„Staying on the Driver's Seat - Discover and Shape Tomorrow's Milk Production“ (sinngemäß übersetzt: „die Hand am Lenkrad halten – auf die Anforderungen der Milchproduktion von morgen richtig reagieren“), unter diesem Motto stand Ende Juni das Jahrestreffen der Europäischen Milcherzeuger (EDF), das diesmal online ausgerichtet wurde.
Das will Brüssel …
Brigitte Misonne von der EU-Kommission (Generaldirektion Agri) stellte einige Maßnahmen vor, mit deren Hilfe die...
„Staying on the Driver's Seat - Discover and Shape Tomorrow's Milk Production“ (sinngemäß übersetzt: „die Hand am Lenkrad halten – auf die Anforderungen der Milchproduktion von morgen richtig reagieren“), unter diesem Motto stand Ende Juni das Jahrestreffen der Europäischen Milcherzeuger (EDF), das diesmal online ausgerichtet wurde.
Das will Brüssel …
Brigitte Misonne von der EU-Kommission (Generaldirektion Agri) stellte einige Maßnahmen vor, mit deren Hilfe die EU-Agrarpolitik dazu beitragen soll, die Nutztierhaltung auf dem Weg in die Nachhaltigkeit zu fördern. Erklärtes Ziel der EU-Kommission ist es, den Milchviehhaltern in Bedingungen zu schaffen, die ihnen ein erfülltes Leben ermöglichen - trotz der ständig steigenden und auf sie einprasselnden Anforderungen seitens Gesellschaft. Allerdings müssten sich die Milcherzeuger stärker als bisher in punkto Nachhaltigkeit engagieren. Konkret forderte Misonne:
- Stärkere Kopplung der Milchproduktion an die Fläche um den synthetischen Düngereinsatz zu reduzieren, die Abhängigkeit von Proteinimporten zu senken und die durch den optimalen Einsatz von verfügbaren Nebenprodukten Nährstoffkreisläufe zu fördern.
- Die Einbindung von mehr Grünland und Leguminosen in der Fruchtfolge, um die Bodenfruchtbarkeit zu verbessern, die Biodiversität zu steigern, den Einsatz von Pflanzenschutzmittel zu reduzieren und die Abhängigkeit von Importen zu senken.
- Implementierung von Zuchtstrategien (durch die Verbesserung der Tiergesundheit/Fruchtbarkeiten lassen sich 6% an Emissionen aus Landwirtschaft einsparen).
- Durch angepasste Fütterungsstrategien (Zusatzstoffe) können die Methanemission um bis zu 30% verringert werden, ohne Leistungseinbußen in Kauf nehmen zu müssen.
- Haltungsbedingungen optimieren (Tierwohl verbessern), denn gesündere Tiere sparen Antibiotika ein.
- Den Wissensaustausch fördern, Beratung und Innovation in der Tierhaltung stärken.
Weitere Maßnahmen sind die Anpassungen beim Güllemanagement sein, um Emissionen und N- Auswaschung zu reduzieren sowie die Aufwertung von Gülle und Mist in Biogas (bis zu 10% der Emissionen aus der Landwirtschaft lassen sich hier einsparen).
Oberste Priorität hat für die Technokraten in Brüssel auch der Schutz des Dauergrünlands, um so die Sequestrierung von Kohlenstoff zu fördern. In Regionen mit hohem Grünlandanteil sollte verstärkt über eine Extensivierung der Tierhaltung nachgedacht werden (z.B. angepasstes Weidemanagement um den Stickstoffdüngereinsatz auf der Fläche zu reduzieren).
In Regionen mit hoher Viehdichte wie z.B. den Niederlanden führt laut Misonne an der Verringerung der Tieranzahlen aber kein Weg vorbei.
Milch-Wachstum schwächt sich ab
In den letzten Jahren hat sich das Milch-Wachstum in Westeuropa verlangsamt. Wurden in der ersten Hälfte der letzten Dekade jährlich noch um 1,9 %, wurden in der zweiten Hälfte nur noch 1,2 % beobachtet. In Deutschland schrumpfte das Milchaufkommen vor allem in den neuen Bundesländern sowie in Hessen und Bayern.
Dieser Trend dürfte sich weiter fortsetzen, mit größeren Zuwächsen beim Milchaufkommen wird in Brüssel nicht mehr gerechnet. Bis 2030 prognostiziert die EU eine durchschnittliche Wachstumsrate von nur noch 0,6% jährlich. Der kontinuierliche Rückgang in Kuhzahlen (-0,7% pro Jahr) wird durch Milchleistungssteigerungen (+1,4%) abgefedert. Im Jahr 2035 wird die durchschnittliche Herdenleistung in der EU weit über 8.000 kg/Kuh und Jahr liegen.
Rabobank: Geringere Zinsen bei mehr Nachhaltigkeit
Die Rabobank will künftig beim Rating zur Kreditvergabe ihre Kunden aus dem Bereich Landwirtschaft stärker als bisher auf ihre Zukunftsfähigkeit (nachhaltiges Wirtschaften) überprüfen. Die Ergebnisse gehen in das neue, bankinterne E Rating ein, das derzeit weltweit bei Kunden der Rabobank getestet wird. Erste Ergebnisse aus den Niederlanden zeigen, dass sehr nachhaltig wirtschaftende Landwirte ein niedrigeres Risikoprofil aufweisen. Diese erhalten bessere Finanzierungskonditionen.
Was bleibt hängen?
Die Milchproduktion in Europa hat eine Zukunft. Allerdings wird diese nachhaltiger ausgerichtet werden. Wichtiger wird zudem die Transparenz. Milcherzeuger werden ihre Leistungen, die Sie für die Gesellschaft erbringen, sichtbar machen müssen.
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