Unbeständiges Wetter mit nur kurzen Regenpausenperioden, kaum eine Chance auf eine Schönwetterfront in Sicht- das sind keine gute Nachrichten für die anstehende Grasernte. Dennoch muss der erste Grasaufwuchs gemäht und ins Silo gepackt werden. Je nach Standort und Wachstumsbedingungen ist das Erntefenster nur drei bis sieben Tage geöffnet. Nur wenn in diesem kurzen Zeitraum das Gras gemäht wird, lässt sich die Grassilage mit einem optimalen Rohfasergehalt produzieren. Wie geht man bei unbeständigen Wetter am sinnvollsten vor?
1. Das Erntefenster bestimmen
Beim Schnittzeitpunkt muss ein Kompromiss zwischen dem optimalen Erntezeitpunkt (Rohfasergehalt) und Befahrbarkeit bzw. möglichen Narbenschäden gefunden werden. „Zerfahrene“ Flächen haben nämlich gleich zwei Folgeschäden: Zum einen steigt die Gefahr von Futterverschmutzung. Durch verschmutztes Futter können Clostridien in das Silo gelangen, die wiederum den Gärverlauf beeinträchtigen. Buttersäuregärung, geringere Futteraufnahmen und schlechtere Tiergesundheit drohen.
Wenn möglich sollte das Gras zu Beginn des Ährenschieben-/ bzw. Rispenschiebens gemäht werden. Der Rohfasergehalt liegt hier bei 21 bis 23 %. Die Beurteilung des Schnittzeitpunktes anhand der Pflanzenhöhe (Bierflaschenmethode) bietet keine sichere Aussage, da die Höhe des Pflanzenbestandes aufgrund unterschiedlicher Wetterbedingungen zu Vegetationsbeginn nicht viel Auskunft über den Reifegrad der Pflanzen gibt.
Je nach Witterungsbedingung liegt der tägliche Rohfaserzuwachs im Frühjahr zwischen 3 und 8 g/kg Trockensubstanz (TS). Bei 8 g Faserzuwachs kann bereits nach fünf Tagen der Grasbestand zu alt werden (5 x 8 = 40 g/kg Rohfaserzuwachs; bei einem Fasergehalt von 230 g wächst der Grasbestand innerhalb von fünf Tagen bereits auf 270 g an). Das verdeutlicht, wie kurz das Erntefenster ist.
Tipp: Lassen Sie den Rohfasergehalt bestimmen. Die Analyse einer Grasprobe im Labor dauert etwa zwei Tage. Der optimale Schnittzeitpunkt ist gegeben, wenn der Rohfasergehalt bei etwa 22 bis 25 % liegt.
2. Grasbestand notfalls aufteilen
Bei unbeständigen Wetter stellt sich die Frage, ob die Grasernte womöglich in zwei Hälften geteilt werden sollte, um das Risiko die gesamte Ernte bei unpassendem Wetter einzufahren zu minimieren. An zwei Terminen zu mähen, das biete sich vor allem bei stark variierenden Standorten an. Auf tiefgründigen, warmen Standorten sind die Grasbestände oft früher „reif“ als auf schattigen, nassen oder hängigen Flächen.
Das Aufsplitten der Mahd bringt sowohl Vor-/ als auch Nachteile mit sich. Auf der einen Seite lässt sich das Wetter- Risiko verringern, auf der anderen Seite darf das Grassilo zum Übersilieren frühstens nach zehn Tagen wieder geöffnet werden. Um Einbußen bei der Gärqualität auszuschließen, sollte der zweite Teil des Garsaufwuchses separat eingefahren werden.
Tipp: Wenn kein separater Silolagerplatz vorhanden und in den kommenden Tagen kein besseres Wetter zu erwarten ist, die Grasbestände besser komplett mähen und einfahren.
3. Rasierschnitt vermeiden!
Nasses und verschmutztes Futter führt gerne zu Problemen mit Fehlgärungen in der Silage (Risiko einer Buttersäuregärung). Dafür verantwortlich sind die Sporen der Buttersäurebakterien, welche mir der Erde in das Silo gelangen. Grassilagen sollten nicht mehr als 80 bis 110 g Rohasche pro kg Trockensubstanz enthalten. Höhere Werte deuten aus eine Futterverschmutzung hin.
Verschmutzt wird das Ausgangsmaterial hauptsächlich durch lückenhafte Grasbestände und zu tief eingestellten Mäh- und Erntemaschinen. Dies führt zu hohen Rohaschegehalten und erhöht die Pufferkapazität des Futters. Als Folge sinkt der pH- Wert durch die Milchsäuregärung nur ungenügend ab.
Tipp: Der Schmutzeintrag lässt sich durch die richte Einstellung der Mähwerke (Schnitthöhe 7 bis 8 cm über der Bodenoberfläche) vermindern. Aber auch die Zetter, Schwaden und Pickups müssen richtig eingestellt sein. Die Zinken der Bearbeitungsgeräte sollten überall etwa 5 cm Bodenabstand aufweisen. Auch angepasste Fahrgeschwindigkeiten tragen zudem zu einer sauberen und narbenschonenden Arbeitsweise bei.
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Im Hinblick auf Fütterung und Futterknappheit ist eine möglichst hohe Qualität absolutes Ziel bei der Grasernte! Tipps, wie das Grassilieren gelingt.
4. Die Schlagkraft erhöhen!
Besonders bei schlechtem Wetter (Regen) ist eine ausreichende Schlagkraft der Silierkette gefragt. So lassen sich auch extrem kurze Trockenperioden wirkungsvoll nutzen (24- Stunden- Silage). Angeraten ist, das Gras in Kombination mit einem Aufbereiter zu mähen und in breite Schwaden abzulegen. Das Wenden macht bei kaltfeuchtem Wetter wenig Sin. Bei nassen Silagen ist die Frage, ob Häcksler oder Ladewagen in der Bergekette eingesetzt werden, nicht entscheidend. Jedoch können Ladewagen mit einem Kratzboden durch die Vorverdichtung oft mehr Frischmasse transportieren.
Womöglich muss die Schlagkraft der Erntekette durch einen oder mehrere Lohunternehmer erhöht werden., Dies kostet. Jedoch sollte bedacht werden, dass beim Warten auf eine Schönwetterperiode ebenfalls Kosten entstehen, da die Qualität der Silage abnimmt und später „verlorene“ Energie und „verlorenes“ Rohprotein teuer zugekauft werden müssen.
Tipp: Entscheidend ist, dass die Grasnarben so wenig wie möglich beansprucht werden und möglichst wenig Schmutz in das Erntegut gelangt.
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5. Siliermittel zusetzen
Je nasser die Silagen (<30 % TS), desto höher ist das Risiko von Buttersäuregärungen (siehe oben). Hier kommen Siliermittel ins Spiel. Sies können zwar die Verschmutzung der Futters nicht verringern, aber die Entwicklung der unerwünschten Buttersäurebakterien hemmen. Diese unterstützen die Milchsäuregärung, wenn die Silierbedingungen nicht optimal sind.
Bei der Wahl des Siliermittels sollte auf das DLG- Gütezeichen geachtet werden. Bei Silagen mit einem niedrigen TS- Gehalt werden Silierzusätze mit dem Gütezeichen 1a empfohlen. Diese verbessern die Vergärung bei schwer silierbarem Futter. In diese Kategorie fallen sowohl chemische als ach biologische Siliermittel (homofermentative Milchsäurbakterien).
Chemische Siliermittel (Salze, Säuren) führen unabhängig von dem Milchsäurebakterienanteil im Gras zu einer Absenkung des pH—Wertes und unterbinden somit die Bildung der unerwünschten Buttersäure. Durch die Unterdrückung der Buttersäure wird die Milchsäuregärung und somit auch ein optimaler Silierprozess gefördert. Wichtig: Bei chemischen Siliermitteln besteht die Gefahr von Korrosion an Maschinen. Deshalb unbedingt die Anweisungen des Herstellers beachten!
Bei einem TS-Gehalt zwischen 30 und 40 % ist es sinnvoll mit biologischen Zusätzen wie homofermentativen Milchsäurebakterien der Güteklasse ab zu abrieten, um Schadkeime zu unterdrücken und den Silierprozess somit positiv zu beeinflussen.
Tipp: Bei ungünstigen Witterungsbedingungen immer ein geprüftes Siliermittel (DLG- Gütesiegel 1a bzw. 1b) einsetzen. Das Siliermittel muss abhängig vom jeweiligen TS. Gehalt dosiert werden, bei einer Unterdosierung wird keine bzw. nur eine unzureichende Wirkung erzielt.
Quelle: Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Landwirtschaftskammer Oberösterreich, Bildungs- und Wissenszentrum Aulendorf, LfL
Kurz nach der Schnittnutzung lässt sich der Pflegebedarf gut aus der Grasnarbe ablesen. Welche Pflegemaßnahmen bei welchen Schäden helfen.