Die Align Farm Gruppe, die 2012 von zwei US amerikanischen Investoren gegründet wurde, besitzt und betreibt zehn Milchfarmen auf der Südinsel Neuseelands. Auf insgesamt 2.200 Hekar (ha) leben 5.000 Kühe, die jedes Jahr über 2,2 Millionen kg Milchinhaltsstoffe produzieren.
Das Besondere an der Unternehmensgruppe ist ihre Nachhaltigkeits-Philosophie: Das Unternehmens-Management ist davon überzeugt, dass es möglich ist, die Umweltauswirkungen der Milchproduktion zu minimieren und...
Die Align Farm Gruppe, die 2012 von zwei US amerikanischen Investoren gegründet wurde, besitzt und betreibt zehn Milchfarmen auf der Südinsel Neuseelands. Auf insgesamt 2.200 Hekar (ha) leben 5.000 Kühe, die jedes Jahr über 2,2 Millionen kg Milchinhaltsstoffe produzieren.
Das Besondere an der Unternehmensgruppe ist ihre Nachhaltigkeits-Philosophie: Das Unternehmens-Management ist davon überzeugt, dass es möglich ist, die Umweltauswirkungen der Milchproduktion zu minimieren und gleichzeitig deren Rentabilität zu maximieren. Deshalb experimentiert man auch mit der regenerativen Landwirtschaft – wohlwissend, dass gerade das ganze Land kritisch auf die Milchbranche blickt. U.a. deshalb strebt Align Farms ein nachhaltiges, rentables, nachhaltiges Produktionssystem an, das in den Augen der neuseeländischen Öffentlichkeit zu bestehen vermag.
Das Modell der regenerative Landbewirtschaftung ist weniger streng als das des ökologischen Landbaus, es fokussiert sich auf eine minimale Störung des Bodens und eine maximale Vielfalt an Pflanzen. Kurzgefasst soll so die Nachhaltigkeit der neuseeländischen Milchbranche verbessert werden.
Praxisversuch mit 300 Kühen
Bislang gibt es bisher nur wenige empirische Daten über die regenerative Landwirtschaft in Neuseeland. Das macht es schwierig zu erkennen, inwieweit das System den neuseeländischen Milchfarmern sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch nützen könnte. Aus diesem Grund hat sich das Farmmanagement dazu entschlossen, eigene Versuche durchzuführen. Konkret: Auf der Clareview-Farm in Westerfield, die von Rhys Roberts und seiner Frau Kiri geleitet wird, wurden die Flächen und die Milchkuherde gezweiteilt:
- 148 ha wurden weiterhin konventionell bewirtschaftet,
- auf weiteren 148 ha wurde u.a. der Nährstoffeintrag deutlich reduziert (regenerativ). Auf einigen der Versuchs-Parzellen wurden zudem neue Futtergräser bzw. alternative Futterpflanzen angebaut.
Wir sind nicht mit einer rosaroten Brille an die regenerative Landwirtschaft herangegangen
Rhys Roberts
Alle produktionsrelevanten Daten werden seit drei Jahren regelmäßig erfasst, aber auch Daten zur Wasserqualität, der Veränderung der organischen Substanz und der Wasserspeicherkapazität des Bodens sowie der bakteriellen Aktivität im Boden, so dass es möglich ist, über mehrere Jahre hinweg die Auswirkungen der Wirtschaftsweise (konventionell oder regenerativ) auf den Gewinn und die Umwelt ermitteln zu können.
Mit dieser Studie will das Unternehmen der neuseeländischen Milchwirtschaft realistische und fundierte Daten über die regenerative Landwirtschaft liefern. Letztlich sollen die Milchfarmer dadurch in die Lage versetzt werden, n sie eine fundierte Entscheidung treffen, ob sie sich für einen regenerativen Ansatz entscheiden. „Es hat keinen Sinn, ein Vorreiter zu sein, wenn einem niemand folgt. Es ist wichtig, dass weitere Farmen das Konzept übernehmen“, erklärt Rhys Roberts. Dieser Fall könne durchaus eintreten, sofern es ihnen auf der Farm gelänge, ein besseres Gleichgewicht in Bezug auf Umwelt und Gesellschaft zu finden. „Wir wollen die Farm bearbeiten und nicht die Farm uns bearbeiten lassen“, erklärt er mit einem Augenzwinkern.
Ökonomisch noch nicht gleichauf
Die Auswertung der gesammelten Daten aus den ersten drei Jahren zeigt ganz deutlich, dass die konventionelle Bewirtschaftungsweise aus ökonomischer Sicht vorne liegt. Hierbei konnte ein Umsatz von 2,1 Mio. NZ$ erwirtschaftet werden, bei regenerativer Wirtschaftsweise waren es hingegen nur 1,78 Mio. NZ$. Zurückzuführen ist dieser Unterschied auf die höhere Bestandsdichte bei konventioneller Bewirtschaftung (3,78 Kühe vs. 3,03 Kühe/ha) und somit einem höheren Milchvolumen (1.649 kg Milchinhaltsstoffe/ha vs. 1.351 kg).
Bei den Umwelt-/Nachhaltigkeitskriterien hatte hingegen die ökologische (regenerative) Bewirtschaftungsform die Nase vorn: Der Stickstoff(N)-Überschuss halbierte sich (119 vs. 215 kg/ha), auch die N-Verluste waren geringer (31 vs. 44 kg/ha).
Steigende Kosten, Umweltauflagen und der Klimawandel beeinträchtigen die Milchproduktion in Neuseeland. Die Milchbranche steht vor großen Herausforderungen.
Mitarbeiter: Verständnis für eine ausgeglichene Work-Life_Balance
Nachhaltig ist auch das Personal-Management auf der Farm: Kiri und Rhys wollen ihre fünf festen Mitarbeiter für die Arbeit auf der Farm zu begeistern, um sie langfristig binden zu können. Deshalb setzen sie auch alles daran, deren Arbeitszeiten so familienfreundlich wie möglich zu gestalten (insgesamt leben fünf Familien mit 11 Kindern auf der Farm). Die Mitarbeiter haben in der Regel eine 45-Stunden-Woche, sie können sich jedoch untereinander mithilfe abstimmen. Das erlaubt es ihnen, ihr Familienleben, ihre sozialen Verpflichtungen und ihre Freizeitaktivitäten optimal miteinander zu vereinbaren. Hinzu kommt, dass alle Mitarbeiter voll krankenversichert sind und dass sie Milch, Fleisch, Eier und Gemüse vom Betrieb erhalten (es wurden Gemüsebeete angelegt und in ein Hühnerstall investiert). Das Konzept zahlt sich aus, denn In den letzten neun Jahren mussten die Farmmanager kein Personal mehr anwerben.
Bleibt festzuhalten: Viele Neuseeländer wünschen sich eine nachhaltigere Milchproduktion, weniger Düngereinsatz und geringere Nährstoffüberschüsse – besonders in der Region Canterbury, einem sehr intensiv genutzten Hotspot der Milchproduktion. „Wir dürfen nicht vergessen, dass wir auf fruchtbarem, gut bewässertem Land in Canterbury sitzen, das etwa 50.000 Dollar pro Hektar wert ist. Bei allem, was wir tun, müssen wir das berücksichtigen“, weiß Rhys Roberts. Deshalb hat er sich auf den Weg gemacht, die Bewirtschaftung der Farm nachhaltiger auszurichten. „Wir werden weitere experimentieren, denn wir sind überzeugt, dass in ein paar die regenerative Milchviehhaltung genauso rentabel sein kann wie eine konventionelle“, so Rhys.
Stallhaltung im Winter, Fleckviehgenetik und eine intensive Fütterung – Willy Leferink setzt auf der Südinsel auf ein ungewöhnliches Produktionssystem – mit Erfolg!
Bas Nelis hat in den letzten Jahren fünf Farmen übernommen. Aktuell melkt er in Tirau, im Mekka der neuseeländischen Milcherzeugung, knapp 2.000 Kühe.
Unterwegs mit den Global Dairy Farmers
Der Artikel basiert auf den Informationen, die wir im Rahmen des Kongresses der Global Dairy Farmers 2024 erhalten haben.
Die Global Dairy Farmers sind ein Verein internationaler, progressiv denkender Milchproduzenten, die über den regionalen Tellerrand herausschauen und den eigenen Horizont erweitern möchten. Während der Zusammenkünfte steht der intensive Austausch mit Milcherzeugern aus anderen Regionen und internationalen Experten im Vordergrund. Dabei werden die großen Zukunftsthemen der Milchbranche zielorientiert diskutiert! Der „Spirit“ bei den Treffen ist getragen von Optimismus, alle Mitglieder denken lösungsorientiert vorwärts.
Der GDF-Kongress wird jedes Mal in einer anderen Region ausgerichtet. Die Mischung aus Präsentationen und Farmbesuchen erlauben einen intensiven Einblick in die regionalen Gegebenheiten und Produktionsbedingungen.
Unterstützt wird die Arbeit der GDF durch mehrere, internationale Business-Partner und Wissenschaftler der Universität Wageningen (WUR). Weitere Infos finden Sie im Internet unter
www.globaldairyfarmers.com