34 Grad, die Sonne knallt vom Himmel, die Maispflanzen rollen ihre Blätter ein, jeder Schritt staubt. Noch zu gut sind die vergangenen Dürre-Sommer in Erinnerung. Es gibt Milchkuhbetriebe, die in der glücklichen Lage waren, ihre Flächen zu beregnen und so ihre Futtergrundlage abzusichern.
Im Futterbau beregnen oder nicht? Praktiker zeigen die Bandbreite der Möglichkeiten – von der Existenzsicherung bis hin zu deutlicher Ablehnung.
Doch was kostet die Bewässerung? Stellt der Einstieg in die Beregnung eine Alternative für Futterbaubetriebe dar? Oder sollte man in Zeiten knapper werdender Ressourcen lieber darauf verzichten?
Der Einstieg in die Beregnung ist teuer: Technik und wasserrechtliche Erlaubnis
Klar ist: Wer nicht auf bereits vorhandene Technik zurückgreifen kann (z.B. durch ehemaligen Kartoffelanbau) oder in einer landwirtschaftlich intensiv genutzten Region liegt, die Lohnberegnung oder eine Kooperation z.B. mit einem Gemüsebaubetrieb ermöglicht, muss tief in die Tasche greifen. Denn ein Neueinstieg in die Beregnung ist teuer:
Technik: Man benötigt Schläuche, eine Beregnungsmaschine (mit Großregner oder Düsenwagen) mit Antrieb, eine Pumpe (und Energie in Form von Diesel oder Strom) und einen Brunnen. Die jährlichen Festkosten betragen rund 200 bis 300 Euro/ha, variable Kosten (Energie-, Reparatur- und Arbeitserledigungskosten) belaufen sich auf etwa zwei bis drei Euro/mm. Eine Beregnungsmaschine schafft ungefähr 25 bis 30 ha pro Woche; manche Beregner (z.B. Kreisberegnungsanlagen) brauchen eine Flächenmindestgröße (ab ca. 20 ha).
wasserrechtliche Erlaubnis: Die untere Wasserbehörde (Landkreis) muss die Beregnung genehmigen (einmalige Gebühr). Etwa die Hälfte der Bundesländer erheben zudem ein Wasserentnahmentgelt (regelmäßige Kosten). Tipp: Bevor die Antragsunterlagen eingereicht werden, sollten Sie Ihr Anliegen persönlich vorstellen und erläutern, denn der Genehmigungsprozess ist komplex. Häufig sind die Wasserentnahmemengen limitiert, meist auf 600 bis 1.000 Kubikmeter pro Hektar und Jahr (60 bis 100 mm) oder nach betriebsindividueller Wasserbedarfsberechnung.
Wann lohnt sich eine Beregnung im Futterbau?
Obwohl Mais und Gras immer von einer regelmäßigen Wassergabe profitieren, stellt eine Beregnung im Futterbau aufgrund der hohen Kosten eher eine Art „Versicherung“ gegen Trockenperioden dar.
Silomais schafft bei optimaler Beregnung (auf Basis des Bodenwassergehalts) einen Mehrertrag von etwa 20%, wie die Landwirtschaftskammer Niedersachsen in einem langjährigen Beregnungsversuch herausfand. Auch eine reduzierte Beregnung, welche eine limitierte Wasserentnahmemenge abbildet, steigerte den Ertrag im Vergleich zur nicht beregneten Variante um ca. 10%. Leguminosen, z.B. die Sojabohne, befinden sich dort im zweiten Versuchsjahr und zeigten sich ähnlich beregnungsbedürftig wie Kartoffeln.
Beregnungsversuch LWK Niedersachsen
Standort: 33 Bodenpunkte
sandiger und leicht lehmiger Boden
langjähriger Durchschnittsniederschlag von 620 mm
Die Beregnung von Silomais kann in Dürrejahren den Ertrag sichern: vorne unberegneter, hinten beregneter Mais auf den Versuchsflächen der Landwirtschaftskammer Niedersachsen.
(Bildquelle: LWK Niedersachsen)
Im „normalen“ Ackerbau entscheiden die Mehrerlöse (Ertragsabsicherung auf höherem Niveau oder bessere Qualität der Ernteprodukte), ob sich eine Beregnung lohnt. Im Futterbau sollten die hohen Erschließungskosten (2.500 bis 5.000 Euro/ha, abzuschreiben auf 25 Jahre) einem mehrjährigen mittleren Bedarf gegenübergestellt werden: „Wenn ich in einem von zehn Jahren eine Beregnung benötigt hätte, dann wird das zu teuer. Wenn aber in vier, fünf oder sechs von zehn Jahren eine Beregnung meine Futtergrundlage sichert, kann sich das gegenüber dem Zukauf teurer Futtermittel durchaus rechnen“, erklärt Ekkehard Fricke, Landwirtschaftskammer Niedersachsen.
Welche Kulturen wann beregnen?
Während Ackergras in trockenen Jahren immer wieder über die gesamte Saison beregnet werden sollte (flachwurzelnde Pflanzen; geringe, dafür häufigere Gaben von ca. 20 mm), ist bei Silomais die Wasserversorgung zu Beginn der Blüte entscheidend. Ist es im Zeitraum von Mitte Juli bis Ende August zu trocken, sichert eine Gabe pro Woche die Kolbenbildung ab (Beginn des Fahnenschiebens bis zur Kornfüllung/Mitte Milchreife). Beginnen Sie bei einer nutzbaren Feldkapazität (nFK) von etwa 35 bis 40% (außer zur Blüte: 50% nFK) mit mittleren bis hohen Gaben (25 bis 35 mm), abhängig von der Aufnahmefähigkeit des Bodens.
Zweitfruchtmais trifft in der Regel auf einen von der Vorfrucht ausgetrockneten Boden, sodass dort häufig zusätzlich beregnet werden muss – daher Zweitfruchtanbau lieber nur bei ausreichend natürlichen Niederschlägen.
Viermal 30 mm – wie passt das zu einer limitierten Erlaubnis?
Berechnet wird die Wasserentnahme im Mittel über mehrere Jahre. So kann in sehr trockenen Jahren auch vier bis fünf Mal mit 30 mm beregnet werden, wenn dafür in einer regenreichen Saison eine oder keine Gabe ausreichen.
Dauergrünland benötigt im Normalfall keine Beregnung, da der Boden ausreichend Kapillare ausgebildet hat, um die Wasserversorgung sicherzustellen; zumal Gras bei wiedereinsetzendem Regen sehr regenerationsfähig ist. Einen Sonderfall bilden Kurzrasenweiden in der ökologischen Milchproduktion: Da hier der Aufwuchs in besonderem Maße für die Milchproduktion verantwortlich ist, kann zur Abwendung von zu starken Narbenschäden eine Beregnung von 1,4 mm/Tag (bzw. Nacht) bei langanhaltender Trockenheit wirtschaftlich sein (Quelle: Praxisversuch LWK NRW).
Weideflächen zu beregnen, wie hier ein Betrieb in Neuseeland, ist in Deutschland noch unüblich, kann aber auf Ökobetrieben günstiger sein als langfristige Narbenschäden.
(Bildquelle: Landwirtschaftsverlag GmbH)
Doch wird in Zukunft noch genügend Wasser verfügbar sein, um eine Erlaubnis zur Beregnung zu erhalten? Schätzungen zufolge wird sich zwar nicht unbedingt die Niederschlagsmenge im Jahresdurchschnitt ändern, wohl aber deren Verteilung (längere Trockenperioden am Stück). Nach Dürrejahren braucht es ergiebige, monatelange Regenfälle, bis die Wasserreserven im Boden wieder aufgefüllt sind. Tipp: Wer sich einen Überblick verschaffen will, wie es momentan aussieht, sollte sich den Bodenfeuchte-Viewer des Deutschen Wetterdienstes (DWD) anschauen.
Deswegen wird der Beregnungsbedarf im Ackerbau tendenziell ansteigen. Eine höhere Grundwasserneubildung ist zwar möglich, aber langwierig und aufwendig.
Klar ist: Langfristig darf nur so viel beregnet werden, dass ausreichend Grundwasser übrigbleibt, um die Trinkwasserversorgung zu sichern, die Ökologie der Flüsse gesund zu erhalten und dazu noch eine landwirtschaftliche Wassernutzung (Bewässerung, Tierhaltung) zu ermöglichen. Wasser wird daher voraussichtlich stärker limitiert, was sich auch bei der Verlängerung einer wasserrechtlichen Erlaubnis in geringeren erlaubten Wassermengen widerspiegeln kann.
Kluge Versuche: Innovative Ideen zur Beregnung
Wer trotzdem (weiterhin) beregnen will, braucht entweder eine effizientere Technik (z.B. Tröpfchenbewässerung) oder Wasser, das nicht aus dem Grundwasserkörper gespeist wird.
Der Abwasserverband Braunschweig verregnet das geklärte Abwasser (Brauchwasser) einer großen Kläranlage auf insgesamt 3.000 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche (Braunschweiger Modell). Auch eine Düngung mit Klärschlamm kann über die Rohrleitungen und Feldberegner erfolgen, die extra dafür ausgelegt sind. Mittlerweile kümmern sich vier Mitarbeiter darum, das Wasser bedarfsgerecht zuzuweisen, denn verregnet wird das Brauchwasser rund 10 Monate im Jahr (gewisse Abnahmepflicht für die Landwirte). Noch läuft das Projekt rechtlich über eine DIN-Norm (DIN 19650:1999-02, hygienische Belange von Bewässerungswasser). Die EU wird jedoch voraussichtlich Mitte des Jahres eine Verordnung auf den Weg bringen, welche den Einsatz von Brauchwasser für die Beregnung regelt. Diese Verordnung muss noch in nationales Recht umgesetzt werden. Trotzdem wird der Einsatz von Brauchwasser in Zukunft eine Alternative sein, wenn alle Beteiligten innovativ zusammenarbeiten.
Links ohne, rechts mit Tröpfchenbewässerung: Im Dürresommer 2022 konnten die Kühe das Kleegras dank regelmäßiger Wassergabe gut verwerten.
(Bildquelle: Landwirtschaftsverlag GmbH)
Der Schanzenhof der Familie Laakmann/Schreiber (Niederrhein/NRW) bewirtschaftet 140 ha sowie eine 95-köpfige Kuhherde ökologisch. Als Pilotprojekt haben die Betriebsleiter im August 2020 eine solarbetriebene Tröpfchenbewässerung in 30 bis 35 cm Tiefe auf ihrem Acker installiert. Das Besondere: Das dort angebaute Kleegras beweiden die Kühe in Form einer Kurzrasenweide. „Im Dürrejahr 2022 hat sich gezeigt, dass die Pumpe die Länge nicht geschafft hat“, berichtet Ruth Laakmann, „aber dort, wo die Bewässerung lief, sah die Fläche richtig gut aus.“ Eine Beregnung stelle den Futterbau sicher, denn gerade im Biobereich ist es schwierig, geeignetes Grundfutter zuzukaufen. Nach fünf Jahren wird das Kleegras umbrochen und Silomais auf der Fläche angebaut. Eine tiefe Bodenbearbeitung ist ausgeschlossen, daher wird beim Mais flach gepflügt (geschält) oder pfluglos mit reduzierter Bodenbearbeitung gearbeitet werden. Insgesamt soll die Tröpfchenbewässerung rund 15 Jahre halten.
Fazit: Beregnung kritisch hinterfragen
Bleibt festzuhalten: Zwar wird sich eine Beregnung im Futterbau oder von Weideflächen in Zukunft durch länger werdende Trockenperioden wirtschaftlicher darstellen als heute. Dennoch bleibt die Frage, wie viel Wasser dann tatsächlich noch für eine Beregnung zur Verfügung steht. Schon heute werden beispielsweise in Niedersachsen drei Fünftel des in der Landwirtschaft benötigten Wassers benötigt, etwa zwei Fünftel geht in die Tierhaltung. Beregnung für Futtermittel ist akzeptierter als Beregnung für die Biogaserzeugung. Dennoch sollten Sie in wassersparende Technik investieren und Alternativen zum Grundwasser (Brauchwasser, Regenrückhaltebecken usw.) in Betracht ziehen.
Besser: Sortenwahl und wassersparende Bodenbearbeitung
Viele Milcherzeuger werden aufgrund der hohen Kosten und vielleicht auch aufgrund ethischer Bedenken (höherer Wasserverbrauch vs. Wasser als knappes Gut) auch weiterhin ohne Beregnung auskommen müssen. Sinnvoll ist es in jedem Fall, den Futterbau schon heute auf einen „wassersparenden Anbau“ auszurichten:
den Boden durch Mulchsaat, Direktsaat oder Zwischenfrüchte stets bedeckt halten (pflugloser Maisanbau oder ultraflache Bodenbearbeitung),
organisch düngen und Mulch auf dem Feld belassen, um die Humusvorräte im Boden erhöhen,
ausreichend kalken, um den pH-Wert für die Bodenorganismen optimal einzustellen,
die Bodenstruktur durch Tiefwurzler wie Luzerne oder Rotklee verbessern und Bodenwasservorräte erschließen,
trockentolerante Mais- und Grassorten sowie ggfs. verschiedene Reifegruppen wählen.
In Zusammenarbeit mit Ekkehard Fricke, LWK Niedersachsen, und Dr. Franziska Gromadecki, Abwasserverband Braunschweig.
Was sind mögliche Konsequenzen des Klimawandels im Futterbau? Und welche alternativen Pflanzen kann man im Ackerfutterbau und Dauergrünland nutzen? Zwei Interviews.