Wer an die grüne Insel denkt, der sieht sicherlich grasende Kühe vor dem inneren Auge. Bilder, die eigentlich ganz den Vorstellungen der meisten Verbraucher entsprechen sollten. Dennoch sind die Milchpreise in Irland alles andere als ideal und liegen deutlich unter dem europäischen Durchschnitt.
Was die Branche aber nicht davon abgehalten hat enorm zu wachsen. Das jedenfalls zeigt die Studie „Irish Dairy post quota“, die Forscher der Munster Technological University (MTU) in Cork...
Wer an die grüne Insel denkt, der sieht sicherlich grasende Kühe vor dem inneren Auge. Bilder, die eigentlich ganz den Vorstellungen der meisten Verbraucher entsprechen sollten. Dennoch sind die Milchpreise in Irland alles andere als ideal und liegen deutlich unter dem europäischen Durchschnitt.
Was die Branche aber nicht davon abgehalten hat enorm zu wachsen. Das jedenfalls zeigt die Studie „Irish Dairy post quota“, die Forscher der Munster Technological University (MTU) in Cork und Teagasc vorgestellt haben. Sie verglichen die Ergebnisse irischer Milcherzeuger und Molkereien mit denen von anderen Betrieben in Dänemark, den Niederlanden, Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Neuseeland (Zeitraum 2014 bis 2019).
Milchaufkommen innerhalb von sechs Jahren um 40% gestiegen
Bei der Untersuchung zeigte sich, dass die irische Milchmenge im Zeitraum 2014 bis 2019 um 40% gewachsen ist. Der Grund: Viele Rinderhalter und Ackerbauern wandelten ihr Ackerland zu Dauergrünland um und halten inzwischen Kühe, weil diese in Irland rentabler scheinen als andere Produktionsrichtungen. Die anderen untersuchten EU-Ländern legten im gleichen Zeitraum „nur“ um 7% zu.
Bei einem so großen Expansionsdrang, wie in Irland, ist zu erwarten, dass die Kosten steigen und die Gewinnmargen unter Druck geraten. Das ist aber kaum passiert. Selbst in den Jahren nach 2015, als die europäische Milchquote endete, erzielten die Iren eine höhere Gewinnspanne pro Liter Milch als ihre Kollegen in anderen Ländern. So betrug die durchschnittliche Nettomarge (Verhältnis zwischen Erlöse und Vollkosten; ohne eigene Arbeitskräfte) in Irland 8 ct pro Liter gegenüber 4,6 ct in Großbritannien, 2,7 ct in Deutschland und minus 1 ct für dänische Milchkuhhalter.
Ein, wenn nicht der wichtigste Grund für die größere Gewinnspanne war und sind die niedrigen Produktionskosten. Diese lagen in Irland bei 24 ct/kg (ohne eigene Arbeit), während sie in Dänemark 38 ct betrugen.
Mengenwachstum wird verhaltener
Elite: Warum haben Sie angefangen die irischen Daten auszuwerten?
O'Connor: Seit Jahren sind die irischen Molkereien am unteren Ende des LTO-Milchpreisvergleichs zu finden. Wir wollten zeigen, dass der Blick allein auf den Preisvergleich keine Aussage über die Rentabilität der irischen Milchbranche zulässt.
Elite: Welche Ergebnisse haben Sie vielleicht überrascht?
O'Connor: Es fällt auf, dass unsere Molkereien im Rohstoffhandel recht gut im europäischen Vergleich abschneiden. Außerdem täte Irland gut daran weiter an der saisonalen Abkalbung und der damit verbundenen Weidehaltung in den Frühjahrs- und Sommermonaten festzuhalten.
Elite: Warum ist eine ganzjährige Weidehaltung und damit verbunden die saisonale Abkalbung wichtig?
O'Connor: In Irland wurde in den vergangenen Jahren häufig darüber diskutiert, dass eine Aufteilung der Abkalbungen, also 50% im Frühjahr und 50% im Herbst, einen Vorteil für die Molkereien bringen würde. Also eine bessere Auslastung. Wir konnten in der Studie zeigen, dass mit dieser Aufsplittung die Auslastung nur von 62% auf 70% verbessert werden könnte. Eine deutliche Verbesserung würde nur eine ganzjährige Abkalbung bringen, aber dafür müssten die Milcherzeuger zu viel Geld für Stallbauinvestitionen in die Hand nehmen.
Elite: Setzt die enorme Expansion der Branche nicht die Landpreise unter Druck?
O'Connor: Da viele Rinderhalter- und Ackerbauern ihre Flächen in Grünland umgewandelt haben, um auf Milchkühe umsteigen zu können, sind die Grundstückspreise in den meisten Regionen nicht deutlich angestiegen.
Elite: Kann ein so rasanter Anstieg der Milchmengen sich in den nächsten Jahren fortsetzen?
O'Connor: Wahrscheinlich nicht. Es wird geschätzt, dass unsere Branche und Märkte bis 2025 ein durchschnittliches Wachstum von 2,5% Milch pro Jahr verkraften können. Das rasante Wachstum ist nun vorbei, aber die irische Milchkuhhaltung wächst trotzdem noch eine Weile.
Elite: Und das trotz oder wegen der niedrigen Milchpreise?
O'Connor: Wir sagen trotz der Preise. Aber ich weiß, dass manche sagen: Es ist dem niedrigen Milchpreis zu verdanken, dass die irischen Milchkuhhalter so gut dastehen. Ansonsten wären sie in Versuchung gekommen die Produktion zu intensivieren. Ich denke, da ist etwas Wahres dran.
Auf dem EDF-Kongress skizzierte ein Mitglied der EU-Kommission, wie man in Brüssel die Milchproduktion künftig ausgerichtet sehen möchte.
Weniger Aufwand für Futter und Lohnarbeit
Die Iren realisierten niedrigere Kosten, weil sie weniger für den Kauf von Futtermitteln, Lohnarbeit, Tilgung und Zinsen aufwenden mussten. Nur für Dünger wurde und wird auf der Insel mehr pro Kilo Milch ausgegeben. Darüber hinaus, dass kam bei der Untersuchung heraus, nutzen die Iren das Gras effizienter. Auch die durchschnittliche Produktion von Milchfett und Eiweiß stieg zwischen 2014 und 2019 um fast 20%. Diese Leistungssteigerung konnte durch ein verbessertes Management und nicht durch weiteren Futterzukauf realisiert werden.
Gras, Gras und noch mal Gras
Der betriebswirtschaftliche Erfolg der Iren wird eindeutig durch ihr Gras-basiertes, extensives System erreicht. Der überwiegende Anteil der Kühe läuft vom frühen Frühjahr bis zum späten Herbst hauptsächlich draußen und wird minimal zugefüttert. Gras ist in den letzten Jahren immer noch (Ausnahme Dürrejahre) ausreichen für die Nutzung verfügbar und Land ist in Irland nicht teuer.
Ein Angebot für Weidegang hängt von Standort, Flächenstruktur und dem Interesse des Betriebsleiters ab. Es kann sich auch lohnen Systeme zu überdenken.