Der Höchststand der Milchanlieferung 2024 ist erreicht, umso überraschender ist der aktuelle Preisanstieg am Milchmarkt. Und: Er wird wohl länger andauern.
Erwartungen der Händler für den Milchmarkt: „bullish“
Das Saisonpeak der Milchanlieferung an die Molkereien in Deutschland dürfte nun, in der Kalenderwoche 21, erreicht sein. Gleichzeitig sind die Steigerungen gegenüber dem Vorjahr nur gering – im ersten Quartal 2024 betrug sie in Deutschland lediglich 0,2 %. Das trifft auch auf die Milchanlieferungen aus den meisten EU-Nachbarländern zu – im ersten Quartal wurde in der EU im Tagesdurchschnitt die gleiche Milchmengeangeliefert wie im Vorjahreszeitraum.
Darauf, dass Milch derzeit nicht im „Überfluss“ in den Markt läuft, deuten auch die Entwicklungen am europäischen Milchmarkt hin – aktuell steigen die Preise und die Prognosen entwickeln sich positiv. Die Preise für Rahm und Spotmilch sind innerhalb von zwei Wochen regelrecht explodiert – in Süddeutschland stiegen die durchschnittlichen Preise für Rohmilch am Spotmarkt um 9 Cent, im Norden um 7,5 Cent und in den Niederlanden um 7 Cent!
Wir wissen nicht, wie ‚nachhaltig‘ der aktuelle Preisanstieg ist,
aber wir denken, dass er lange andauern könnte!“
Rik Loeters, Trigona Dairy Trade
Dass die Preise um den saisonalen Höhepunkt der Milchanlieferung herum steigen, ist ungewöhnlich. „Viele waren von dem Preisanstieg überrascht“, erklärte Rik Loeters, Direktor des niederländischen Handelsunternehmen Trigona Dairy Trade, im Marktbericht vergangener Woche (17. Mai 2024). „Wir wissen nicht, wie „nachhaltig“ der aktuelle Preisanstieg ist, aber wir denken, dass er lange andauern könnte! Angesichts der Anzahl an Milcherzeugern, die die Branche verlassen, könnte er sogar sehr, sehr, sehr persistent sein …“, kommentierte Rik Loeters kritisch.
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Erwartungen der Händler für den Milchmarkt: „bullish“
Das Saisonpeak der Milchanlieferung an die Molkereien in Deutschland dürfte nun, in der Kalenderwoche 21, erreicht sein. Gleichzeitig sind die Steigerungen gegenüber dem Vorjahr nur gering – im ersten Quartal 2024 betrug sie in Deutschland lediglich 0,2 %. Das trifft auch auf die Milchanlieferungen aus den meisten EU-Nachbarländern zu – im ersten Quartal wurde in der EU im Tagesdurchschnitt die gleiche Milchmengeangeliefert wie im Vorjahreszeitraum.
Darauf, dass Milch derzeit nicht im „Überfluss“ in den Markt läuft, deuten auch die Entwicklungen am europäischen Milchmarkt hin – aktuell steigen die Preise und die Prognosen entwickeln sich positiv. Die Preise für Rahm und Spotmilch sind innerhalb von zwei Wochen regelrecht explodiert – in Süddeutschland stiegen die durchschnittlichen Preise für Rohmilch am Spotmarkt um 9 Cent, im Norden um 7,5 Cent und in den Niederlanden um 7 Cent!
Wir wissen nicht, wie ‚nachhaltig‘ der aktuelle Preisanstieg ist,
aber wir denken, dass er lange andauern könnte!“
Rik Loeters, Trigona Dairy Trade
Dass die Preise um den saisonalen Höhepunkt der Milchanlieferung herum steigen, ist ungewöhnlich. „Viele waren von dem Preisanstieg überrascht“, erklärte Rik Loeters, Direktor des niederländischen Handelsunternehmen Trigona Dairy Trade, im Marktbericht vergangener Woche (17. Mai 2024). „Wir wissen nicht, wie „nachhaltig“ der aktuelle Preisanstieg ist, aber wir denken, dass er lange andauern könnte! Angesichts der Anzahl an Milcherzeugern, die die Branche verlassen, könnte er sogar sehr, sehr, sehr persistent sein …“, kommentierte Rik Loeters kritisch.
Am 23.05.2024 berichtet Rik Loeters direkt von der Generalversammlung der Eucolait – der Europäischen Milchhandelsgesellschaft: „Die Teilnehmer der Eucolait in Bordeaux sehen die (aktuelle) Marktsituation fast alle gleich: bullish", erklärt er. Hinweis der Redaktion: ‚bullish‘ ist die Bezeichnung für die optimistische Markterwartung eines Anlegers, der in der kommenden Zeit mit steigenden Kursen rechnet.
Milch aus der EU, insbesondere aus den westlichen Mitgliedsländern, wird knapper, darauf verwiesen zuletzt auch die Experten der Rabobank äußerst deutlich.
Die Analytiker der Rabobank erwarten für die Milchproduktion in Westeuropa einen Rückgang von 13 bis 20 %. Das setzt Molkereien sowie Milcherzeuger unter Druck.
Dass sich die Preisanstiege im laufenden Produkthandel mittelfristig in den Milcherzeugerpreisen wieder spiegeln werden, ist zu erwarten. Entwicklungen der Indikatoren, wie z. B. dem ife Börsenmilchwert, berechnet aus den Schlusskursen der an der European Energy Exchange (EEX) handelbaren Kontrakte für Butter und Magermilchpulver, deuten darauf hin. Am 22.05.2024 beträgt der Börsenmilchwert für Mai 43,9 Cent pro kg Standardmilch (4,0 % Fett und 3,4 % Eiweiß, ab Hof des Milcherzeugers, ohne Mehrwertsteuer), mit steigender Tendenz über die folgenden Monate: Der aktuelle Börsenmilchwert für September 2024 beträgt 50,1 Cent.
Produktmarkt: Die Preise ziehen weiter an
Egal ob Rahm, Rohmilch, Butter, Käse oder Magermilchpulver – aktuell werden im Großhandel höhere Preise verzeichnet, national wie auch international.
Butter: Markenbutter geht sehr gut in den Markt. Geformte Ware wird sehr gut nachgefragt, ebenso die lose Ware im 25 kg-Block zur Weiterverarbeitung, welche gleichzeitig nur knapp verfügbar ist. Die Preise können sich dementsprechend entwickeln. Die Amtlichen Notierungen sind gegenüber der Vorwoche noch einmal angehoben worden:
Markenbutter, 250 g-Päckchen: 5,94 € bis 6,20 €/kg (Vorwoche: 5,94 € bis 6,12 €)
Markenbutter, lose, 25 kg-Block: 6,15 € bis 6,40 €/kg (Vorwoche: 5,93 € bis 6,00 €)
Für das dritte Quartal 2024 wird Butter derzeit zu 6.700 bis 6.900 €/t gehandelt, berichtet Trigona Dairy Trade. Die Tendenz ist steigend, Rahm wurde diese Woche zu 7.700 bis 7.800 €/t verkauft.
Magermilchpulver: Nach einer ruhigen Phase werden seit Mitte Mai deutlich mehr Kaufverträge bei gleichzeitig festerer Preistendenz abgeschlossen. Der Nachfrage steht ein für die Jahreszeit vergleichsweise geringes Angebot gegenüber und Produzenten fordern für frische Ware höhere Preise, berichtet die ZMB. Die Preisermittlung für Milchdauerwaren der Süddeutschen Butter- und Käse-Börse e. V. Kempten ergibt zum 22.05.2024 folgende Preisentwicklung:
Magermilchpulver in Lebensmittelqualität, 25 kg-Sack: 2.350 € bis 2.530 €/t (Vorwoche: 2.290 € bis 2.470 €/t)
Magermilchpulver in Futtermittelqualität, lose: 2.190 € bis 2.240 €/t (Vorwoche: 2.150 € bis 2.200 €/t)
Global Dairy Trade – Milchprodukte im Welthandel ebenfalls teurer gehandelt
Am Weltmarkt sind ebenfalls steigende Kurse für Molkereiprodukte zu verzeichnen. Im aktuellen Ergebnis der internationalen Handelsbörse Global Dairy Trade (Event 21. Mai 2024), wurde ein Durchschnittspreis über alle gehandelten Produkte und Termine von 3.861 US-Dollar (+ 4,1 % zur vorherigen Auktion) ermittelt, damit bewegen sich die Verkaufserlöse auf einem Niveau wie zuletzt im Oktober 2022. Das Handelsvolumen fiel mit rund 18.500 t um 3,5 % geringer aus als bei der letzten Auktion.
Mit Ausnahme von Cheddar erhöhten sich die Preise für alle Produkte. Butter wurde zu 6.931 US-Dollar gehandelt, was einem Plus von 5,1 % entspricht. Das mengenmäßige Leitprodukt Vollmilchpulver notierte zu 3.408 US-Dollar (+1,7 %), Magermilchpulver verteuerte sich auf 2.629 US-Dollar (+3,1 %).
Spotmilch: Die Preise explodieren!
Am Markt für flüssigen Rohstoff haben die Preise in der Woche vor Pfingsten deutlich angezogen, was für eine Woche um die Saisonspitze vor einem Feiertag ungewöhnlich ist, berichtet Monika Wohlfarth, Geschäftsführerin ZMB Zentrale Milchmarkt Berichterstattung GmbH, im aktuellen Marktbericht (22.05.2024). So wurden nicht nur vor allem Industrierahm und Magermilchkonzentrat spürbar fester gehandelt, sondern auch Rohmilch.
Das spiegelte sich bereits in der vergangenen Woche in einem erheblichen Preisanstieg für Spotmilch wieder (39 Cent im Norden, 41 Cent im Süden, 41 Cent in den Niederlanden) und nun zum Ende dieser Woche regelrecht explodierte. So einiges an Spotmilch fährt derzeit aus dem Norden in den Süden Europas!
Norddeutschland (GVO-frei, 4,0 % Fett): 45,0 Cent – das sind 6,0 Cent mehr als in der Vorwoche.
Süddeutschland (GVO-frei, 4,0 % Fett): 45,50 Cent – das sind 4,5 Cent mehr als in der Vorwoche.
Niederlande (GVO-frei, 4,4 % Fett): 46,0 Cent – das sind 5,0 Cent mehr als in der Vorwoche.
Milchanlieferung: Saisonpeak wahrscheinlich erreicht
Laut Schnellberichterstattung der ZMB Zentrale Milchmarkt Berichterstattung GmbH erfassten die Molkereien zuletzt in der 19. Woche 0,5 % mehr Milch als in der Vorwoche. Damit war die Milchmenge um 0,2 % höher als in der Vorjahreswoche.
Quellen: u. a. Trigona Dairy Trade, DCA, AMI, BLE, Süddeutsche Butter- und Käsebörse e.V. Kempten, Rabobank, ZMB
Haltungsformkennzeichnung mit 5 Stufen vor Startschuss ++ Milchanlieferung vor oder schon auf der Saisonspitze ++ Butterpreise stabil ++ Belebung bei Pulver in Sicht