Zuchtwertschätzung Fleckvieh April 2022

Viele interessante Neueinsteiger 

Wobbler-Söhne sind stark im Kommen, neue Namen bereichern das Angebot und Linienalternativen werden immer wichtiger. Die neuen Zuchtwerte im Überblick. 

Diese Woche wurden die ersten Zuchtwerte in 2022 veröffentlicht (5. April 2022). Bei dieser Zuchtwertschätzung wurde die Basis um vier Monate vorgerückt, sodass nun alle Kühe, die zwischen April 2015 und März 2018 (vier bis sechs Jahre alt) die Basis darstellen. Die Single-Step Verfahren laufen unverändert für alle Merkmale mit den aktualisierten Daten- und Genotypbeständen. 

Zepter-Sohn Zero One liegt mit GZW 138 weiter an der Spitze der Nachkommen-geprüften Stiere.  (Bildquelle: Hauser, Genostar )

Ein Kommentar von Bernhard Luntz, LfL Tierzucht Grub: 
Zwar ist nicht alles neu im April, aber es gibt so Einiges aus der Tabellenspitze zu vermelden. Viele interessante Neueinsteiger werden die Angebotslisten in den nächsten Monaten bereichern. Vor allem die Wobbler-Söhne setzen deutliche Akzente, wobei von den 45 eingestellten Söhnen erst der geringere Teil ein Prüfergebnis aufweist. Mit Zero One ist der Spitzenplatz unverändert, aber dicht dahinter folgen Hierher (V: Hendorf) und Wombat. Hierher, ein Enkel von Hutera, eignet sich für Rinderbesamungen. Seine Nachzucht ist eher umsatzbetont und im leichteren Typ. Wombat kann sein Erstergebnis im Dezember deutlich verbessern und klettert auf Platz drei. Er führt damit die Gruppe der Wobbler-Söhne an.

Wobbler-Sohn Weitblick steigt mit GZW 134 auf Rang 7 der Nachkommen-geprüften Bullen ein.  (Bildquelle: Besamungsverein Nordschwaben e.V. )

Geprüfte Bullen: Fitness zählt 

  • Bullen mit einem hohen Verkaufspreis bleiben ganz besonders im Gedächtnis. Somit waren die Erwartungen an Weitblick (V: Wobbler) recht groß. Sein jetziges Ergebnis bestätigt das Vertrauen, zumal er vor allem in den Fitnesswerten herausragt. Ein ordentlicher Milchwert (MW) und ein hoher Fleischwert (FW) komplettieren das Ergebnis. Er sollte an rahmige Kühe angepaart werden.
  • Für die Exterieur-Liebhaber wird Woiwode, als weiterer starker Wobbler–Sohn, eine Augenweide sein. Sein Balkendiagramm ist bilderbuchmäßig und somit ohne Makel. Wer ihn einsetzt freut sich auch über gesunde Euter und über eine gute Melkbarkeit. Aufgrund seiner vielen Nachkommen wird noch eine große Datenmenge in den nächsten Monaten hinzukommen.
  • Die Söhne von Herzschlag wurden in den letzten Schätzungen viel diskutiert. Der Zuchtbericht von Herkules kann dabei als  typisch bezeichnet werden. Die umsatzbetonten Kühe weisen gute Euter auf, mit den für Herzschlag bekannten Schwächen im Fundament. Es gilt aber auch, auf die Striche zu achten.
  • Happyday hat einen Namen, der auch zum Teil Programm ist: Seine Töchter fallen durch hohe Leistungsbereitschaft auf, was letztlich auch zu knapperen Inhaltsstoffen führt. Auch sollte er auf substanzvolle Kühe angepaart werden. Exzellente Zuchtwerte für Fundament und Euter unterstützen zunächst den Zuchtwert (ZW) Nutzungsdauer.
  • Ein stark nachgefragter genomischer Jungvererber (GJV) war Weissensee. Über Waban kann er seine gute Genetik in Szene setzen. Die eher knapprahmige Nachzucht ist stärker gewinkelt, überzeugt aber mit sehr funktionalen Eutern. Erfreulich ist dabei die korrekte Strichausbildung. Durch den länderübergreifenden Einsatz sind bereits über 160 Töchter linear beschrieben.
  • Westernhagen ist einer von nur vier angekauften Westkreuz- Söhnen. Die gut rahmigen Kühe haben sehr korrekte Fundamente. Er sollte auf euterstarke Kühe angepaart werden.

Hugoboss-Sohn Happyday weist Nachkommen-geprüft einen GZW von 131, einen MW von 124 und einen ÖZW von 129 auf.  (Bildquelle: KeLeKi, BVN)

Linienalternativen sind gefragt 

Die Erkennung der starken Genetik in den Testverfahren lässt die Linienvielfalt enger werden. Deshalb ist es wichtig, auch auf weniger verbreitete Linien zu achten und diese auch einzusetzen.
  • Percussion ist ein sehr interessanter Vertreter der Linie Pollux und über MV Impression kommt eine weitere Besonderheit. Die übrigen Söhne mit Vaters Peron haben wohl kaum eine Chance auf stärkere Verbreitung. Zwar sind seine Töchter eher etwas leichter, haben funktionale Euter und einen Zuchtwert für längere und dickere Striche. Sein Einsatz verspricht auch Eutergesundheit.
  • Linienmäßig interessant ist auch Zerberus, durch den die ehemals starke Linie Zelot gut vertreten wird. Er hat seinen Zuchtwert in den letzten Schätzungen stetig steigern können und zeigt in den Merkmalsbereichen keine Schwächen. Hervorzuheben ist dabei der ganze Bereich der Eutermerkmale. Auch sein Einsatz verspricht sehr funktionale Zitzen. Die Fundamente sind tadellos.
  • Die eigentlichen Fruchtbarkeitsdaten laufen bei den Jungkühen erst zu einem späteren Zeitpunkt auf. Somit kann es auch bei älteren Bullen noch zu Rangverschiebungen kommen. Worldcup, dessen Söhne bereits länger im Einsatz sind, kann sich jetzt durch weitere Besamungsmeldungen zu seinen Töchtern, einen Anstieg im Gesamtzuchwert (GZW) sichern.
  • Für Vollendet war dieser Effekt eher gegenteilig. Er verliert in der weiblichen Fruchtbarkeit und gibt fünf Punkte im GZW ab. Insgesamt verlief diese Schätzung sehr erfreulich für die Rasse. Viele neue Namen ermöglichen neue Chancen. Der Blick auf das Genom macht zudem die Vorhersage auch sicherer. Das wiederum verbessert die Zuverlässigkeit der jungen Vererber.

Person-Sohn Percussion bietet mit GZW 130 Outcross-Potenzial.  (Bildquelle: KeLeKi, BVN )

Jungvererber: Ein erlesenes Menü

Viele neue Namen bereichern das Segment der genomischen Jungvererber. Drei davon belegen die „Stockerlplätze“.
  • Mit Sputnik kommt ein weiterer, hoch eingeschätzter Spartacus-Sohn in die Population, dessen Vererbungsprofil nahezu auf der Zunge vergeht. Außerdem deutet sich Leichtkalbigkeit an.
  • Ein weiterer Erfolgsbeweis für die Hornloszucht ist Wirbelwind P*S. Sein GZW profitiert vor allem durch enorme Fitness und hier vor allem durch gute Gesundheitsmerkmale. Auf den ZW Strichdicke sollte aber geachtet werden.

Der genetisch hornlose Jungvererber Wirbelwind P*S überzeugt mit viel Milch (127) und Fitness (129).  (Bildquelle: KeLeKi, BVN )

  • Matrose kommt über Mcgyver aus einem selteneren Zweig der Malf-Linie. Auf substanzvollen Kühen verspricht er viel Milch.
  • Zuckerhut sollte wegen seines ZW Kalbeverlauf mit Bedacht eingesetzt werden. 
  • Zeneka kommt ist aus der gleichen Mutter wie Jedi, von der auch noch weitere Söhne im Einsatz sind. Auch bei ihm sollte der ZW für Bemuskelung Beachtung finden.
  • Eine Bereicherung der Hornloszucht ist Wannabe PP*. Als reinerbiger Waalkes Pp*-Sohn stößt auf die absoluten Top-Plätze vor. Mit einem günstigen Kalbeverlaufszuchtwert wird er große Beliebtheit finden. Allerdings ist auch hier wieder Mahango im Pedigree.
  • WetWetWet ist einer der wenigen Söhne von Wettiner,  der sich seit langer Zeit den Abschreibungen widersetzen kann. Zusammen mit den weiteren GJV sollte das Portfolio für jeden Geschmack das passende bereithalten.

Helikon-Sohn Highness stellt mit GZW 150 die aktuelle Nr. 1 der Jungvererber, ist aber frühestens ab Juni erhältlich.  (Bildquelle: Müller, Bayern Genetik)

EliteFrauen

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von Katrin Hilbk-Kortenbruck

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