Die Umstellung von der Trockenstehzeit hin zur Laktation verlangt von den Kühen viel ab. Umso wichtiger ist es, schon mit der Vorbereitungsfütterung (Close up) vor der Kalbung den Grundstein für eine stabile Stoffwechsellage in den ersten Laktationswochen zu legen. Welche Energie- und Stärkegehalte sollten die Vorbereitungsrationen aufweisen?
Die Umstellung von der Trockenstehzeit hin zur Laktation verlangt von den Kühen viel ab. Umso wichtiger ist es, schon mit der Vorbereitungsfütterung (Close up) vor der Kalbung den Grundstein für eine stabile Stoffwechsellage in den ersten Laktationswochen zu legen. Welche Energie- und Stärkegehalte sollten die Vorbereitungsrationen aufweisen?
Empfehlungen gehen auseinander
Seitens der Empfehlungen (GfE/DLG) aber auch der Beratung werden unterschiedliche Energie- und Stärkegehalte für Vorbereitungsrationen angegeben bzw. umgesetzt. So werden Energiegehalte von 6,4 bis 6,8 MJ NEL/kg TM und Stärkegehalte von 100 – 200 g/kg TM, also eine relativ breite Spannweite, empfohlen.
Elite-Seminare: Fütterung
Die Zeichen der Kuh erkennen: Die Fütterung in der Transitphase muss konsequent an den Kühen kontrolliert werden. Dazu gehört eine Überwachung der Körperkondition.
Bisher ging man davon aus, dass höhere Gehalte in der Vorbereitung eher leistungssteigernd und dabei eine gute Vorbereitung auf die stärkereicheren Rationen in der Laktation sein könnten. Aus neueren Versuchen (Shi et al., 2020; Richards et al., 2020) weiß man jedoch, dass eine gemäßigte Kraftfuttergabe und Energieversorgung am Ende der Trockenstehzeit die Futteraufnahme in der Laktation verbessern, dabei aber die Einsatzleistung reduzieren kann. Damit könnte sich die Ausprägung der negativen Energiebilanz und somit die Stoffwechselbelastung reduzieren.
Übersicht 1: Versuchs- und Kontrollration
Versuch mit weniger Energie
Um herauszufinden, welche Auswirkungen geringere NEL- und Stärkegehalte unter deutschen Praxisbedingungen haben könnten, wurde im ZTT Iden ein Fütterungsversuch durchgeführt.
Dabei wurden 74 Holsteinkühe drei Wochen vor dem errechneten Kalbetermin in eine Versuchsgruppe (VG) und eine Kontrollgruppe (KG) eingeteilt. Die Gruppen waren hinsichtlich mittlerer Laktationsnummer, Leistungsveranlagung (Vorlaktation ECM VG: 11.654 kg, KG 11.878 kg) sowie Körpermasse, Rückenfettdicke und BCS vergleichbar. Die Ration der KG war an den DLG-Empfehlungen und an der bisherigen Vorbereitungsfütterung der Idener Herde ausgerichtet (6,5 MJ NEL). In der Versuchsgruppe waren der Kraftfutteranteil und somit die NEL- und insbesondere die Stärkegehalte geringer eingestellt (Übersicht 1).
Nach der Abkalbung erhielten wieder alle Kühe (VG und KG) eine identische Laktationsration. Am Ende konnten die Daten von insgesamt 74 Kühen vollständig ausgewertet werden.
Beide Gruppen über Bedarf
Übersicht 2: Insgesamt aufgenommene Gehalte
Ergebnisse aus dem Versuch:
- Aus den geringeren Energie- und Stärkegehalten der Ration und dem anfänglich noch deutlich geringeren TM-Verzehr der Versuchskühe in der Vorbereitungsphase ergaben sich entsprechend geringere NEL- und Stärkeaufnahmen.
- Trotzdem nahmen die VG-Kühe immer noch 160 % des Energiebedarfs kalkuliert nach GfE auf (resultiert aus der hohen Futteraufnahme; 14,8 bis 16,0 kg TM).
- Die Kontrollkühe mit ihren höheren TM- und NEL-Aufnahmen vor der Kalbung lagen sogar bei 180 % des Gesamtbedarfs (Übersicht 2).
- Zum unmittelbaren Laktationsstart gaben die Kühe der VG weniger Milch (1. Laktationswoche 30,6 kg, KG 33,2 kg).
- Die Messungen ergaben für die VG in der Frühlaktation höhere Futteraufnahmen ohne gleichzeitig erhöhte Milchleistungen.
- Daraus resultierte eine geringere Ausprägung der negativen Energiebilanz, was sich auch in den BHB-Werten im Blut widerspiegelte (Übersicht 3). In der Kontrollgruppe überstieg der BHB-Wert bis zur 4. Laktationswoche den Referenzbereich von < 1,0 mmol/l. Auch Parameter des Entzündungsgeschehens zeigten eine kritischere Situation für die KG an.
Übersicht 3: Gemessene BHB-Werte (mmol/l)
Für die Praxis
Aus der Untersuchung lässt sich schließen (bei zweiphasiger Trockensteher-Fütterung!):
- Die Energie- und Stärkegehalte in der Vorbereitungsration können im unteren Bereich (6,2 MJ NEL, 140 g Stärke je kg TM) oder knapp unter den aktuellen Empfehlungen eingestellt werden.
- Vor allem bei sehr guten Trockenmasse-Aufnahmen in der Vorbereitungszeit sollte auf geringere Energie- und Stärkegehalte gesetzt werden, da es ansonsten zu einer deutlichen Überversorgung (Gesamtmenge Energie- und Stärke), mit unerwünschten Folgen in der anschließenden Laktation, kommen kann. Das setzt natürlich eine regelmäßige Kontrolle der TM-Aufnahme voraus!
- Bei der Umsetzung in der Praxis sollte man behutsam und kontrolliert vorgehen.
Die Herde in Iden wurde bisher mit den gängigen Energie- und Stärkegehalten versorgt, ohne dass es zu einer deutlich verschlechterten Stoffwechsellage gekommen wäre. Dennoch zeigt sich, dass die moderat abgesenkten Gehalte sich auch hier aus Tiergesundheitssicht lohnen.
Weitere Infos zur Trockensteherfütterung: