Zuchtwertschätzung Fleckvieh Dezember 2021 

Konstante Spitzenvererber und neue Talente

Zero One, Hokuspokus und Enjo dominieren die geprüften Bullen, Sunshine ist neuer Listenführer der Jungvererber. Die neuen Zuchtwerte im Überblick. 

Diese Woche wurden bereits zum dritten Mal die Zuchtwerte für Fleckviehbullen anhand des neuen Single-Step-Verfahrens berechnet. Die Dezember-Zuchtwertschätzung verzeichnet viele neue Talente bei den genomischen Bullen sowie neue und bekannte Nachkommen-geprüfte Bullen an der Spitze. Auch die Hornlosvererber können insgesamt gut mithalten. 
Ein Kommentar von Bernhard Luntz, LfL Tierzucht Grub: 
Das Christkind ist den Fleckviehzüchtern durchaus wohlgesonnen. Zwar gibt es nicht die ganz großen Paukenschläge, dafür zeigt sich die Fleckviehspitze relativ konstant und mit guten, neuen Kombinierern kann man ordentlich in die Winterbesamungen starten. Dass sich diesmal kaum Veränderungen bei den immer noch aktuellen TOP Bullen der letzten Schätzungen ergeben, ist sicher auch ein Verdienst des wesentlich genaueren Single-Step Verfahrens.

Geprüfte Bullen: Etoscha-Söhne im Anmarsch

  • Die Liste der geprüften Bullen wird angeführt von Zero One, der allerdings als FH5 Träger und einem problematischen Geburtsverlauf nur auf begrenztes Interesse stoßen wird. Dicht dahinter ist bereits Hokuspokus, der über die Fitness weiter punkten kann. Nicht mehr ganz neu, aber jetzt im Rampenlicht ist Enjo (v. Elvis). Seine Töchter kombinieren Milchmenge und Gesundheit auf hohem Niveau und führen bereits zu einer hohen Sicherheit in GZW und MW. Er sollte auf euterstarke Kühe angepaart werden.
  • Diesmal bieten viele Neulinge ein ausgeglichenes Zuchtprofil. Interessant ist der aktuell beste Etoscha-Sohn Exklusiv, der ohne erkennbare Schwächen ein erstmaliges Prüfergebnis vorlegt. Seine Töchter versprechen eine hohe Nutzungsdauer, auch infolge der guten Zuchtwerte für Fundament und Euter. Bei 3500 geborenen Kälbern zeichnet sich Leichtkalbigkeit ab, er sollte aber nicht auf knapprahmige Kühe zum Einsatz kommen.
  • Die Familie der Wobbler-Söhne könnte eventuell im nächsten Jahr für Überraschungen sorgen. Als einer der ersten mit Töchterleistungen bietet sich Wombat an. Ein gutes Leistungsniveau und durchweg starke Fitnessmerkmale lassen einen breiteren Einsatz erwarten. Im Gegensatz zu seinem Vater produziert er eine rahmige Nachzucht. Mitbekommen hat er die Veranlagung zu funktionalen Eutern, wobei die Anpaarung auf Kühen mit feineren Zitzen eher ungünstig ist. Über Muttervater Melchior ist er alternativ gezogen.
  • Die bisher geprüften Hurly-Söhne machen ihrem Vater alle Ehre. Eine Auswertung ergibt, dass sie im GZW und Exterieur ihre Jahrgangsgefährten deutlich übertreffen. Hazienda schneidet in den Merkmalsblöcken gut und relativ gleichmäßig ab. Der ZW für Melkbarkeit ist zwar besser als der seines Vaters, trotzdem sollte die Kombination gut passen. Die Euter vererbt er unauffällig und ohne erkennbare Schwächen.
  • Gewaltig groß ist mittlerweile die Gruppe der Nachkommen von Hutera. Von den 190 Enkeln sind mittlerweile auch schon viele mit Prüfergebnis vorliegend. Über Haribo ist Harun durchaus interessant. Die bislang schon 120 bewerteten Töchter zeigen ein tadelloses Exterieurprofil. Das Highlight ist aber zweifellos die enorme Leistungsveranlagung, welche mit einem Milchmengen- ZW von über 1400 kg unterstrichen wird. Trotzdem habe seine Töchter eine ordentliche Bemuskelung und die Euter sind nicht zu groß. Er ist bereits gut abgesichert.

Nicht mehr ganz neu, aber jetzt im Rampenlicht ist Enjo (V. Elvis) mit GZW 137. (Bildquelle: Hauser)

Hornlose Genetik kann gut mithalten

  • Mit den zunehmenden Tierwohldiskussionen wird das Thema Hornlos sogar noch aktueller. Über Vermeer und Reumut ist jetzt Verden P*S eine Alternative. Auch er ist ein ausgeglichener Bulle in Milch, Fleisch und Fitness und könnte auf Kühe mit fettarmer Milch ganz gut passen. Die festsitzenden Euter haben z.T. kürzere Striche. Der guten Töchterfruchtbarkeit steht allerdings ein ZW von 89 im Melkverhalten gegenüber.
  • Bestätigend aber auch überraschend ist das Vererbungsbild von Mylife Pp*, wenn man auf den Exterieurbericht blickt. Typisch für Mahango Pp* sind die substanzvollen Kühe. Ein hoher Euter-ZW von 121, bei einer optimalen Strichplatzierung, ist bei seinen vielen Halbbrüdern nicht selbstverständlich.

Verden P*S bietet mit GZW 129 eine gute Alternative in der Hornloszucht. (Bildquelle: Bayern Genetik)

Jungvererber: Viele neue Talente 

  • Die Anhäufung vieler neuer Namen in den TOP20 ist auch ein Zeichen für ein sehr aktiv geführtes Zuchtprogramm. Der neue Listenführer hört auf den wohltuenden Namen Sunshine. Seine stärken sind ganz klar die hohen Inhaltsstoffe und die durchwegs guten Fitnessmerkmale.
  • Sein Halbbruder Senator stammt ebenfalls aus einer späteren Anpaarung. Über Mutters-Vater Manigo kommen auch seine Exterieurqualitäten.
  • Wundawuzi ist ein enorm Fitness-starker Neuling in der Liste.
  • Deluxe bereichert die Auswahl über die Linie Dior.
  • Habanero verspricht enormes Leistungspotential.
  • Jedi passt auf kleine Kühe und ist eine wichtige Linienalternative.
  • Wolkensteins Vater Wodonga kommt jetzt mit ersten Töchterleistungen. Im April wissen wir mehr.
  • Vogelfrei bietet Milch und Fleisch auf sehr hohem Niveau.
  • Wonderland und Webex können im April auf ihren  geprüften Vater Weiblick verweisen.
  • Moab steigt im Exterieur in die Fußstapfen seines Vaters Minor. Bei knappem Rahmen viel Funktionalität.
  • Hephaistos, nach einer griechischen Gottheit benannt, hat über Hokuspokus und Sisyphus auf enorm starke Abstammungen im Pedigree.

Senator (Sisyphus x Manigo) belegt mit GZW 143 den dritten Rang der Jungvererber.  (Bildquelle: Besamungsverein Nordschwaben)

Aktuelle Zuchtwertlisten zum Download: 

Eine einfache, aber konstante Fütterung und zwei Melksysteme sind Erfolgsgeheimnisse der (Lebens)leistungsstarken Fleckviehherde von Familie Wimmer am Chiemsee.

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