Spielt in zehn Jahren die Milch in der Ernährung weltweit noch eine Rolle? In Schweden sind Wissenschaftler zusammen mit dem Unternehmen Tetra Pak dieser Frage nachgegangen. Im Rahmen der Studie „Zukunft der Milchbranche“ (Future of Dairy) haben sie 200 Personen aus der Lebensmittelbranche in Europa, den USA, in China, Indien, Afrika und Südamerika interviewt. Es zeigte sich, dass die Richtung, in welche sich die Milchproduktion entwickeln wird, abhängig ist von zwei großen...
Spielt in zehn Jahren die Milch in der Ernährung weltweit noch eine Rolle? In Schweden sind Wissenschaftler zusammen mit dem Unternehmen Tetra Pak dieser Frage nachgegangen. Im Rahmen der Studie „Zukunft der Milchbranche“ (Future of Dairy) haben sie 200 Personen aus der Lebensmittelbranche in Europa, den USA, in China, Indien, Afrika und Südamerika interviewt. Es zeigte sich, dass die Richtung, in welche sich die Milchproduktion entwickeln wird, abhängig ist von zwei großen „Kräften“: Vom steigenden Interesse an einer nachhaltigeren Produktion, der „sozio-ökologischen Kraft“. Und vom technologischen Fortschritt. Dazu gehören neben der Entwicklung pflanzlicher Alternativen auch Alternativen aus dem Labor.
Aus den Interviews entwickelten sich vier Szenarien:
Dairy Evolution (Fortschritt): Milch bleibt wichtigste Proteinquelle. Die aktuellen Trends setzen sich schrittweise fort. Kuhbestände wachsen weiter, aber auch die Anforderungen an eine nachhaltige Produktion nehmen zu. Allerdings verstärken sich globale Milchexporte.
Green Dairy (Grüne Milchbranche): Pflanzliche Milchalternativen gewinnen an Bedeutung. Bei diesem Szenario hat die Branche mit starken sozio-ökologischen Beschränkungen (Gesetzgebung) zu kämpfen. Es müssen große Investitionen (auch in der Milchverarbeitung) getätigt werden, um z. B. den CO2-Fußabdruck zu reduzieren.
New Fusion (Verschmelzungen): Die Branche ist geprägt von innovativen Technologien und Prozessen. Proteine verschiedener Quellen (Pflanzen, im Labor fermentierte Proteine, Milch) werden kombiniert, um ein neues Segment, die personalisierte Ernährung, zu erschaffen. Nur wenige Verbesserungen im Bereich Umwelt und Tierwohl.
Der Biomilchpreis liegt stabil rund 15 Cent über dem für konventionelle Milch. Da ist die Verlockung groß, auf Bio umzustellen. Eine Lösung ist das aber nur für sehr wenige Milcherzeuger....
Brave New Products (Neue Produkte): Aufgrund starker sozio-ökologischer Beschränkungen (Gesetzgebung) und hohem technologischen Wandel sind nur noch wenige große Milchkuhbestände übrig. Der Anteil der Milch als wichtige Proteinquelle in der Nahrung ist hier am geringsten.
Was passiert in Europa?
In allen Szenarien spielen High-End-Milchprodukte, also z. B. regionaler Käse, eine Rolle. Kein riesiger Markt, aber profitabel. „In unserem Teil der Welt denke ich nicht, dass wir radikale Veränderungen erleben“, so Prof. Thomas Kalling. „Wir werden uns eher dem Grüne Milchbranche-Szenario zuwenden“. Andere Länder, solche mit Proteindefiziten und/oder steigender Nachfrage nach Milch, könnten aber andere Wege gehen. Ob im Jahr 2030 in Europa noch so viel Milch produziert wird wie derzeit, hängt also letztlich maßgeblich davon ab, welche Trends sich auf den Absatzmärkten wie Asien durchsetzen werden.