Eine zweite Betriebsstätte nur für die Färsen
Wie sind Ihre Standorte aufgeteilt?
Jan Brokering: Wir arbeiten an drei Standorten. Unsere Trockensteher und Jungrinder bis fünf Monate stehen am ursprünglichen Standort im Ortskern. Dort finden auch sämtliche Abkalbungen statt. Außerhalb liegt auf etwa 500 Meter Entfernung der Neubau für 600 Kühe mit Melkkarussell. Den Stall haben wir 2008/2009 gebaut. 2020 haben wir noch einen Betrieb mit 240 Plätzen und 4 AMS...
Eine zweite Betriebsstätte nur für die Färsen
Wie sind Ihre Standorte aufgeteilt?
Jan Brokering: Wir arbeiten an drei Standorten. Unsere Trockensteher und Jungrinder bis fünf Monate stehen am ursprünglichen Standort im Ortskern. Dort finden auch sämtliche Abkalbungen statt. Außerhalb liegt auf etwa 500 Meter Entfernung der Neubau für 600 Kühe mit Melkkarussell. Den Stall haben wir 2008/2009 gebaut. 2020 haben wir noch einen Betrieb mit 240 Plätzen und 4 AMS zugekauft. Der Betrieb liegt im Nachbarort – etwa vier Kilometer entfernt. Dort stehen unsere Erstkalbinnen und die Frühtrockensteher.
Warum haben Sie sich dazu entschieden 2020 den zweiten Standort zuzukaufen?
Jan Brokering: Quantitatives Wachstum am bestehenden Standort erschien zu dem Zeitpunkt ausgeschlossen. Wir hatten eine überaus komfortable Personalsituation, ein hochmotiviertes Team und haben neue Herausforderungen gesucht. Die Nähe zum vorhandenen Betrieb, der dadurch unveränderte Flächenradius und gleichzeitig Zugang zu mehr Fläche, die moderne strukturierte Anlage (Boxenlaufstall aus 2013 und für Roboter großzügig gebaut) waren für uns eine einmalige Gelegenheit. Wenngleich die Investition dieser modernen Anlage erheblich unter derzeitigen Baukosten je Stallplatz lag, erfordert die Höhe des finanziellen Engagements aber auch, dass es ein produktiver Standort bleiben muss.
Was sind die großen Vorteile? Und was sind die besonderen Herausforderungen?
Jan Brokering: Der große Vorteil ist das betriebliche Wachstum in intensiver Region sowie Synergieeffekte durch z.B. bessere Auslastung von Maschinen. Es bleiben aber zwei Standorte, die wir umfassend organisieren. Viele Dinge müssen doppelt bedacht und vorhanden sein. Die Logistik von Material und Tieren ist aufwendiger. Mitarbeiter denken teilweise isoliert und nicht im Gesamtkontext.
Kälber- und Jungviehaufzucht am zweiten Standort
Wo liegen die zwei Standorte (Entfernung, Lage) und was wird dort jeweils gehalten? Warum haben Sie sich ursprünglich für die Bewirtschaftung an zwei Standorten entschieden?
Gundula Frank: Die Struktur der Agrargenossenschaft Sonnewalde eG ist historisch bedingt. 1990 waren es sieben Betriebsstandorte mit Rinderhaltung, heute sind es nur noch zwei Standorte, die 2 km voneinander entfernt liegen. Insgesamt halten wir rund 1.150 Rinder: Auf der Milchviehanlage stehen alle 450 Milchkühe, die hochtragenden Färsen, die Kälber bis zum 20. Lebenstag und die Mastbullen ab dem 7. Lebensmonat bis zur Schlachtung. Auf der Jungrinderanlage untergebracht sind die weiblichen und männlichen Kälber ab dem 20. Lebenstag, die Färsen bis zur Hochträchtigkeit und die Jungbullen bis zum Alter von einem halben Jahr.
Wo sehen Sie die großen Vorteile und was sind besondere Herausforderungen? Wie organisieren Sie Arbeitsabläufe effizient?
Gundula Frank: Vorteile sind vor allem die Nutzung vorhandener Bausubstanz sowie Genehmigungen (BIMSCH) und das bedarfsgerechte Einlagern der Grundfutter an den Standorten. So silieren wir die hochwertigen Grasschnitte für die Milchkühe auf der Milchviehanlage ein und die anderen auf der Jungviehanlage. Dann ist es eine gewisse Risikovorsorge, dass wir auf jedem Standort einen Futtermischwagen haben – fällt eine Schlüsselmaschine aus, ist man nach kurzer Rücksprache, in der Lage sich kurzfristig eine Maschine an beiden Standorten zu teilen. Vorteilhaft ist zudem, dass die Verantwortlichkeiten der Mitarbeiter klarer zu definieren sind und sie sich besser entsprechend ihrer Fähigkeiten einsetzen lassen. Anspruchsvoll ist vor allem die geteilte Kälberaufzucht. Zum einen, weil auf der Milchviehanlage die Melker die Kälber mitversorgen, hier wechseln entsprechend oft die Personen für die Kälber. Auf der Jungviehanlage ist dann wieder neues Personal. Für den hier nötigen exakten Informationsaustausch zu Gesundheit etc., haben wir eine Kartei entwickelt, die stets mit dem Tier von einem Standort zum anderen „mitwandert“. Eine Herausforderung ist auch der Transport der ganzen Tiere. Bei der Umstallung arbeiten wir immer gruppenweise, um den Stress für die Tiere zu reduzieren.
Erst die Trockensteher, jetzt das Jungvieh an einer zweiten Hofstelle
Warum arbeiten Sie an mehreren Betriebsstandorten und wie sind diese aufgeteilt?
Lukas Übertsberger: Die Trockensteher und tragenden Rinder standen fünf Jahre an einem zweiten Standort circa drei Kilometer entfernt, weil der Platz zuhause knapp war. Wir haben den Heimbetrieb schließlich so vergrößert, dass alle Tiere wieder an einem Ort unterkamen. Seit 2022 brauchen wir durch die geänderten Bio-Richtlinien die zweite Hofstelle aber erneut, um unserem Jungvieh Weidegang zu ermöglichen.
Hat das mit den Trockensteher am anderen Standort gut funktioniert?
Lukas Übertsberger: Die zweite Hofstelle bot den Trockenstehern viel Komfort durch den Tiefstrohstall und direkten Weidezugang. Im Sommer hatten wir dadurch wenig Arbeit, im Winter aber mehr Aufwand. Außerdem bekamen die Kühe nach der Kalbung vermehrt Probleme wie z.B. Milchfieber und wir mussten leider viel zu oft behandeln. Deshalb haben wir uns nach fünf Jahren dazu entschieden alle Tiere wieder zurück auf eine Hofstelle zu holen und mehr Platz am Heimbetrieb zu schaffen. Mittlerweile wissen wir, dass es einer gute Investition für unsere Kühe war.
Klappt es mit den Rindern jetzt besser?
Lukas Übertsberger: Für die Rinder eignet sich der Standort für die Aufzucht gut. Ab einem Alter von sechs Monaten bis circa 15 Monate kommen sie dort von April bis Oktober auf die Weide. Vor der Besamung kommen sie zurück auf den Heimbetrieb. Es erfordert kaum Arbeitszeit und wir können durch den zweiten Standort problemlos die geänderte Bio-Richtlinien einhalten.
Wachsen geht oft nur noch über einen zweiten Betriebsstandort. Doch das ist leichter gesagt als getan. Worauf es ankommt, damit das Projekt erfolgreich wird.