Scandinavian Dairy Tour

„Wir waren schon 2018 für die Trockenheit gewappnet“

Viel Milch aus dem Grundfutter, dazu braucht es hohe Erträge und top Qualitäten. Per Larsson, aus Tibro (Schweden) gibt sich daher viel Mühe bei der Grundfutterproduktion.

Der silber glänzende Futtermischwagen fährt an Schienen entlang in Richtung Futtertisch. Die kleine Klappe öffnet sich und die Ration rieselt langsam vor und auf die Köpfe der roten Kühe, die ihre Schnauzen sofort in das frisch vorgelegte Futter stecken.

Betriebsleiter Per Larsson hat schon vor einigen Jahren in ein Bewässerung investiert. (Bildquelle: Landwirtschaftsverlag GmbH)

So viel Milch wie möglich aus dem Grundfutter

Die Fütterung ist für Per Larsson (Kårtorp Sörgården, Tibro) der zentrale Punkt, wenn es um die  Rentabilität seines Betriebes mit 200 Kühen (Swedish Red) geht. Deshalb haben sie hier im Betrieb in den vergangenen Jahren eine große Anstrengung darauf verwandt, das Grundfutter möglichst kostengünstig , in möglichst bester Qualität zu produzieren. „Den größten Anteil an den Futterkosten haben die selbst produzierten Futtermittel. Wir sind ziemlich gut darin, diese günstig zu produzieren", sagt Per Larsson und lacht.

Früh in Beregnung investiert

Im Hinblick auf eine günstige Fütterung spielt für Per Larrson natürlich zuerst einmal die Qualität der Grassilage eine Rolle. Durch hochwertige Grassilagen benötigt er, bei einer Leistung von 10.600 kg Energie-korrigierte-Milch (ECM, bisher Bio) nur 263 g Kraftfutter/kg ECM. Von den in seiner AMS-Herde verfütterten Kraftfuttermitteln produziert er dabei 44% (Getreide und Bohnen) selbst.
Außerdem ist für den Betriebsleiter ein konstanter Ertrag pro Hektar wichtig. In den letzten Jahren konnte er konstant einen TM-Ertrag von 7t pro Hektar Ackergras realisieren. Die Erträge auf der Weide schwanken jedoch zwischen 5 und 11t/ha.
Die Böden von bestehen aus leichtem und mittlerem Ton, die Niederschläge liegen bei 630mm im Jahr. „Besonders in der Wachstumszeit fehlt es hier an ausreichend Regen“, erklärt der Betriebsleiter.

Die Kühe werden automatisch gefüttert. (Bildquelle: Ostermann-Palz)

Familie Larsson hat in den vergangenen Jahren eine bereits bestehende Bewässerungsanlage wieder grunderneuert, um hohe Erträge langfristig garantieren zu können. „Dadurch waren wir 2018 bereits für die Trockenheit gewappnet. Und unsere Grundfuttererträge reichten für unseren Bestand aus.“  

Ration der Laktierenden

- Weide: 7 kg TM
- Grassilage: 8,3 kg TM
- Getreide und Bohnen: 3,0 kg TM
- Konzentrat (40% Eiweiß): 1,1 kg TM
Im Melkroboter erhalten die Kühe 1 bis 4kg Getreide plus 0,2 bis 3,8 kg Eiweißkonzentrat. Die Futteraufnahme liegt bei 25,8 kg TM.

Rolle rückwärts

Die in den vergangenen Jahren immer schwierigeren Wachstumsbedingungen sind für den Milcherzeuger ein Grund dafür, dass er wieder auf die konventionelle Bewirtschaftung zurückgegangen ist. Bei der konventionellen Milchkuhhaltung sind wir besser in der Lage, auch in Ausnahmejahren, konstant hohe Grundfuttermengen zu ernten. Denn hier können wir z.B. Stickstoff zukaufen.“ Daneben waren natürlich auch die steigenden Futterkosten und die nicht zufriedenstellenden Biomilchpreise weitere Gründe wieder umzusteigen. „Außerdem bin ich der Meinung, dass Bio-Lebensmittel nicht ganz oben auf der Agenda der Verbraucher stehen, wenn es um das Thema Nachhaltigkeit geht.“

per Larsson versucht die Eutergesundheit der Kühe über zwei Trockenstehergruppen zu stabilisieren. (Bildquelle: Landwirtschaftsverlag GmbH)

Gesunde Kühe, hohe Rentabilität

Per Larsson ist Unternehmer durch und durch. „Rentabilität und Unternehmertum sind für mich wichtige Themen. Nur ich selbst kann darüber entscheiden, ob mein Betrieb eine Zukunft hat und nicht unbedingt die Politik.“
Wenn es um die Rentabilität geht, ist für Per Larsson die Gesundheit der Herde ein zweiter wichtiger Punkt. Da in Schweden der Antibiotika-Verbrauch sehr eingeschränkt ist, versucht er die Eutergesundheit der Kühe über zwei Trockenstehergruppen zu stabilisieren. In der einen Trockenstehergruppe sind nur eutergesunde Kühe. In der Trockenstehergruppe mit Zellzahl-Kühen wird dann antibiotisch trockengestellt. 

Betriebsspiegel

· Kühe: 200
· Leistung: 10.600 kg ECM (bisher Bio)
· Drei Lely-Melkroboter
· 246 ha Ackerland
· 100 ha Weide

Berater, Tierärzte: Alle an einen Tisch

Doch ist der bisher eingeschlagene, betriebliche Weg richtig? Für Per Larsson gehört es zum Unternehmertum auch dazu, regelmäßig seine Entscheidungen zu kontrollieren und zu hinterfragen. Deshalb wertet er kontinuierlich, seine Daten aus und holt sich den „Blick von außen“. So treffen sich bei ihm regelmäßig sein Tierarzt, Berater und auch Berufskollegen, um den Milchkuhbetrieb zu durchleuchten, getroffene Entscheidungen zu bewerten und über künftige Entwicklungen zu beraten. „Welche Entscheidung richtig oder falsch ist, ist für jeden Betrieb sehr unterschiedlich“, sagt Per Larsson.

Ein vierter Melkroboter wäre ohne weiteres möglich

Und was bringt die Zukunft für den Betrieb Kårtorp Sörgården? In den kommenden Jahren will er vielleicht weiter in Technik investieren. So besteht bereits jetzt die Möglichkeit einen vierten Melkroboter zu installieren.
„Für mich ist nicht nur die ökologische Nachhaltigkeit, sondern auch die soziale Nachhaltigkeit des Betriebes wichtig.“ Seine Mitarbeiter und er sollten sich am Arbeitsplatz wohlfühlen, eine angemessene Arbeitsbelastung vorfinden und Zeit zur Regeneration haben. „Das strebe ich an. Aber die Umsetzung ist auch einer der größten Herausforderungen, der ich mich stellen muss!“

Der alte Stall wurde für die Kälber umgebaut. (Bildquelle: Ostermann-Palz)

Info Milchproduktion Schweden:

- Hohe Biosicherheit ist in Schweden gesetzlich vorgeschrieben. Schweden ist frei von TB, ParaTB, IBR und BVD-frei.
- Geringer Antibiotika-Verbrauch. Selektives Trockenstellen ist hier sehr verbreitet.
- Tierwohl wird groß geschrieben. Jeder Kuh müssen mindestens 8,5 m2 zur Verfügung stehen. Weidepflicht besteht auch für konventionelle Milchkuhbetriebe. Alle Tiere, die älter als sechs Monate sind unterliegen dem „Weidegebot“. Sie müssen an mindestens 120 Tagen im Jahr freien Zugang zur Weide haben.
- GMO-frei ist für alle Betriebe Pflicht, schon seit einigen Jahren.
- Die Betriebe wachsen, aber auch hier ist die größte Herausforderung die fehlenden Arbeitskräfte. Es steht viel Fläche zur Verfügung, die weit unter dem mitteleuropäischen Preisniveau liegt.
- Die Nebenerlöse aus den Tierverkäufen, aber auch die Anteile an öffentlichen Prämienzahlungen und Direktzahlungen sind höher als in Deutschland.
- Milchaufkommen in Schweden: 2.764 Mio. kg 2.733 Milchkubetriebe mit einer durchschnittlichen Leistung von 10.917 kg ECM pro Kuh; durchschnittliche Herdengröße 107 Kühe
Hinweis: Diese Reportage ist im Rahmen des Kongresses der European Dairy Farmers in Skövde (Schweden) im Juni 2023 entstanden.

(Bildquelle: elite)

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