Bis zum Jahr 2035 könnte die Milchproduktion in Westeuropa um bis zu 20 Prozent sinken. Zu diesem Ergebnis kommen die Analytiker der Rabobank in ihrem jüngsten Bericht „Declining milk production in northwestern Europe: What are the implications for dairy companies?“ (02. Mai 2024).
Das Ende einer Dekade von Wachstum hat begonnen
„Nach einem Jahrzehnt des Wachstums wird die Milchproduktion in Nordwesteuropa strukturell zurückgehen“, so leiten die Rabobank-Analysten ihren Bericht...
Bis zum Jahr 2035 könnte die Milchproduktion in Westeuropa um bis zu 20 Prozent sinken. Zu diesem Ergebnis kommen die Analytiker der Rabobank in ihrem jüngsten Bericht „Declining milk production in northwestern Europe: What are the implications for dairy companies?“ (02. Mai 2024).
Das Ende einer Dekade von Wachstum hat begonnen
„Nach einem Jahrzehnt des Wachstums wird die Milchproduktion in Nordwesteuropa strukturell zurückgehen“, so leiten die Rabobank-Analysten ihren Bericht ein. Insbesondere in Dänemark, Deutschland, den Niederlanden und Belgien zeigen sich die Anzeichen eines Rückgangs der Milchproduktion – viele Milcherzeuger steigen aus der Produktion aus bzw. werden es in den kommenden zehn Jahren tun.
Die Ursachen? Eine überwiegend geschwächte Rentabilität, hohe Produktionsauflagen (u.a. Wasserqualitätsvorschriften und Ammoniakreduzierung), eine schlechte Verfügbarkeit von Arbeitskräften, fehlende Hofnachfolger sowie extreme Wetterbedingungen und Unsicherheit über bevorstehende politische Änderungen. Viele dieser Punkte beeinflussen die finanzielle Situation der Milcherzeugerbetriebe stark.
Insgesamt führt die Rabobank zwei mögliche Szenarien für die Branche auf:
- Das Basisszenario würde einen Rückgang der Milcherzeugung um 13 % bedeuten, wodurch fast das gesamte Produktionswachstum seit 2010 zunichte gemacht würde.
- Ein drastischeres Abwärtsszenario sieht einen Rückgang um 20 % vor.
Dass der Rückgang der Milchmenge stärker als bislang angenommen ausfallen könnte, wird sich operativ und finanziell auf die Molkereien auswirken. Ihre Herausforderungen beginnen mit Umsatzverlusten und verringerter Kosteneffizienz, es folgt ein zunehmender Wettbewerb um Milch und gipfelt in den Kapitalauswirkungen überschüssiger Verarbeitungskapazitäten in der Bilanz. Für Molkereigenossenschaften sehen die Rabobank-Analysten die Herausforderungen sogar noch komplexer, da eine geringere Milchaufnahme in der Regel mit einem Kapitalabzug der Mitglieder einhergeht.
Die Molkereien müssen auf hochwertige Produkte setzen, um steigende Kosten ausgleichen zu können.“
Richard Scheper, Milchmarkt-Analyst Rabobank
„Angesichts dieser Herausforderungen und in jedem der prognostizierten Szenarien werden die Molkereiunternehmen gezwungen sein, ihren Schwerpunkt auf hochwertige Produkte wie Spezialproteine, Markenartikel und Käse zu verlagern“, erklärt Richard Scheper, Milchmarkt-Analyst bei der Rabobank. „Dieser Schritt würde die steigenden Kosten ausgleichen und die Wettbewerbsfähigkeit des Marktes erhalten, da die Milchverarbeitungskapazitäten das Angebot übersteigen.“
Milcherzeuger müssen sich auf potenzielle finanzielle Herausforderungen einstellen.“
Richard Scheper, Milchmarkt-Analyst Rabobank
Um die Auswirkungen einer derart extrem sinkenden Milchproduktion abmildern zu können, seien dringend klare, langfristig orientierte politische Entscheidungen notwendig. Unabhängig davon rät die Rabobank den Molkereiunternehmen jetzt proaktiv zu handeln. Die wirtschaftlichen Geschicke der Molkereien entscheiden mit über die Zukunftsfähigkeit der Milcherzeugerbetriebe, ihrer Rohstofflieferanten!
Zurücklehnen kann sich niemand: „Während sich die Branche auf Veränderungen vorbereitet, müssen sich die Milcherzeuger auf potenzielle finanzielle Herausforderungen einstellen“, mahnt der Rabobank-Experte die verbleibenden Milcherzeuger zu erhöhter Wachsamkeit.
Milchaufkommen: Kleine Delle
Und schon wendet sich das Blatt: Eine leichte Delle mit 0,4 % Minus kennzeichnet laut ZMB die Milchanlieferung in der KW17. Damit wurde der zuletzt deutliche saisonale Anstieg unterbrochen. Damit schrumpft auch der Abstand zum Vorjahr auf nur noch 0,4 %. Eine ähnliche Entwicklung ist aktuell in Frankreich zu beobachten. Dort lag die Anlieferung sogar 1,2 % unter der erfassten Milchmenge der gleichen Woche des Vorjahres.
Butterpreise steigen weiter
Butter: Eine sehr gute Nachfrage nach geformter Markenbutter im 250 g-Päckchen sorgt für steigende Preise, in der Spitze wird bis zu 6,10 €/kg gezahlt. Auch für Blockware zeigt der Trend nach oben.
Magermilchpulver: Durch die Feiertage im Mai ist der Markt ruhig, die Preise bewegten sich zuletzt eher seitwärts. Auch aus dem Ausland ist wenig Nachfrage spürbar.
Spotmarkt: Der Norden zahlt mehr
Seit Ende April geht es kontinuierlich nach oben, so auch in dieser Woche. Im Norden wird Spotmilch weiter teurer gehandelt als im Süden der Republik. In Norddeutschland betrug der Durchschnitt 37,50 ct/kg; im Süden 36,50 ct/kg. In den Niederlanden nähert sich der Preis mit 39,00 ct/kg wieder der 40 ct-Marke, die Mitte März verlassen wurde.
Quellen: u. a. Rabobank, DCA, AMI, BLE, Süddeutsche Butter- und Käsebörse e.V. Kempten, ZMB.
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