Gerade an dunklen Wintertagen, wenn die Sonne nur kurz oder kaum scheint, kann es für Menschen im Stall mitunter schwierig sein, sich zurechtzufinden. Auch für Kühe ist Licht extrem wichtig, da es nicht nur ihre innere Uhr steuert, sondern auch auf Stoffwechsel und Hormonbildung wirkt. Reicht das Licht an dunklen Wintertagen nicht aus, kann sich das negativ auf Reproduktion und Milchbildung auswirken. Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um die Beleuchtung gibt Dr. Daniel Werner von der...
Gerade an dunklen Wintertagen, wenn die Sonne nur kurz oder kaum scheint, kann es für Menschen im Stall mitunter schwierig sein, sich zurechtzufinden. Auch für Kühe ist Licht extrem wichtig, da es nicht nur ihre innere Uhr steuert, sondern auch auf Stoffwechsel und Hormonbildung wirkt. Reicht das Licht an dunklen Wintertagen nicht aus, kann sich das negativ auf Reproduktion und Milchbildung auswirken. Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um die Beleuchtung gibt Dr. Daniel Werner von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen.
Sehen Kühe genauso gut wie Menschen?
Dr. Daniel Werner: Nein. Kühe nehmen Licht anders wahr. Dabei hängt die Sehschärfe von Kühen von den Lichtverhältnissen ab. Denn: An unterschiedliche Helligkeiten passt sich das Kuhauge etwa 12-mal langsamer an als das des Menschen. Im Tageslicht sehen Kühe deswegen schlechter als Menschen. Um sich trotzdem im Stall zu orientieren, nutzen Kühe weitere Sinne, schnuppern und fühlen und tasten sich langsam voran. Anders ist es nachts, dann sehen sie deutlich besser als Menschen, da sie eine reflektierende Schicht im Auge haben. Daher benötigen sie nachts kein Licht für die Orientierung. Beim Umgang mit Rindern müssen Menschen stets beachten, dass sich Kuhaugen viel langsamer an Hell-Dunkel-Unterschiede anpassen als menschliche Augen. Daher sollte man Ställe möglichst gleichmäßig ausleuchten.
Stört Kühe ein rotes Nachtlicht?
Dr. Daniel Werner: Wenn es ein helles rotes Licht ist, ja. Kühe können die Farbe Rot wahrnehmen, jedoch nicht zu Grün unterscheiden. Wer also im Stall nachts ein helles rotes Nachtlicht anlässt, damit er Licht beim nächtlichen Kontrollgang durch den Stall hat, wird die Kühe in ihrer Nachtruhe stören. Das Hormon Melatonin steuert den Tag-Nacht-Rhythmus eines Körpers und wird fast ausschließlich nachts produziert. Diese Synthese wird nachts schon ab 10 Lux gestört.
Kann man die Dunkelzeiten auch bei dreimaligem Melken einhalten?
Dr. Daniel Werner: Eine zu lange Beleuchtung kann sich negativ auf Milchleistung und Fruchtbarkeit auswirken. Daher sollten Sie, auch wenn Sie dreimal melken, versuchen, Ihren Kühen die benötigten Ruheperioden von täglich sechs Stunden zu ermöglichen. Eine Möglichkeit ist die individuelle Beleuchtung der Gruppen im Stall.
Wie viele Stunden am Tag muss es im Stall hell sein?
Dr. Daniel Werner: Laktierende Kühe benötigen Langtagbedingungen, also 13 Stunden Licht und 11 Stunden Dunkelheit. Trockensteher hingegen benötigen Kurztagbedingungen mit acht Stunden Licht und 16 Stunden Dunkelheit. Trockensteher und Laktierende brauchen daher entweder getrennte Ställe oder, wenn sie im selben Stall untergebracht sind, unterschiedliche Lichtzonen. Stimmt das Lichtregime, können laktierende Kühe mehr Milch geben und die Trockensteher besser ihre Euter regenerieren.
Warum sind LED-Leuchten so gut geeignet?
Dr. Daniel Werner: LED-Leuchten haben im Vergleich zu anderen Lampentechnologien einen sehr großen Blauanteil und verfügen über eine sehr lange Lebensdauer. Das gilt allerdings nur, wenn die LED-Leuchten über eine gute Kühlung verfügen. Bei Retrofit-Lösungen (LED-Lampen, die nachträglich in alte Fassungen gedreht werden) ist dies nicht der Fall. Mit guter Kühlung können diese Leuchten dann eine Lebensdauer von 50.000 bis zu 100.000 Stunden erreichen. Außerdem gehen beim Einsatz von LED-Lampen „nur“ 50 % der Energie durch Wärme verloren (bei Glühbirnen sind es bis zu 95 %!).
Stört flackerndes Licht im Stall die Kühe?
Dr. Daniel Werner: Dr. Werner: Ja! Kühe nehmen wesentlich mehr Bilder pro Sekunde wahr als Menschen. Deshalb können flackernde Lichtquellen im Stall für Kühe echte Nervtöter sein, auch wenn wir Menschen diese als nicht so schlimm wahrnehmen. Nutzen Sie möglichst Gleichstromregelungen, damit die Beleuchtung so wenig wie möglich flackert. Bei vorgeschalteter Elektronik hohe Frequenzen (mehr als 1 kHz) wählen.
Verbessern Lichtplatten in der Decke das Licht im Stall?
Dr. Daniel Werner: Jein – Lichtplatten bringen zwar Licht in den Stall. Sie sorgen im Sommer aber auch dafür, dass sich der Stall darunter erwärmt. Strahlungswärme lässt sich schlecht weglüften. Strahlt die Sonne dann durch diese Lichtplatten auf einzelne Liegeboxen, legen sich Kühe dort nicht mehr ab.
Kühe geben in der dunklen Jahreszeit bis zu 10 % weniger Milch. Das heißt jedoch nicht, dass man das Licht im Kuhstall jetzt permanent laufen lassen soll.