„Das letzte Mal, als ich einen Futtermischwagen gefahren habe, war während meiner Ausbildung“, erzählt der 38-jährige Milcherzeuger Johannes Vogel. Seinen 140 Kühen der Rasse Red Holstein legt er nur alle fünf bis sechs Tage – bei warmen Temperaturen alle zwei bis drei Tage – eine Teil-TMR vor. Statt Futtermischwagen oder automatischer Fütterung, ist der Siloblockschneider alles, was der Milcherzeuger aus dem Sauerland an Fütterungstechnik besitzt. Und Milch melkt er...
„Das letzte Mal, als ich einen Futtermischwagen gefahren habe, war während meiner Ausbildung“, erzählt der 38-jährige Milcherzeuger Johannes Vogel. Seinen 140 Kühen der Rasse Red Holstein legt er nur alle fünf bis sechs Tage – bei warmen Temperaturen alle zwei bis drei Tage – eine Teil-TMR vor. Statt Futtermischwagen oder automatischer Fütterung, ist der Siloblockschneider alles, was der Milcherzeuger aus dem Sauerland an Fütterungstechnik besitzt. Und Milch melkt er trotzdem: Seine Herde erreicht eine jährliche Milchleistung von 12.000 kg. Schon im alten Boxenlaufstall, in dem jetzt die Jungrinder stehen, war die Familie mit der Siloblock-Fütterung im Weelink-System zufrieden. Das holländische System hat sich dort bis heute bewährt.
Mobile Mischtechnik
Gemischt wird die Ration für die automatisch gemolkene Hochleistungsherde nur dreimal im Jahr in zwei großen Misch-Lkws des Lohnunternehmens Upgang. Das Lohnunternehmen erstellt vor Ort nach Rezept betriebsindividuelle Mischungen auf Vorrat. Insgesamt 1.000 Tonnen Futter, zusammengesetzt aus Grassilage, Maissilage, Ausgleichsfutter und Biertreber, hat das Lohnunternehmen Ende April diesen Jahres zu einer homogenen Mischung für die laktierenden Kühe gemacht. Die Mischleistung beträgt bei Vogels 70 Tonnen pro Stunde. Gelagert wird die Vorrats-TMR in zwei Fahrsilokammern. Die unterschiedlichen Grasschnitte siliert Johannes Vogel als Sandwichsilage in einem im Jahr 2014 erbauten Fahrsilo. Denn für das Anlegen einer Vorrats-TMR ist neben der reinen Silage zusätzlicher Platz für die Vorrats-TMR nötig. „Die TMR reicht etwa für vier Monate. Im September kommen Upgangs dann erneut auf unseren Hof“, sagt Johannes Vogel und blickt auf die saubere Anschnittfläche des Silos.
Simpel und preiswert
„Aktuell ist das Mischen auf Vorrat unser System. Selbst mein Vater kann mit seinen 70 Jahren sonntags alleine die Stallarbeit erledigen, da wir an diesem Tag nicht füttern müssen.“ Auch neue Lehrlinge können problemlos das Füttern übernehmen. Da die Futterkomponenten von Anfang an stabil sind, gibt es bei Vogels so gut wie keine Futterverluste. Was die Futterkosten inklusive Mischkosten angeht, liegt der Betrieb derzeit im Vergleich zu konventionell fütternden Betrieben im unteren Kostenbereich.
Auch Albart Coster, Fütterungsberater bei Dairy Consult in den Niederlanden, unterstreicht die Kostenersparnis, Flexibilität und Einfachheit des Vorrats-Fütterungssystems. Er betreut schon lange sowohl in den Niederlanden als auch in Deutschland Betriebe mit Vorrats-TMR. Das reine Mischen koste unter optimalen Bedingungen rund 1 ct/kg Milch. Im Vergleich zu einer Investition in einen eigenen Mischwagen, inklusive Diesel- und Arbeitskosten, seien die Kosten für eine Vorratsmischung jedoch sehr überschaubar. Welche Kostenersparnis erzielt wird, hängt allerdings auch davon ab, welche Mischleistung erreicht wird. Oft sinke diese aufgrund der betrieblichen Infrastruktur oder auch aufgrund der Auswahl und Anzahl an Komponenten. Im Durchschnitt mischt Upgang 50 Tonnen pro Stunde.
Hoher Vorschub
Der Berater betont, dass die niedrigen Futterverluste sowie Futterkosten auch mit dem höheren Vorschub einer Vorrats-TMR zusammenhängen. Denn beim Füttern einer Vorratsmischung sind nicht zwei oder drei Silohaufen zeitgleich geöffnet, sondern nur einer. Zudem erwärmt sich eine Vorratsmischung weniger, da die Essigsäurebildung höher ist als bei reiner Silage. Um Nacherwärmung zu vermeiden, ist es laut Arnt Schäfers, Fütterungsberater des Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH), beim Silieren einer Vorrats-TMR außerdem wichtig, dass
- die Komponenten mindestens einen TS-Gehalt von 40% haben
- und eine Silierdauer von mindestens 14 Tagen eingehalten wird.
Wie beim herkömmlichen Silieren funktioniert die Verdichtung umso besser, je kürzer die Häcksellänge ist. Sind die Silagen stabil, könne man auf den Einsatz von Siliermittel verzichten.
Just in Time
Der Zeitpunkt der Fütterung, das tägliche Nachschieben sowie die Reinigung des Futtertisches sind fest in den Betriebsalltag eingeplant. Das Mischen der Vorrats-TMR kann sich je nach Ernte oder anderen Terminen jedoch kurzfristig verschieben. Es ist auch möglich, zugekaufte Futtermittel just in time mit in die Ration mischen zu lassen. Das erspare Zeit, Platz und Kosten für das Abdecken der Futtermittel. Der logistische Aufwand ist jedoch nicht zu unterschätzen. Es ist auch denkbar, den Mischtermin mit der Gras- oder Maisernte zusammenzulegen und das frische Material sofort einzumischen. Das ist laut Vogel jedoch schwer mit dem Wetter vereinbar.
Berechnet ist berechnet
Größter Nachteil der Mischung auf Vorrat ist, dass an der Rationsberechnung nicht mehr gefeilt werden kann. Wenn die Vorrats-TMR einmal im Fahrsilo ist, ist sie im Fahrsilo. „Ist beispielsweise der Harnstoff-Wert der Milch im Keller oder schießt durch die Decke, sind die Möglichkeiten am Melkroboter begrenzt, dieses Defizit auszugleichen“, sagt Johannes Vogel. Es lassen sich lediglich Rückschlüsse für die nachfolgende Ernte, Silierung, Mischung sowie Rationsberechnung ziehen.
Passt das System zum Betrieb?
Ob die Praxisbetriebe mit einer täglichen Mischung (noch) mehr Milch melken würden, ist fraglich. Johannes Vogel vermutet, dass sich dadurch die Inhaltsstoffe der Milch seiner Kühe noch verbessern könnten. Er betont: „Wichtig ist, dass das System der Vorrats-TMR zum Betrieb und Betriebsleiter passt.“ Die Mischung macht´s!
Rundballen für kleine Gruppen
Milcherzeuger Johannes Göcke füttert schon seit Langem seine Trockenstehergruppe, die in der Regel etwa zehn Kühe umfasst, mit einer Vorrats-TMR in Rundballen. Die Lagerung in Ballen sei für eine so kleine Gruppe aufgrund des niedrigen Vorschubs die ideale Lösung. Nur so ist eine homogene und immer gleich bleibende Ration möglich. Das Pressen und Wickeln der Vorratsmischung in Rundballen bietet das Lohnunternehmen Upgang ebenfalls an. Abgerechnet wird pro Rundballen und nicht nach Stundenlohn, wie es beim Lagern im Fahrsilo der Fall ist. Bevor die Familie Göcke in Kontakt mit Christoph Upgang getreten ist, erhielten die Trockensteher lediglich eine mit Stroh aufgewertete Kuh-TMR. Heute füttern Göckes sie einphasig mit einer separaten Ration aus Mais, Futterstroh, Raps-Extraktionsschrot, Futterkalk und Mineralfutter. Berechnet wurde die Ration zwar mit Wasser, aus arbeitswirtschaftlichen Gründen wird dies jedoch nicht eingemischt. „Das Hinzufügen von Wasser funktioniert vielleicht beim täglichen Mischen, aber nicht bei einer Vorrats-TMR. Das würde den Zeitplan sprengen“, ist sich der Milcherzeuger sicher. Christoph Upgang kann das bestätigen. Die rund 80 laktierenden Kühe, vorwiegend Fleckvieh, füttert der Betrieb ebenfalls mit einer Vorrats-TMR. Und das zwei Mal täglich mit einer Futterverteilschaufel.
Vorrats-TMR und Weide
Mit Nacherwärmung und hohen Futterverlusten haben auch solche Betriebe zu kämpfen, die den Kühen Weidegang bieten. So auch der Bio-Milchkuhbetrieb Koepon Mecklenburg. Der Betrieb mit insgesamt 1.020 Jerseys hat vor einem Jahr damit begonnen, eine Vorrats-TMR für die Trockensteher im Fahrsilo zu lagern. Der Milchkuhbetrieb erreichte nicht den nötigen Vorschub. Nacherwärmung war die Folge. „Wir haben es einfach ausprobiert und Blut geleckt“, sagt Betriebsleiterin Julia Rehm. Um auf die schwankenden Futteraufnahmen auf der Weide reagieren zu können, mischen sie täglich Mineralfutter mit in die TMR. „Durch die Vorrats-TMR haben wir keine Futterverluste mehr und können unseren Trockenstehern täglich eine homogene Ration anbieten.“
Das Problem, viele Mitarbeiter managen zu müssen, hat Milcherzeuger Thomas Apelt nicht. Im Gegenteil: Er versorgt häufig alleine 90 Milchkühe. Diese kommen im Sommer Tag und Nacht auf die Weide. Die Abkalbung findet saisonal statt. Da bei Apelts von Frühling bis Herbst ein Trecker inklusive Mischwagen nicht benötigt wird, entschied sich die Familie vor 22 Jahren für die Vorrats-TMR. So bleibt genug Zeit, die Abkalbungen zu managen. „Umso weniger Routinearbeiten anfallen, desto besser für mich“, sagt Betriebsleiter Thomas Apelt. Er und sein Sohn planen den Futtervorrat immer so, dass bis spätestens Mitte April alle Futtermittel aufgebraucht sind. Sie überlegen, die Menge, die zum optimalen Weidestart in Zukunft eventuell doch übrig bleibt, in Rundballen wickeln zu lassen. Außerdem möchten Apelts in Zukunft die Querverteilung der TMR auf dem Futtertisch mit der Schüttelbox intensiv untersuchen. Bisher begleiten Vater und Sohn die Ernte und das Mischen mit der Schüttelbox, um den ein oder anderen Fehler ausräumen zu können. So wurde beispielsweise die Mischdauer angepasst oder der Häcksler mitten in der Mais-Ernte gewechselt. Steffen Apelt betont: „Zwischen den Abkalbungen können wir Fütterungsfehler wenig gebrauchen.“ Deshalb haben sie auch schon häufig die Vorrats-TMR im Labor analysieren lassen.
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