Molkenproteinkonzentrate und Lactose.
- Pro Tag Verarbeitung von circa 1,2 Millionen Kilogramm Milch zu Käse. Über die Hälfte der verarbeiteten Milch in Jessen stammt aus einem Umkreis von 50 km.
Warum haben Sie trotz des starken Strukturwandels an dem Standort in Sachsen-Anhalt eine Zukunft gesehen?
Winfried Meier: Die Bayerische Milchindustrie eG (BMI) und die Elsterland eG sind seit Jahrzehnten am Standort Jessen aktiv. Die Rückgänge in der Milchproduktion waren sicherlich 2015 nicht in dem Maße absehbar. Dennoch überzeugt unsere Milchlieferanten das moderne Werk in Jessen und die genossenschaftliche Partizipation in der BMI.
Nicht nur in Sachsen-Anhalt, in ganz Ostdeutschland bricht die Milchmenge weg. Im letzten Jahr erneut um -2,1 %. Spüren Sie den Trend? Und wie können Sie als Molkerei dem entgegen wirken?
Winfried Meier: Als Molkereiunternehmen setzen wir auf engen Dialog und regelmäßige Kommunikation mit unseren Mitgliedern und Milchlieferanten, unter anderem auch über unseren Fachbeirat. Wir wissen, dass wir im Wettbewerb ostdeutscher Milchkäufer überzeugen müssen. Die Genossenschaft ist dafür das richtige Geschäftsmodell. Bisher haben nur wenige Betriebe, wenn auch große, der Milchproduktion den Rücken gekehrt. Es entscheiden sich aber auch immer wieder Betriebe, zu uns zu wechseln.
Bisher haben nur wenige Betriebe, wenn auch große, der Milchproduktion den Rücken gekehrt.
Winfried Meier, Vorstandsvorsitzender der BMI eG
Glauben Sie, dass sich die Situation - immer weniger Milch in Ostdeutschland - in Zukunft noch verschärfen wird?
Winfried Meier: In diesem Jahr wird zunächst wieder mehr Milch produziert. Die schnell sinkenden und derzeit wieder nicht auskömmlichen Preise werden dazu führen, dass keine nachhaltige Trendumkehr erfolgt. Dennoch sind wir zuversichtlich, dass wir mit unserer klaren, strategischen Ausrichtung, unserem modernen Werk und der partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit unseren Milchlieferanten langfristig erfolgreich wirtschaften können.
Mehr Informationen zur Entwicklung in Ostdeutschland:
Alte Ställe aus DDR-Zeiten, Fachkräftemangel, Dürre: In Ostdeutschland bricht jährlich viel Milch weg. Wie geht es weiter?
Und das sind die Entwicklungen in ganz Deutschland:
3,78 Mio. Milchkühe gezählt – ein neuer Tiefstand. Der Strukturwandel hat sich zwar verlangsamt, aber es gibt große regionale Unterschiede. Ein Überblick.