Dafür die eigenen Bullenkälber selbst zu mästen, gibt es verschiedene Gründe. Wir haben uns mit drei Milcherzeugern unterhalten, warum sie mästen, wie viel sie investieren mussten und ob sich dieser Aufwand lohnt.
Elite: Mästen Sie (alle) Bullenkälber selbst bzw. lassen Sie mästen? Mussten Sie in Stallplätze investieren?
Sophie Kroll-Fiedler: Seit einem Jahr lassen wir unsere Bullen- und Mastkälber von Ammenkühen aufziehen. Mehrere Ammen laufen mit je...
Dafür die eigenen Bullenkälber selbst zu mästen, gibt es verschiedene Gründe. Wir haben uns mit drei Milcherzeugern unterhalten, warum sie mästen, wie viel sie investieren mussten und ob sich dieser Aufwand lohnt.
Elite: Mästen Sie (alle) Bullenkälber selbst bzw. lassen Sie mästen? Mussten Sie in Stallplätze investieren?
Sophie Kroll-Fiedler: Seit einem Jahr lassen wir unsere Bullen- und Mastkälber von Ammenkühen aufziehen. Mehrere Ammen laufen mit je drei Kälbern abgetrennt von der Herde. Um Platz zu schaffen, haben wir eine Halle gebaut, u. a. für den Ammenstall. Im Sommer gehen die Kälber mit den Ammenkühen auf die Weide und werden dann mit ca. sieben Monaten geschlachtet.
Elite: Warum haben Sie sich dazu entschieden die Kälber auf ihrem Betrieb zu mästen? Wie vermarkten Sie das Fleisch?
Sophie Kroll-Fiedler: Als Bio-Betrieb findet man kaum Bio-Abnehmer für Holstein-/Kreuzungskälber. Daher mussten sie bisher in die konventionelle Mast. Da wir keinen Einfluss darauf hatten, wohin sie gehen, kreuzen wir nun mit Angus und mästen selbst. Es ist eine Herausforderung, über 2.000 €/Kalb zu erzielen, da die Mast ca. 1.600 € inkl. Stallplatz, KF und die Schlachtung und Vermarktung ca. 600 € kostet.
Ammengebundene Kälberaufzucht
Familie Lassen wollten sich nicht länger rechtfertigen, dass sie die Kälber nach der Geburt von den Müttern trennen. Jetzt bleiben die Kälber zunächst bei der eigenen Mutter, dann bei Ammen.
Elite: Mästen Sie (alle) Bullenkälber selbst bzw. lassen Sie mästen? Mussten Sie in Stallplätze investieren?
Johannes Henkelmann: Wir melken Jersey- und Holsteinkühe. Wir ziehen nur wenige Bullenkälber auf, da wir bei 60 % der Kühe gesextes Sperma einsetzen. Selbst mästen wir ausschließlich die Jersey-Bullenkälber. Für diese haben wir Stallplätze zur Verfügung. Die männlichen Holsteinkälber bzw. Kreuzungskälber müssen wir mit 14 Tagen oder nach drei Monaten verkaufen.
Elite: Warum haben Sie sich dazu entschieden die Kälber auf ihrem Betrieb zu mästen? Wie vermarkten Sie das Fleisch?
Johannes Henkelmann: Wir mästen die Jerseykälber selbst, u. a. weil die jungen Bullenkälber dieser Rasse aufgrund ihrer geringeren Mastleistung nicht zu verkaufen sind. Wir vermarkten die Bullenkälber mit acht bis neun Monaten an eine kleine Metzgerei. Das Fleisch ist dann hochwertig. Finanzielle Vorteile bringt uns die Mast nicht. Es gibt für Jerseykälber keine Alternative.
Über vier Millionen Kälber werden jedes Jahr geboren, nur 30 % werden zur Remontierung benötigt. Der Kälberüberschuss sorgt zunehmend für Kritik.
Elite: Mästen Sie (alle) Bullenkälber selbst bzw. lassen Sie mästen? Mussten Sie in Stallplätze investieren?
Henning Schatt: Unsere Herde besteht ausschließlich aus Holsteinkühen. Wir mästen alle unsere Holstein-, aber auch Kreuzungs-Bullenkälber selbst. Denn Kühe, die mehr als dreimal besamt wurden oder mit denen wir nicht weiter züchten wollen, werden mit Angus- oder Weiß Blauer Belgier-Vererber besamt. Stallplätze sind für Bullenmast vorhanden.
Elite: Warum haben Sie sich dazu entschieden die Kälber auf ihrem Betrieb zu mästen? Wie vermarkten Sie das Fleisch?
Henning Schatt: Einerseits mästen wir unsere Bullen, weil Stallplätze, aber auch ausreichend Futterfläche zur Verfügung stehen. Zum anderen finde ich es kritisch, Kälber so früh zu verkaufen. Wir vermarkten unsere Bullen an ein großes Schlachtunternehmen. Die Mast bringt derzeit einen kleinen finanziellen Vorteil. Eine weitere Investition in die Mast würde sich aber nicht lohnen.
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Informationen zur Auswahl des richtigen Fleischrasse-Bullen:
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